358 Erzbergwerke und Hüttenbetriebe. Stahlwerk Thyssen, Akt.-Ges. in Hagendingen (Lothr.). Zweigniederlassung in Berlin. Gegründet: 1911; emgetr. 6./3. 1911 in Metz. Gründer: Gew. Deutscher Kaiser, Hamborn; Gew. Jacobus, Gew. Pierrevillers, beide in Hagendingen; Industrielle Jos. Thyssen u. Fritz Thyssen, beide in Mülheim-Ruhr. In die Akt.-Ges. haben eingebracht: 1. die Gew. Jacobus: Grundstücke in den Gemarkungen Hagendingen, Maizieres, Maringen-Silvingen u. Talingen mit einem Gesamtflächeninhalt von 160 ha 30 a 01 qm, zum Preise von M. 400 000 u. hat dafür übernommen 400 Aktien, 2. die Gew. Pierrevillers: Grundstücke in der Gemarkung Hagendingen mit einer Gesamtfläche von 23 ha 34 a 26 qm, zum Preise von M. 75 000 u. hat dafür übernommen 75 Aktien. Ausserdem haben übernommen: Gew. Deutscher Kaiser 523 Aktien, Jos. Thyssen 1 Aktie, Fritz Thyssen 1 Aktie. Zweck: a) Erwerb von Grubenfeldern u. Kuxen sowie der Bergbau auf allen Gruben, welche die Ges. eigentümlich oder pachtweise oder unter jedem anderen Titel erwerben wird, b) die Gewinnung von Kalksteinen u. die Herstellung von Kalk u. Zement, c) Ver- hüttung u. Verwertung der selbstgewonnenen oder anderweitig erworbenen Mineralien, insbes. der Betrieb von Hochöfen u. Stahlwerken u. aller zur Weiterverarbeitung von Roheisen u. Stahl erforderlichen Anlagen jeglicher Art, Herstellung u. Betrieb von Koksöfen u. Neben- produktanlagen, Verwertung aller bei der Erzeugung u. Weiterverarbeitung von Roheisen u. Stahl entfallenden Nebenprodukte u. Weiterverarbeitung derselben zu Zement, Schlacken- steinen u. künstlichen Düngemitteln, d) Ausnutzung der beim Betrieb von Hoch- u. Koks- öfen gewonnenen Gase, insbes. zur Erzeug. elektr. Energie u. deren Abgabe in jeder Form an Dritte, e) Erwerb., Pachtung u. Erricht. von Anlagen jeder Art oder die Beteilig. bei Unter- nehm. jeder Art, welche auf die Förderung der obigen Zwecke gerichtet oder dazu geeignet sind, f) Beteilig. an Reedereien u. die Erwerbung oder Pachtung von Schiffen u. deren Aus- nutzung für alle Gewässer. Die neuerbauten Anlagen (Hochöfen, Stahlwerksanlage, Walz- werke etc.) kamen Mitte 1912 in Betrieb, so wurden angeblasen die ersten beiden Hochöfen am 5./7., der dritte Ofen am 24./7., der vierte Ofen am 6./9. 1912, der fünfte Ofen am 11./4. 1913, der sechste Ofen am 9./5. 1914. Stahlwerk u. Blockwalzwerk nahmen gegen Ende Juli 1912 den normalen Betrieb auf. Das Werk, ca. 600 ha Areal umfassend, hat eine Länge von ca. 5 km u. ist ca. 1¼ km breit. Es liegt an der Westseite der Bahn Luxemburg–Metz, unweit der Mosel, wo es ausserdem Ländereien zum Bau einer Hafenanlage besitzt. Die Wasserzuführung zur Speisung der Werks- anlagen erfolgt durch eine Heberleitung. Zunächst wurden 6 Hochöfen erbaut, mit einer Tagesproduktion von je 300 t, was einer Jahreserzeugung von ca. 660 000 t Roheisen gleichkommt. Direkt an die Hochöfen, deren überschüssige Gase im Werke Verwert. finden, schliessen sich die Roheisenmischer u. das Stahlwerk an, deren Dimensionen so gross gehalten sind, dass sie die Erzeug. des ganzen Hochofenwerkes aufnehmen. Neben dem Stahlwerk liegt das Blockwalzwerk nebst verschied. Walzenstrassen. Den Erzbedarf erhält das Stahlwerk einerseits durch das Bergwerk Gew. Jacobus, das sich ganz im Besitze von Thyssen befindet, andererseits durch die Thyssensche Grube Pierrevillers, in Lothringen gelegen, sowie dureh die vom Hüttenverein Sambre & Mosel gepachtete Grube Maringen u. ferner durch die Konz. der Gew. Vincent, Völklingen, Gardeschütze, Feves, Zukunft, Amanweiler und die französ. Konz. Batilly u. Jouaville. Beteilig. im Stahlwerks-Verband zusammen mit der Gew. Deutscher Kaiser 460 000 t. Die Produktion im Jahre 1913 stellte sich wie folgt: Hochofenanlage Roheisen t 490 380 Stahlwerksbetrieb Rohstahl t 435 980 Blockstrasse Halbzeug u. Fertigfabrikate t 384 004 925 er Strasse 3 „ t. 230 044 Mitteleisenstrasse 9 5 5 t. 12 036 Feineisenstrasse 30 t. 22 410 „ „ Der Gesamtversand an Roheisen u. Walzprodukten belief sich auf ca. 400 000 t. Der Jahres- umsatz betrug 1912: M. 12 084 194, u. zwar entfallen hiervon auf den Konzern M. 6 238 214 u. auf den Verkauf an fremde Firmen M. 5 845 980. Der Bruttogewinn 1912 betrug M. 1 210 463, der zu Abschreib verwendet wurde. Im J. 1913 betrug der Bruttogewinn M. 8 513 917. Die bei Anfang des Krieges im Aug. 1914 stillgelegten Werke haben im Sept. 1914 als erstes lothring. Werk den Betrieb teilweise wieder aufgenommen. Auch wurde Ende 1914 mit dem Bau des neuen Martinstahlwerks begonnen. Kapital: M. 1 000 000 in 1000 Aktien à M. 1000. Die Mehrheit der Aktien befindet sich im Besitz der Gew. Deutscher Kaiser zu Hamborn. Geschäftsjahr: Kalenderj. Gen.-Vers.: Im I. Geschäftshalbj. Stimmrecht: 1 Aktie = 1 St. Bilanz am 31. Dez. 1913: Aktiva: Grundbesitz 895 282, Hüttenwerkanlage 51 087 208, Eisenbahn- u. Wasserversorg.-Anlage 6 281 777, Walzen, Reserveteile, Werkzeuge u. Geräte 2 115 385, Beteilig. 1 392 000, Rohmaterial., Halb- u. Fertigfabrikate u. im Magazin 4 677 608, Kassa u. Giro 51 040, Wechsel 76 208, Anzahl. 8 295 880, Debit. 3 550 138. – Passiva: A.-K. 1 000 000, Guth. des Thyssen-Konzerns 63 119 340, Akzepte 1 971 048, rückständ. Löhne u. Arb.-Versich. 385 935, Kredit. 5 643 613, Abschreib.-Kto 5 764 012, R.-F. 100 000, Div. 40 000, Vortrag 398 580. Sa. M. 78 422 530.