1142 Papier-, Pappen- und Cellulose-Fabriken. Zweck: Betrieb von Tapetenfabriken und sonstigen industriellen Anlagen aller Art und die Beteilig. an solchen sowie Handelsgeschäfte aller Art. Die Ges. bezeichnete das Geschäfts- jahr 1908/09 als ein Jahr des Konkurrenzkampfes, wie ihn die deutsche Tapetenindustrie zuvor noch nicht gesehen hat. Der Kampf entstand dadurch, dass zum ersten Male seit ca. 12 Jahren eine Verständigung zwischen den deutschen Tapetenfabriken über Verkaufs. preise u. Konditionen nicht zu erzielen war, u. die Fabriken sich gegenseitig durch niedrige Preise u. Bewilligung von Rabatten befehdeten. Vor Beginn des neuen Geschäftsjahres ist dann 1909 eine Einigung zwischen den meisten deutschen Tapetenfabriken zustande ge- kommen, indem von der Tiag mit dem Verein deutscher Tapetenfabrikanten ein Kartell zum Schutze der Verkaufspreise u. Konditionen geschlossen wurde. Das Geschäftsjahr 1908/09, das erste volle Betriebsjahr der Tiag schloss deshalb mit einem Verlust von M. 858 617, wovon M. 336 464 aus dem Gewinnvortrag des Vorjahres u. M. 29 348 aus den Res. gedeckt wurden. Hiernach verblieben ungedeckt M. 492 804, welcher Betrag vorgetragen wurde und sich 1909/10 um M. 314 006, also auf M. 806 810 Gesamtverlust erhöhte. Kapital: M. 7 250 000 in 7250 Aktien à M. 1000. Urspr. M. 8 800 000 in 2800 Vorz.-Aktien u. 6000 St.-Aktien, beschloss die a. o. G.-V. v. 30./5. 1908 behufs Aufnahme weiterer Tapeten- fabriken (s. oben) die Erhöh. des A.-K. um M. 7 000 000 in 2200 Vorz.-Aktien u. 4800 St.-Aktien. Nochmals erhöht lt. G.-V. v. 19./8. 1908 um M. 200 000 in 60 Vorz.-Aktien u. 140 St.-Aktien zwecks Erwerbung der Tapetenfabrik Georg Grossheim G. m. b. H., Elberfeld. Wegen der Vorzugs-Rechte der früheren Vorzugs-Aktien siehe dieses Handbuch, Jahrg. 1910/11, II. Bd. Neben den ersten Aktien wurden seitens der Gesellschaft unverzinsliche Ge- nussscheine zu je M. 1000 im Gesamtbetrage von M. 1 065 000 ausgegeben. Im J. 1910 wurden infolge des Ausscheidens der Tapetenfabrik Hansa Iven & Co. in Altona 672 Genuss- scheine eingezogen, sodass noch 333 Stück verblieben, die lt. G.-V. v. 28./1. 1911 zur Einzieh. kamen (s. unten). Da sich die Hansa Tapetenfabrik Iven & Co. in Altona im Rahmen der Tiag als verlustbringend erwies, genehmigte die G.-V. v. 11./10. 1910 die Abtrennung dieser Fabrikanlage, wogegen die Vorbesitzer die ihnen bei Gründung der Tiag ausgehändigten M. 5 110 000 (1600 Vorz.-Aktien u. 3510 St.-Aktien nebst 672 Genussscheinen) der Akt.-Ges. zur Verfüg. stellten. Um diesen Betrag, also um M. 5 110 000, wurde lt. G.-V. v. 11./10. 1910 das A.-K. von M. 16 000 000 auf M. 10 890 000 herabgesetzt. Der per 31./5. 1910 ausgewiesene Verlust-Vortrag von M. 806 810 (siehe oben), von dem die Vorbesitzer der Hansa Iven & Co. den grösseren Teil (M. 750 000) übernahmen, wird nach Durchführ. des Vertrages mit der Hansa nur noch ca. M. 60 000 betragen. Zum 28./1. 1911 war eine a. o. G.-V. mit folgender Tagesordnung einberufen: Anträge der Aktionäre Hugo Rasch und Genossen: 1. Den Vorstand und A.