290 Erzbergwerke und Hüttenbetriebe. Zweck: Betrieb eines Siemens-Martin-Stahlwerks und eines Blechwalzwerkes mit Neben- betrieben. Herstell. von Blechen, speziell von Feinblechen, wofür anfangs das Halbfabrikat gekauft wurde. Die ungünstige Lage der reinen Walzwerke nach dem Zus.bruch des Fein- blechsyndikates Ende 1904 gab den Anlass zu einer technischen Reorganisation des Werkes, welche bezweckte, durch den Bau u. Betrieb eines Siemens-Martin-Stahlwerkes das Halb- fabrikat selbst herzustellen u. ferner das Walzwerk unter gleichzeitiger Ersetz. des Dampf- betriebes durch elektr. Betrieb leistungsfähiger zu gestalten. Die Fabrikationseinrichtungen der Ges. bestehen jetzt in der Hauptsache aus einem Martin-Stahlwerk u. einer Walzwerks- Anlage. Im Stahlwerk sind in einer Halle von 56 38 m zwei basische Martinöfen von je 30 t Chargenausbringen untergebracht. Raum für einen dritten Ofen ist vorgesehen. Das Generatorengebäude enthält 5 Generatoren, welche für regelmässigen Betrieb zweier Martinöfen genügen. Das Walzwerksgebäude umfasst bei 140 m Länge ca. 6300 am bebaute Fläche und enthält 4 Doppelwalzenstrassen mit einem Platinentrio, 3 Vorwalzen und 12 Fertigwalzen, 3 Stossofen, 20 Wärmeöfen und 2 Kisten-Glühöfen. Mit demselben ver- bunden ist eine Anlage zur Herstell. von Blechen mit Metallüberzug. Es arbeiten im Stahl- werk 23 Motoren mit zusammen 357 PS., im Walzwerk 41 Motoren mit 2856 PS. Ferner befinden sich im Bau besondere Räume für Blechlager u. Appretur der Bleche mit 2750 qm bebauter Grundfläche. Die elektrische Kraft bezieht die Ges. auf Grund eines bis 1./7. 1915 getätigten Vertrages von dem Westfälischen Verbands-Elektrizitäts- werke in Kruckel. Ausserdem ist vorhanden mechan. Werkstatt etc. Der Grundbesitz auf dem sich die Werksanlagen befinden, beträgt 5 ha 28 a 72 qm — davon 1 ha 20 a be- baut. Anschlussgeleise von ca. 380 m Länge vorhanden. Ausserdem hat die Ges. Grund- besitz von 1 ha 23 qm ca. 300 m vom Werk entfernt in der Gemeinde Menglinghausen. Zu- gänge auf Anlage-Kti erforderten 1906/09 M. 727 387, 1910/11 M. 80 000, 1911/12 M. 27 191. 1912/13 ca. M. 800 000. Die Neubauten, welche 1911/13 zur Vervollkommnung der Produktion in Spezialblechen, sowie zur rationelleren Gestaltung der Anlagen unternommen wurden u. mit denen eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit von ca. 25 % verbunden ist. sind bis Ende 1912 nach und nach in Betrieb genommen worden. Umsatz 1904/05–1912/13: M. 2 721 516, 2 998 827, 3 160 619, 3 060 234, 3 378 183, 4 259 604, 4 850 046, 4 744 682, 5 189 821. Arb.-Zahl ca. 540. Das ungünstige Resultat von 1907/08 (Verlust M. 219 627) ist eine Folge des Missverhältnisses zwischen den Preisen für Rohstoffe u. Fertigfabrikate. 1908/09 gestalteten sich die Verhältnisse noch ungünstiger, sodass sich die Unterbilanz nach M. 163 544 Abschreib. um M. 300 184 auf M. 519 805 erhöhte, die sich durch die Sanierung – Buchgewinn von M. 130 000 –— (s. b. Kap.) u. durch den Gewinn aus 1909/10 M. 108 719 auf M. 286 680 ermässigte u. so vorgetragen wurde; dann getilgt aus dem Gewinn des Jahres 1910/11. Kapital: M. 3 000 000 in 3000 Aktien à M. 1000, sämtlich gleichberechtigt. Urspr. A.