― 1048 Fabriken für Chemikalien etc. Stassfurter Chemische Fabrik vorm. Vorster & Grüneberg, Act.-Ges. in Stassfurt. Gegründet: 28./10. 1871. Zweck: Fabrikation chem. Produkte u. die bergmännische Gewinnung des hierzu erforderl. Rohmaterials in eigener Verwalt. oder durch Kapitalbeteilig. bei anderen Unternehm. Fabriziert werden Brom, Chlormagnesium, Kieserit, Bittersalz, Chlorkalium, Kalidünger, Schwefelsäure, Cyankalium, gelbes u. rotes Blutlaugensalz, cyansaures Kali, Harnstoff, Superphosphat, Sulfite u Bisulfite, Futterkalk, Entfärbungskohle, Bei Gründung der Ges. wurde die chemische Fabrik von Vorster & Grüneberg exkl. Vor- räten für M. 1 500 000 übernommen, 1880/81 die Chlorkaliumfabrik von Joseph Townsend in Stassfurt, 1883 eine Beteiligung von 233 Kuxen an dem Kalisalzbergwerk Ludwig II., welches seit 1889 mit 2 Schachtanlagen versehen ist, für M. 1 265 000 erworben. 1889/90 wurde eine Schwefelsäurefabrik, später eine Cyankaliumfabrik u. eine Süssstoff- Fabrik angelegt. Die Saccharinfabrikat. musste 1903 gegen Entschädigung eingestellt werden. Um für Schwefelsäure einen regelmässigen Abnehmer zu erhalten, Ende 1903 Erwerb der Superphosphatfabrik von A. Schippan & Co. in Stassfurt für M. 175 000, wodurch die Stassfurter Chemische Fabrik zugleich Gesellschafterin der Firma Superphosphatfabriken in Hannover geworden ist. Die Stassfurter Chemische Fabrik bezog bisher ihre Rohsalze vom Kalisyndikat u. von der Gew. Ludwig II, nachdem jedoch diese Gew. ihre Rohsalze in einer gemeinsam mit der Herzogl. Anhaltischen Salzwerksdirektion Leopoldshall u. der Gew. Güsten erbauten u. am 1./1. 1913 in Betrieb gesetzten Fabrik verarbeitet, hat die Stassfurter Chemische Fabrik keinen An- spruch mehr auf Rohsalzlieferung seitens der Gew. Ludwig II, sondern erhält von diesem Zeitpunkt ab die gesamte Menge Rohsalze vom Kalysindikat. Ausser den aus diesen Roh- salzen hergestellten Kalifabrikaten u. Nebenprodukten fabriziert die Ges. Cyankalium u. Nebenprodukte, Schwefelsäure u. Superphosphat sowie einige kleinere Präparate. Der Grundbesitz der Ges. beträgt 15 ha 04 a 20 qm, von denen 4 ha 07 a 10 qm bebaut sind. Die Gebäude sind vorwiegend massiv, teilweise Fachwerk u. befinden sich nach den in den letzten Jahren durchgeführten kostspieligen Umbauten in gutem baulichen Zustande. Für den Fabrikbetrieb dienen 15 Dampfkessel mit 1400 qm Heizfläche sowie zahlreiche Dampf- u. Hilfsmasch. sowie Apparate, die gleichfalls im besten betriebsfähigen Zustande sind. Das Grundstück- u. Fabrikanlagen-Kto für 1906/07–1913/14 weist Erhöh. von M. 126 155, 41 645, 161 801, 219 503, 116 096, 143 777, 142 686, 115 492 auf. 1912/13 Bau einer Anschluss- bahn (2 km) zu Fabrik I mit ca. M. 90 000 Kostenaufwand. Zurzeit werden 26 Beamte, so- wie 460 Meister u. Arb. beschäftigt. – Das Bergwerkskto enthält die Beteilig. bei dem Kali- salzbergwerk Ludwig II., welches wiederum Anteile der Gew. Oelerse bezw. Aktien der Hannov. Kaliwerke besitzt; dieses Konto stand nach weiterer Abschreib. 