204 - Elektrische Strassenbahnen, Klein- und Pferdebahnen etc. Elektrische Strassenbahn Valparaiso A.-G., Sitz in Berlin, Mauerstrasse 34. Zweigniederlassung in Valparaiso: „Compania de Tranvias Eléctricos de Valparaiso“. Gegründet: 25./9. 1903 mit Wirkung ab 1./5. 1903; eingetr. 24./12. 1903. Gründer: Deutsche Bank, Allg. Elektrizitäts-Ges., Union Elektrizitäts-Ges., Berliner Handels-Gesellschaft, Disconto-Ges., Siemens & Halske, A.-G., Berlin; Saavedra, Benard & Co., Valparaiso; Elek- trizitäts-Akt.-Ges. vorm. Schuckert & Co., Nürnberg; Elektrische Licht- u. Kraftanlagen- A.-G., Berlin. Zweck: Gegenstand des hauptsächlich in Valparaiso zu betreibenden Unternehmens ist der Bau und Betrieb elektrischer Anlagen aller Art sowie der Erwerb u. die Finanzierung von Unternehmungen auf dem Gebiete der angewandten Elektrizität, insbesondere der Be- leuchtung u. des Transportwesens. Die Kommandit-Ges. Saavedra, Bénard & Co. hat die ihr von der Stadt Valparaiso er- teilten Genehmigungen zum Bau und Betrieb elektrischer Strassenbahnlinien von 27 km u. zur Abgabe elektrischer Energie auf die Allg. Elektrizitäts-Ges. in Berlin übertragen. Damit gingen auch die bisher vom Ferrocarril Urbano betriebenen Linien sowie eine vom Ferrocarril Urbano Wheelright Playa Ancha u. eine früher vom Ferrocarril del Sauce betriebene Linie in der ungefähren Länge von zus. 17 km auf die Ges. über, so dass etwa 10 km neue Linien zu bauen waren. Ferner wurde von der Stadt die Versorgung der öffentl. Beleuch- tung durch Elektrizität auf 10 Jahre der Firma Saavedra, Bénard & Co. übertragen und ihr das Recht zur Verwendung von Wasser als Triebkraft aus dem Peiuelas-See auf 30 Jahre eingeräumt. Als Gegenleistung hat die Firma insbesondere die Verpflichtung übernommen, neben einer einmaligen Zahlung von 150 000 Pesos einen verzinsbaren Vorschuss von 300 000 Pesos, ferner für jedes Strassenbahnkilometer bestimmte jährliche Abgaben und für jedes Kubikmeter entnommenen Druckwassers ½ Centavo zu entrichten. Die Übertragung der Verträge auf die Allg. Elektrizitäts-Ges. in Berlin ist erfolgt gegen das Versprechen der Er- stattung sämtlicher Auslagen u. ausserdem der Zahlung von M. 260 000 Entschädigung. Dabei hat sich die Firma verpflichtet, die Erstreckung der Genehmigungsfrist des die Beleuchtung betreffenden Vertrags von 10 auf 30 Jahre, die Erteilung der Zollfreiheit für die zu Bau- zwecken nach Chile einzuführenden Gegenstände u. die Erteilung der staatlichen Ge- nehmigung zu der von der Stadt Valparaiso gegebenen Wassergenehmigung herbeizuführen. Von der Allg. Elektrizitäts-Ges. sind die Genehmigungen auf die Deutsche Bank u. von dieser auf die neue Ges. übertragen worden. Die Firma Saavedra erhielt M. 260 000 in Aktien der neuen Ges. als Entschädigung für die Einbringung der Verträge u. die Vorarbeiten. Ausser- dem wurden ihr die M. 650 000 betragenden Auslagen ersetzt, ebenso sämtliche Ausgaben der Deutschen Bank, welche die von der Allg. Elektrizitäts-Ges. gemachten Auslagen ihrerseits zurückerstattet hat. Die erste elektr. Bahnlinie wurde am 26./12. 1904 betriebsfertig her- gestellt, die Vollendung der gesamten Anlage Anfang Mai 1906 bewirkt. Der Betrieb des Unternehm. wurde durch die Erdbebenkatastrophe, von der Valparaiso im August 1906 heim- gesucht wurde, unterbrochen; weiter wurde das Resultat des J. 1906 durch den niedrigen Wechselkurs ungünstig beeinflusst. Der Reingewinn betrug M. 236 523, der dem Erneuerungs- konto überwiesen wurde. Das J. 1907 hatte noch unter den Folgeerscheinungen des Erd- bebens von 1906 wesentlich zu leiden. Wenn auch die Einnahmen der Strassenbahn infolge der raschen Wiederinstandsetzung aller Betriebsfaktoren ein befriedigendes Ergebnis hatten, so wuchsen die Ausgaben durch die nach dem Erdbeben eingetretene Teuerung u. besonders auch durch das stetige Sinken des Währungskurses in einer Weise an, dass der Betriebs- überschuss nur wenig besser ausfiel als 1906. Das Unternehmen hatte 1908 unter dem weiteren Rückgang der chilenischen Landeswährung sowie unter Wassermangel zu leiden, hervorgerufen durch einen aussergewöhnlich trockenen Winter in Valparaiso, wodurch die Leistung der Wasserkraftanlage sich ganz erheblich verminderte u. die Erzeugung der elektr. Energie grösstenteils durch die Dampfmasch. u. somit unter Aufwendung bedeutend höherer Produktionskosten erfolgen musste. Andererseits war die Gesellschaft in der Lage, auf Grund eines mit der Stadt Valparaiso am 13./7. 1908 abgeschlossenen Vertrages vom 15./7. 1908 ab die Strassenbahntarife u. hierdurch die Betriebs-Einnahmen entsprechend zu erhöhen, Ab 1909 konnten wieder Div. ausgeschüttet werden. Auf der wie im Vorjahre 25,3 km Strekenlänge umfassenden Strassenbahn waren 1912 durchschnittlich täglich 68 Motor- u. 29 Anhängewagen im Betriebe. Es wurden 3 402 895 Motorwagen- u. 1 104 259 Anhängewagen-Km = 4 507 154 Wagen-Km geleistet u. 32 677 272 Personen befördert gegenüber 3 415 112 Motorwagen- u. 1 889 558 Anhängewagen- Km = 5 304 670 Wagen-Km u. 33 400 932 Personen in 1911. Im Elektrizitätswerke wurde 1909 ein zweites Dampfturbinenaggregat von 1500 KW, sowie ein weiterer Umformer von 800 KW in Betrieb genommen, wodurch sich die Gesamtleistung auf 6800 KW erhöhte. Die zur Ver- grösserung der Wasserkraftanlage im Bau befindlichen Einrichtungen wurden Anfang 1910 fertiggestellt. Die Energieerzeugung betrug 1907–1913: 5 428 258, 5 845 779, 6784 208, 7114 178, 7519 042, 7 962 153, ? KW-St, Nutzbar abgegeben wurden 1907–1913: 4 924 954, 5 627 745, 6 564 928, 6 869 128, 7 233 469, 7. 478 147, ? KW.St. Am 31./12. 1912 betrug der Anschlusswert, abgesehen von der Strassenbahn, 5631 KW gegen 4703 KW in 1911. Kapital: M. 5 000 000 in 5000 Aktien à M. 1000. (Serie I=–V à 1000 Aktien.) Das A.-K. ging 1906 in den Besitz der Deutsch-Überseeischen Elektric.-Ges. in Berlin über.