Kohlenbergbau. 897 Vorkommen der Braunkohle in je einer ca. 3 km langen Mulde von 400–1000 m Breite, an die sich vereinzelt grössere seitliche Ausbucht. angliedern; in Edderitz liegt das Mulden- tiefste etwa 61 im tief, während es in Gerlebogk eine Tiefe von 90 m unter der Oberfläche erreicht. Die abbauwürdige Flözmächtigkeit schwankt in den beiden Edderitzer Kohlen- feldern zwischen 3–20 m, in den Feldern des Franzkohlenwerks zwischen 3–8 m; in Gerlebogk tritt ferner vereinzelt ein Oberflöz auf, in welchem Tagebaubetrieb unter günstigen Verhält- nissen stattfindet. In den Radegastern Mutfeldern ist die Kohle in sehr regelmässiger Ablagerung mit einer Mächtigkeit von 3–5 m in einer Tiefe von ca. 90 m durch eine Reihe von Bohrlöchern konstatiert worden. Die G.-V. v. 23./3. 1908 ermächtigte die Verwalt. zum Erwerb eines Braunkohlenfeldes, das sich zwischen dem Dorfe Holzweissig u. der Stadt Bitterfeld, unmittelbar an den Bahn- linien Bitterfeld-Halle u. Bitterfeld-Leipzig befindet. Das kohleführende Areal umfasste nach verschiedenen Zukäufen Ende 1911 eine Fläche von etwa 266 ha, die mit zus. M. 2 027 273 zu Buch standen. Mit den Aus- u. Vorrichtungsarbeiten des Feldes wurde im Herbst 1909 begonnen. Es sind zunächst 2 Schächte abgeteuft u. alsdann der Tagbau in Angriff genommen worden. Jahresförderung von 4–5 000 000 hl sowie eine vierpressige Brikett- fabrik mit grosser elektr. Zentrale errichtet; die Förderung sowie die Brikettfabrikation konnte 1910 sukzessive aufgenommen werden. Die Werksanlagen der Grube Leopold bei Holzweissig bestehen gegenwärtig aus: a) dem Tagebau, b) 2 für 16 Kessel mit einer Gesamt- heizfläche von ca. 3000 qm ausreichenden, vorläufig mit 12 Kesseln ausgerüsteten Kessel- häusern; die vorhandenen Kessel haben eine Heizfläche von insgesamt 1660 qm, c) der Brikettfabrik mit 4 Brikettpressen, die eine garantierte Leistungsfähigkeit von insges. 6800 Zentner pro Tag haben, d) der elektr, Zentrale in der vorläufig zwei Aggregate à 400 KW. Drehstrom von 500 Volt u. ein Turbo-Dynamo von 800 KW. sowie eine 2400 KW. Anzapf- turbine zur Aufstellung gelangt sind, e) dem Werkstättengebäude, f) dem Zechenhause mit Bureau- u. Magazinräumen, Arbeiterbad u. 3 Beamtenwohnungen, g) der Kettenbahn u. den Transportbänderbrücken mit geräumigen Verladeeinricht. für Rohkohlen u. Briketts, h) dem 900 m langen Gleisanschluss an den Bahnhof Bitterfeld, i) der Kläranlage u. Grubenwasser- ableitung. Abgesehen von den eingangs erwähnten Grubengerechtsamen u. Kohlenfeldern hat die (ies. noch einen Immobiliarbesitz von 115.1022 ha; davon dienen 13.0627 ha Betriebs- zwecken, 70.2824 ha werden gegenwärtig landwirtschaftl. benutzt, während die restl. 31.7571 ha Unland (durch Kohlenabbau devastiertes Terrain) bilden. Zur Erweiter. u. Arrondierung des Holzweissiger Kohlenfeldbesitzes wurden im J. 1912 106.6686 ha mit einem Kostenaufwand von M. 845 872 neu erworben, die in der Bilanz als Zugang auf dem Kohlenfeld-Kto erscheinen. Der gesamte Kohlenfeldbesitz in Holzweissig stellt sich demnach per 31./12. 