1907/08 u. 1908/09 von M. 60 000 bezw. 50 000 in der Bilanz 1909 mit noch M. 1 250 000 zu Buche, hierzu kam 1909/10 die Erwerb. von vier weiteren Kuxen mit zus. M. 32 000, sodass das Bergwerkskto ult. Juni 1910 mit M. 1 282 000 zu Buche stand. Im Geschäftsj. 1910/11 wurden auf diese 237 Kuxe je M. 800 = M. 189 600 Zubusse eingefordert, wegen Erwerb. eines Grubenfeldes seitens der Gew. Ludwig für M. 800 000, hierzu M. 2467 nachträgl. erhob. Stempel auf Zu- busse, zus. also jetzt M. 1 474 067. Zurzeit besitzt die Ges. 237 Kuxe der Gew. Ludwig II., die mit M. 6200 pro Stück zu Buch stehen. In dem 1913/14 von der Stassfurter Chem. Fabrik erzielten Reingewinn von M. 426 256 ist die Ausbeute des Bergwerks Ludwig II. mit M. 94 800 enthalten (gegen M. 69 900, 81 539, 93 200, 81 550, 69 900, 46 600, 71 100, 94 800, 118 500, 118 500 in den Vorjahren). Ausserdem hat die Ges. der Gew. ein Darlehen von M. 539 457 gewährt. Mit Rücksicht auf die seit Kriegsbeginn eingetretene teilweise Betriebs- stockung wurden für 1913/14 nur 6 % Div. verteilt. Kapital: M. 4 000 000 in 10000 Aktien à M. 300, 832 Aktien à M. 1200 u. 1 Aktie à M. 1600. Urspr. Kapital M. 1 590 000; davon M. 300 000 vom Vorbesitzer geschenkt; erhöht 1882 um M. 210 000, 1883 um M. 1 500 000, begeben zu 115 %. Die 1874 ausgegebenen M. 1 500 000 St.-Prior.-Aktien wurden auf 1./12. 1882 gekündigt. Die 1883er Emiss. (M. 1 500 000) diente zum Ankauf von Kuxen am Kalisalzbergwerk Ludwig II. Ferner erhöht zur Verstärkung der Betriebsmittel lt. G.-V. v. 2./11. 1912 um M. 1 000 000 (auf M. 4 000 000) in 832 Aktien à M. 1200 u. 1. Aktie à M. 1600 mit Div.-Ber. für 1912/13 zur Hälfte, übernommen von Jacquier & Securius zu 112.50 %, angeboten den alten Aktionären 3: 1 vom 12.–29./11. 1912 zu 120 %. Kursgewinn mit rd. M. 100 000 in R.-F. Die Em. v. 1912 diente zur Aufbringung der von der Ges. anteilig zu tragenden Kosten für den Bau einer neuen Schachtanlage in den seitens der Gew. Ludwig II zu Leopoldshall neu er- worbenen Grubenfelde sowie zur Stärkung der Betriebsmittel. Geschäftsjahr: 1./7.–30./6. Gen.-Vers.: Juli-Dez. Stimmrecht: 1 Aktie à M. 300 = 1 St., 1 Aktie à M. 1200 = 4 St., die Aktie à M 1600 = 5 St. Gewinn-Verteilung: R.-F. erfüllt; vertragsm. Tant. an Vorst. u. Beamte, 4 % Div., vom verbleib. Betrage 12 % Tant. an A.-R., Rest Super-Div. bezw. zur Verf. der G.-V. Bilanz am 30. Juni 1914: Aktiva: Grundstücke u. Fabrikanlagen 1 000 000, Bahn- anlage 88 000, Wohnhaus 50 000, Pferde u. Wagen 1, Feuerversich. 33 444, Unfallversich. 5616, Bergwerks-Kto 1 474 067, Kassa 4008, Wechsel 25 738, Effekten 95 059, Bankguth. 485 528, Darlehen an Gew. Ludwig II 539 457, Debit. 557 420, Rohmaterial. u. Fabrikate 940 187. –— Passiva: St.-Aktien 4000 000, R.-F. 400 000, Spez.-R.-F. 60 000, Delkr.-Kto 7415, Talonsteuer-