Öl-, Seifen-, Wachs- und Leim-Fabriken. 1631 Art; Erwerbung und Verwertung von Patenten und Geheimverfahren, welche auf den Gegenstand des Unternehm. Bezug haben. Hauptfabrikate: Rohes u. raffiniertes Knochen- fett als Rohprodukt der Stearin- u. Seifenfabrikation, Leime aller Qualitäten für jeden industr. Zweck; Paralleim, nach patent. Verfahren hergestellt. Beticol D. R. P. (kaltlöslich. tierisch. Leim, für alle Zwecke vorzügl. geeignet); Knochenmehle für Düngezwecke in allen Gehaltslagen an Stickstoff u. Phosphorsäure; Futterkalk, Hornmehl, Härtemehl für die Stahlindustrie. Rinderhörner, Arbeits- (Röhren-) Knochen, Rinderschweifhaare. Bei der Gründung der Akt.-Ges. wurden die Firmen H. Salieidemandel und Wirth & Co., Landshut, von Erlanger & Söhne, Hassfurt übernommen. 1896 wurde die chemische Produktenfabrik in Königsberg a. d. Eger, 1898 die chemische Fabrik in Lehrberg, 1900 die Fabrik von R. Röhr in Allendorf a. d. Werra hinzugekauft, letztere ist ebenso wie die Hassfurter Fabrik 1905 mit Nutzen wieder veräussert. Ab 1./2. 1904 wurden die chem. Fabriken A. Brauer, Lüneburg, W. Berliner, Ohlau und H. Neudeck, Berlin-Heiligensee von dem derzeitigen Be- sitzer derselben A. Löw in Wien erworben u. zu diesem Zwecke lt. G.-V. v. 31./12. 1903 M. 950 000 neue Aktien ausgegeben (s. unter Kapital), auch wurden M. 550 000 Hypoth. mit übernommen. Mit der Fabrik für Knochenverarbeitung in Heiligensee ist eine grosse Schwefelsäure- u. Superphosphatfabrik verbunden, welche an die Union, Fabrik chemischer Produkte, in Stettin verpachtet wurde. Im Dez. 1906 wurde die Chemische Fabrik von Adolf Neldert in Tangermünde angekauft. 1907 Ankauf der Fabriken von Louis Spiritus Nachf. in Wipperfürth, W. Kohn in Wilhelmsberg, Vereinigte chemische Fabriken, Aldenhoven. Union“, Fabrik chemischer Produkte, Dammkrug b. Königsberg i. Pr., Chemische Fabrik Egerpohl G. m. b. H., Cramer & Buchholz, Gogarten b. Rönsahl. 1908 Erwerb der Fabrik A. C. Clement in Rostock, 1909 Pachtung der Chemischen Fabrik Schierstein Otto & Cie. auf 10 Jahre u. Kauf der Fabrik von W. H. Otto in Metz. Auf acht der Fabriken sind noch Restkaufgelder im Gesamtbetrage von M. 879 000 (Stand Ende Sept. 1912) zu entrichten, deren Zahlung ratenweise bis 1918 zu erfolgen hat. Diese Restkaufgelder sind, mit Ausnahme von Tangermünde, hypothek. an I. Stelle auf den betreff. Kaufobjekten eingetragen. In den verschiedenen Fabriken stehen 36 Dampfmaschinen u. 3 Wasserturbinen mit ca. 2500 PS. u. 46 Dampfkessel mit 5500 qm Heizfläche im Betriebe. Arb.-Zahl etwa 1000. Die Fabriken verarbeiten jährlich ungefähr 6000 Waggons Knochen, d. i. etwa 60 % des deutschen Gesamtaufkommens an Knochen. In den Fabriken der österreichischen Ges. (siehe unten) stehen 22 Dampfmasch. mit ca. 1400 PS. u. 38 Dampfkessel mit ca. 3400 qm Heiz- fläche im Betriebe. Arb.-Zahl ca. 750; es werden jährl. ungefähr 3300 Waggons Knochen verarbeitet. Umsatz der Berliner Ges. 1900/01–1911/12: M. 2 523 166, 2 425 207, 2 268 270, 3 316 766, 4 249 920, 4 396 465, 5 782 886. 