2384 Elektrotechnische Fabriken, Elektricitätswerke und Hilfsgeschäfte. 39 Bayerische Uberlandcentrale Akt.-Ges., in Haidhof (Oberpfalz), Direktion in Regensburg. Gegründet: 28./9. 1908; eingetragen 11./12. 1908 in Regensburg. Gründer: Bergmann Elektrizitäts-Werke Akt.-Ges., Berlin; Komm.-Rat Karl v. Michel, München; Komm.-Rat Leo Stinnes, Mannheim; Komm.-Rat Gustav Stinnes, Mülheim a. d. Ruhr; Komm.-Rat Josef Böhm, München. Die Ges. übernahm den gesamten Immobiliar- u. Bergwerksbesitz samt allen dabei befindlichen Anlagen nebst Inventar der „Oberpfälzer Braunkohlen-Gewerkschaft Haidhof“ in Haidhof, einschliesslich der Beamten- u. Arbeiterwohnhäuser u. alle Rechte u. Pflichten aus den abgeschlossenen Stromlieferungsverträgen, für M. 1 000 000 bar. Das Unternehmen hat in Haidhof (Oberpfalz) eine elektr. Zentrale erbaut (siehe unten), um mittels der dort gewonnenen Kohle elektrische Energie für Licht u. Kraftzwecke für die nähere u. weitere Umgebung zu erzeugen. Als Stromabnehmer hat sich die Ges. eine Anzahl grössere u. kleinere ÖOrtschaften durch Verträge gesichert. Zweck: Erwerb von Grundstücken und Bergwerksrealitäten zum Zwecke der Errichtung und des Betriebs eines Elektrizitätswerkes, ferner die Verwertung selbstgeförderter Kohle, insbesondere zur gewerblichen Erzeugung elektrischer Energie, sowie die Verwertung dieser Energie, sei es durch Veräusserung, sei es durch eigene Verwertung, endlich die Beteiligung an ähnlichen Unternehmungen. Die Zentrale, welche mit einer Leistung von 4000 Ps. Drehstrom in nächster Nähe des Braunkohlenbergwerkes errichtet wurde, kam ab April 1910 im Betrieb, eine Erweiterung um 4000 PS. fand 1912 statt, dann 1913 nochmals um 4000 PS. vergrössert. 1911 Errichtung eines kleinen Elektrizitätswerkes in Nabburg. Das Hochspannungsnetz von rund 175 km Länge, das mit 35 000 u. 6000 Volt arbeitet, erstreckt sich zunächst von der Zentrale bis in die Nähe von Regensburg u. in die weitere Um- gebung nördlich u. südlich dieser Stadt. Angeschlossen sind vorerst 75 Gemeinden mit rund 43 000 Einwohnern; ferner bezieht die Stadt Regensburg einen Teil ihres Strom- bedarfes von der Überlandzentrale. Die Verbrauchsspannung beträgt 130 Volt für Licht u. 210 Volt für Kraft. Während des Baujahres 1909/10 war der Stromabsatz u. die zur Speisung der Zentrale dienende Förderung der Grube naturgemäss noch gering, so dass der Betrieb der Grube u. des Elektrizitätswerkes mit einem Verlust abschloss; in dem Geschäftsjahr 1910/11 haben sich die Anschlussbewegung u. die Einnahmen den Erwartungen gemsäs entwickelt. Der Anschlusswert ist bis Ende 1912 auf 5260 Kwst. gestiegen u. der Strom- absatz entsprechend gewachsen. Der Verlust stieg 1911 von M. 85 399 auf M. 137 874, konnte aber 1912 durch den Betriebsüberschuss von M. 74 388 abz. 70 000 Abschreib. = M. 4388 auf M. 133 436 herabgemindert werden, gedeckt durch Überweisung der Haupt- aktionäre. Entwicklung der beiden Elektrizitätswerke: Es waren: am Ende des Kalenderjahres . .. 1910 1911 1912 angeschlossen Gemeind(en ... 36 46 57 mit einer Einwohnerzahl von... 31 200 38 000 42 800 u. einem Anschlusswert in Kilowatt. 2 305 3 743 5 260 Stromabsatz im Kalenderj. in KWSt.. 451 441 2 217 027 3 212 961 Stromeinnahmen (einschl. Zählermiete) 52 896 163 616 246 700 Kapital: M. 2 500 000 in 2500 Aktien à M. 1000. Darlehen: M. 1 126 563, gewährt von Aktionären, soll zu geeigneter Zeit in Aktien um- gewandelt werden. Geschäftsjahr: Kalenderj.; bis 1911 v. 1./10.–30./9. Gen.-Vers.: Im I. Geschäftshalbj. Stimmrecht: 1 Aktie = 1 St. Bilanz am 31. Dez. 1912: Aktiva: Grundstücke 168 470, Wohn- u. Werkstattgebäude 122 634, Grube Haidhof 704 506, elektr. Zentrale Haidhof 1 099 509, do. Nabburg 46 30% Leitungsnetze Haidhof u. Nabburg samt Transformatoren u. Zählern 1 514 370, Fuhrpark u. Oekonomie 23 757, Inventar u. Werkzeuge 26 480, Installat.- u. Werkstattmaterial 157 452, Nebenbetriebe u. Versuchsanlagen 29 427, Konzessionen 58 168, Kassa, Wechsel, Effekten u. Bankguth. 40 410, Debit. 146 116, vorausbez. Prämien 3918, Kaut. 4500. – Passiva: A.-K. 2 500 000, Darlehen 1 126 563, Kaut., 4500, Kredit. 513 056, Delkr.-Zuweis. 2000. Sa. M. 4 146 120. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Verlustvortrag 137 824, Grundstücke- u. Gebäude- unterhalt. 3654, Grubenbetrieb 107 841, Elektrizitätswerk u. Installat.-Betrieb 288 323, Neben- u. Versuchsbetriebe 38 522, Zs. 15 442, Abschreib. 70 000. – Kredit: Mieten, Pachten etc. 3630, Kohlenverkauf u. sonst. Grubeneinnahmen 86 188, Stromabgabe, Installat. u. Beteilig. 400 820, Nebenbetriebe 37 532, Verlust 133 436 (gedeckt durch Überweisung seitens der Aktlonäre). Sa. M. 661 607. Dividenden: 1908/09–1910/11: 0, 0 % (Baujahre), 0 %; 1911 v. 1./10.–31./12.: ― 1912: 0 %. Direktion: Karl Wertenson, Stellv. C. A. Flemming, Regensburg. Prokurist: Ing. Friedr. Dingler. Aufsichtsrat: Vors. Komm.-Rat Gustav Stinnes, Mülheim a. d. Ruhr; Stellvertreter Komm.-Rat Karl v. Michel, München; Komm.-Rat Leo Stinnes, Mannheim; Komm.-Rat Gerhard Küchen, Mülheim a. d. Ruhr; Komm.-Rat Dr. Rich. Freih. von Michel-Raulino, Bamberg; Geh. Baurat Gen.-Dir. Sigmund Bergmann, Dir. Jack Hissink, Berlin; Komm.-Rat Jos. Pschorr, Komm.-Rat Jos. Böhm, München; Gen.-Dir. Geh. Rat Fromm, Rosenberg. Zahlstellen: Regensburg: Bayer. Vereinsbank Fil. Regensburg, Bayer. Handelsbank Fil. Regensburg.