1912 auf 372.2280 ha. Ausserdem hat die Ges. unmittelbar angrenzend an das konsolidierte Feld „Leopold bei Edderitz“ ein neues Kohlenfeld in Grösse von 1 793 500 qm auf Grund eingehender Bohrungen im J. 1912 neu gemutet u. die Ver- leihung des Feldes unter dem Namen „Leopold bei Maasdorf'' erhalten. Für den Absatz in Rohkohle in Holzweissig ist ein mit der Königl. Eisenbahn-Direktion in Halle getätigter Abschluss von Wichtigkeit, durch welchen dem Werke in Gemeinschaft mit zwei anderen grossen Bitterfelder Braunkohlengruben die Deckung des gesamten Kohlenbedarfes der neuen grossen Eisenbahn-Elektrizitäts-Zentrale, die bei Muldenstein errichtet wurde, auf die Dauer von 30 Jahren zu angemessenen Preisen übertragen worden ist. Das in Frage kommende Quantum wird auf im Ganzen ca. 15 000 Waggon pro Jahr oder 5000 Waggon pro Werk u. Jahr geschätzt. Ausserdem wurde mit der Elektrizitäts- Lieferungs-Ges., Berlin ein Stromlieferungsvertrag auf die Dauer von 20 Jahren abgeschlossen, durch welchen eine sehr vorteilhafte Ausnutzung der eigenen in Holzweissig errichteten elektr. Zentrale, gewährleistet wird. Im J. 1911 schloss die Ges. noch mit der Deutschen Continental-Gas-Ges. in Dessau (zwecks Versorg. der anhalt. Kreise Dessau, Cöthen, Bernburg u. Zerbst mit elektr. Energie) auf die Dauer von 20 J. einen Stromlieferungsvertrag ab, der eine stärkere Beschäftig. u. rationellere Ausnutzung der auf dem Holzweissiger Werk errichteten elektr. Zentrale gewährleistet. Im J. 1911 u. 1912 betrug die Stromabgabe der elektr. Zentrale 1 604 000 bezw. 4 830 448 Kwst. Produktion:) 1907 1908 1909 1910 1 1912 Förderung . hl. 6 370 585 5 772 810 5 764 584 7 197 601 9 857 853 11 361 990 Briketts. Ztr 2 651 690 2 266 480 2 369 160 2 643 789 3 820 391 3 772 640 Nasspresssteine St. 2 174 868 3 601 084 3 399 120 2 451 754 3 351 598 3 002 795 ) Seit 1910 inkl. Grube Leopold bei Holzweissig. Die Ges. gehört für Holzweissiger Werk dem Verkaufsverein Bitterfelder Braunkohlen- werke, sowie der Preiskonvention der Bitterfelder Brikettwerke an. Kapital: M. 5 000 000 in 5000 Aktien à M. 1000. Urspr. M. 3 000 000, erhöht lt. G.-V. v. 8./4. 1910 um M. 1 000 000, in 1000 Aktien mit Div.-Ber. ab 1./1. 1910, begeben an ein Konsort. (Nationalbank f. Deutschl. etc.) zu 106 %, angeboten den alten Aktionaren 3 21./4.–10./5. 1910 zu 110 %. Der Erlös dieser Neu-Emiss. diente zum Ausbau des Holz- weissiger Werkes, sowie zur Deckung von neuerlich getätigten Grundstücksankäufen. Aus gleichen Gründen beschloss die G.-V. v. 12./3. 1912 nochmalige Erhöh. um M. 1 000 000 (auf M. 5 000 000) in 1000 Aktien mit Div.-Ber. ab 1./1. 1912, übernommen von einem Konsort. (Nationalbank f. Deutschl.) zu 125 %, angeboten den alten Aktionären 4:1 v. 21./3.–10./4. 1912 zu 130 %. Agio mit ca. M. 210 000 in R.-F. Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften 1913/1914. 1 57