-K. M. 350 000, erhöht lt. G.-V. v. 19./3. 1889 um M. 400 000 u. lt. G.-V. v. 28./8. 1889 um M. 250 000 auf M. 1 000 000, in Aktien à M. 1000. Die G.-V. v. 30./6. 1905 beschloss Herabsetzung des A.-K. um M. 500 000 (auf M. 500 000) durch Zusammen- legung der Aktien in Verhältnis 2:1 und Ausgabe von 6 % Vorz.-Aktien in Höhe von M. 1 000 000, welche die Unnaer Bank zu 100 % übernommen u. den Aktionären zu 106 % derart angeboten, dass diese gegen Rückgabe von 2 alten Aktien und Zuzahlung von M. 1120 bar M. 2000 neue Vorz.-Aktien beziehen konnten. Der durch die Zus. legung erzielte Buchgewinn von M. 500 000 diente zur Beseitigung des Fehlbetrages in dieser Höhe am 30./6. 1905 einschl. Abschreib. Die der Ges. durch die Ausgabe der Vorz.-Aktien zu geflossenen neuen Mittel wurden mit M. 600 000 zur Errichtung eines Martinwerkes u. der Rest zum Ausbau der bestehenden Walzenstrassen verwandt. Von dem Bezugsrecht auf Vorz.-Aktien haben 305 Aktionär Gebrauch gemacht, welche mithin 610 Prior.- Aktien für 305 zus. gelegte St.-Aktien und die Zuzahlung erhalten haben. Die so in den Besitz der Ges. gelangten 305 St.-Aktien wurden lt. G.-V. v. 30./6. 1905 bzw. 30./11. 1906 eingezogen und vernichtet. A.-K. also von 1905–1909 M. 1 250 000 in 195 abgest. St.- u. 1055 Vorz.-Aktien, sämtl. à M. 1000. Die G.-V. v. 30./10. 1909 beschloss Herabsetzung des A.-K. um M. 130 000, also auf M. 1 120 000 durch Zus. legung der vorhandenen M. 195 000 St.-Aktien 3:1; die gleiche G.-V. beschloss die St.-Aktien mit den Vorz.-Aktien gleich- zustellen; A.-K. also 1909–1911 M. 1 120 000 in 1120 gleichber. Aktien. Der 80 buchmässig freigewordene Betrag von M. 130 000 abz. Kosten wurde zu Abschreib. verwandt. Die a. o. G.-V. v. 13./4. 1911 beschloss zur Tilg. von Bankschulden u. zur Stärkung der Betriebsmittel Erhöh. des A.-K. um M. 880 000 (also auf M. 2 000 000) in 880 Aktien mit Div.-Ber. ab 1./7. 1911, übernommen von einem Konsort. (Commerz- u. Disconto-Bank etc.) zu 0, angeboten M. 672 000 den alten Aktionären 5: 3 vom 4.–15./5. 1911 zu 145 %. Agio mit M. 298 000 in R.-F. Behufs Neuanlagen beschloss die G.-V. v. 1./7. 1913 weitere Erhöh. des A.-K. um M. 1 000 000 (also auf M. 3 000 000) in 1000 Aktien mit Div.-Ber. ab 1./1. 1914, übernommen von einem Konsort. zu 107.50 %, angeboten den alten Aktionären im Okt.-Nov. 1913 zu 115 %. Bei den in Aussicht genommenen Neuanlagen handelt es sich in der Haupt- sache um eine Anlage zur Entgasung der Kohle zur Gewinnung von schwefelsaurem Ammoniak und Teer. Die Mondgasges., nach deren System die Anlage ausgeführt werden soll, verbürge eine Ausbeute, die einem Gewinn von M. 12 auf die Ton. Kohle gleichkomme. Nach Abzug der Anlagekosten, Verzinsung und Tilgung verbleibe ein Reingewinn von rund M. 5 die Ton. Kohle. Weiter solle noch ein dritter Martinofen gebaut werden.