7 486 270, 8 292 927, 9 552 039, 10 067 637, 11 638 040. Die Ges. beteiligte sich an der Zentral-Ges. für chemische Industrien m. b. H. in Berlin (letzte Div. 15 %), der Colla G. m. b. H. in Berlin, der Compra G. m. b. H. in Berlin, der Cutis Fleischhauer-Produkte-Verwertungs-A.-G. in Budapest, der Societé anon. Produits Chimiques de Hasselt in Brüssel (letzte Div. 8 %); der Société anon. de Gélatines in Brüssel-Vilvorde (letzte Div. %); der Société frangaise d'industrie chimique, Paris; dem Etabliss. Joudrain Soc. anon. Paris; ar Concernos-Ges. zum Handel mit Rohmater., der Leimindustrie m. b. H., Berlin; der Ceres A.-G. für chem. Produkte, Berlin-Ratibor (letzte Div. 10 %); der Rohprodukten-Handels- Ges. m. b. H., Berlin; der Wilhelmsburger Chem. Fabrik, Hamburg (letzte Div. 10 %); L. Pahl G. m. b. H. in Magdeburg (letzte Div. 20 %); G. Neukranz A.-G. für chem. Produkte, Salzwedel (letzte Div. 10 %); Fattinger & Co. A.-G., Wien. Sämtl. Beteilig. standen ult. Sept. 1912 mit M. 16 500 712 zu Buch. Mitte 1911 hat die Ges. die beiden französischen chem. Fabriken Germain & Co. in Paris u. Tancrede in Paris sowie Collette in Nevers erworben u. rekon- struiert. Sie hat für den Betrieb dieser Unternehm. zwei eigene französ. Ges. gegründet, an welchen sie sich mit einem entsprechenden Kapital beteiligte. Ferner hat die Ges. eine Interessengemeinschaft mit den russischen chem. Fabriken gebildet. Endlich hat sie die Anteile der Fabrik Münchener Fleischhauer u. Gastwirte (Chemische Fabrik f. Knochenverwertung G. m. b. H.) erworben u. die Fabrik ihrem Betriebe angegliedert. Mitte 1912 beteiligte sich die Scheidemandel-Ges. an der Gründung der Société auxiliaire de TIndustrie chemique in Antwerpen, A.-K. frs. 12 000 000, wovon die Scheidemandel-Ges. die Majorität erworben hat. Die Antwerpener Ges. bezweckt Beteilig. an Unternehm. der chem. Industrie Europas u. der Übersee, besonders der knochenverarbeitenden Industrie. Überdies hat die Ges. die Patente u. Verfahren der Scheidemandel-Ges. für frs. 3 000 000 erworben. Es handelt sich nur um deren fernere Verwertung, während die bereits bestehenden Lizenzen u. Gemeinschaftsverträge, welche die Scheidemandel-Ges. schon abge- schlossen hat, dieser weiter verbleiben. Ausserdem erwarb die Antwerpener Ges. ver- schiedene Beteilig., besonders die russischen der Scheidemandel-Ges. Die für 1905 geplante Verschmelz. mit der Akt.-Ges. für chem. Industrie in Wien, für deren A.-K. von K 14 000 000 M. 4 000 000 neue Scheidemandel-Aktien gegeben werden sollten, ist in dieser Weise nicht zustande gekommen, da die Österr. Regierung dazu die Genehmigung versagte. Die angestrebte Vereinigung ist darauf lt. G.-V. v. 26./8. 1905 durch freiwilligen Umtausch der Aktien der österr. Ges. gegen solche von Scheidemandel erfolgt; eingetauscht bezw. später erworben wurden K 13 784 800 Aktien der österr. Ges. mit K 3 314 963 zu Buch stehend (s. auch unten bei Kap.). Die österr. Ges., welche als selbständige Ges. bestehen bleibt, wurde 1905/06 einer durchgreifenden Reorganisation unterzogen, so dass eine Div. für 1905/06 nicht gezahlt werden konnte; die Gewinne für 1906/07–1911/12 wurden zu Abschreib. bezw. zur Tilg. der Unterbilanz verwendet.