-R. zu ermächtigen, die der Ges. gehörigen Tapetenfabriken zu verpachten. 2. Das aus 3460 Vorz.-Aktien und 7430 St.-Aktien bestehende A.-K. im Betrage von M. 10 890 000 um 301 Vorz.-Aktien und 3339 St.-Aktien zwecks Tilgung der Unterbilanz und Vornahme von Abschreib. und Rückstell. dadurch auf M. 7 250 000 herabzusetzen, dass a) 301 Vorz.-Aktien u. 946 St.-Aktien als Gegen- wert gegen Übernahme von Vermögenswerten der Ges. in Ausführung der abzuschliessenden Pachtverträge und zwecks Ablös. von Genussscheinberechtigungen der Ges. von Aktionären zur Verfüg. gestellt werden; b) von den demgemäss zur Verfüg. gestellten St.-Aktien zur Ablös. von Genussscheinberechtig. 333 St.-Aktien den Berechtigten ausgehändigt werden; c) die in Gemässheit der Anträge sub 2 a u. b verbleibenden 6817 St.-Aktien im Verhältnis von 5: 3 zusammengelegt werden; d) die in Gemässheit des Antrags sub 20 zusammengelegten Aktien in Inhaber-Aktien umgewandelt, und den verbleibenden 3159 Vorz.-Aktien gleich- gestellt werden, unter Aufrechterhaltung des Vorzugs des Nachzahlungsrechts für die rück- ständigen Div.-Scheine der Vorz.-Aktien Nr. 2 u. 3 für die Geschäftsjahre 1908/09 u. 1909/10. 3. Nicht mehr als 4 % Div. zu verteilen u. die alsdann verfügbaren baren Mittel zur Amort. von Aktien nach den Beschlüssen der G.-V. zu verwenden. Die Verwalt. hofft, dass durch diese Reorganisation es möglich sein werde, eine Rente zu erzielen u. darüber hinaus in ab- sehbarer Zeit die Schulden der Ges. zu tilgen u. dann zur Amort. der Aktien schreiten zu können. Die G.-V. v. 28./1. 1911 nahm sämtl. Anträge an. Dieser für die Ges. weittragende Beschluss ist in allen seinen Teilen durchgeführt worden. Die Werke sind seitens der Ges. verpachtet worden, so zwar, dass die Grundstücke u. Gebäude seitens der Tiag den Vor- besitzern mitweise überlassen wurden. Alle übrigen Vermögensobjekte, insbes. Masch. u. Vorräte gingen in das Eigentum der Vorbesitzer zurück. Die einzelnen Werke, welche ihre Betriebe wieder für eigene Rechnung übernahmen, haben durchaus den in sie gesetzten Erwartungen entsprochen; sie arbeiten zufriedenstellend u. gewinnbringend. Aus Beuel wurde eine selbständige Akt.-Ges. aufgebaut, u. zwar unter Mitwirk. der Tiag u. mit Hilfe von Tiag-Werken. Die Tiag ist mit M. 300 000 Kapital beteiligt. Die Abteil. für Öldruck in Beuel wurde anderweitig vermietet. Die Gebäude von Beuel bleiben Eigentum der Tiag; die Masch. u. sonst. Einricht. u. Vorräte wurden dagegen im neuen Geschäftsjahr in das Eigentum der Rhein. Tapetenfabrik A.-G. übertragen. An der Papierfabrik Hoffnungsthal G. m. b. H. ist Tiag mit M. 300 000 St.-Anteilen u. mit M. 155 313 Darlehen beteiligt. Dieses Geschäft, welches seiner Zeit zu Beuel gehörte u. das in eine selbständige G. m. b. H. um- gewandelt worden ist, hat im verflossenen Jahre keine Rente abgeworfen. Die frühere Abteil. Georg Grossheim in Elberfeld wurde noch vor der Reorganisation der Tiag verkauft. Die Fabrik in Chemnitz, früher Langhammer gehörig, ist ausser Betrieb gesetzt; die Masch wurden ausverkauft, das Gebäude soll gleichfalls verwertet werden. Der Buchgewinn aus