1208 Gas-Gesellschaften. Die Gaardener Gasanstalt versorgt die kaiserl. Werft zu Gaarden, den Stadtteil-Kiel- Gaarden, die Ansiedelung des etwa 1500 Mitgl. zählenden Arbeiterbauvereins in Ellerbek, die Gemeinden Wellingdorf, Neumühlen und Dietrichsdorf, die Krupp'sche Kolonie, und auch die Gemeinde Ellerbek mit Gas. Nach dem seit 1./10. 1900 in Kraft befindl. Vertrag mit der kaiserl. Werft in Kiel behält die Ges. unter Errichtung einer neuen Gasanstalt die Gaslieferung zum Preise von 16 Pfg. per cbm an die kaiserl. Werft auf 10 Jahre fest, mit der Option, in einen etwaigen späteren dritterseits angebotenen billigeren Gaspreis einzutreten. Wird der Vertrag nicht von der einen oder anderen Seite gekündigt, so läuft er stillschweigend weiter. Die mit einem Kostenaufwande von ca. M. 700 000 auf eigenem Grund u. Boden in Gaarden aufgeführte neue Gasanstalt ist im Aug. 1900 in Betrieb genommen u. erhielt eine Produktionsfähigkeit von 6000 cbm pro Tag, welche inzwischen auf 14 000 cbm pro Tag erhöht worden ist. – Die Kommune Gaarden verlieh der Gasanstalt Gaarden durch Vertrag v. 18./9. 1880 auf 50 Jahre hinaus das ausschliessl. Recht der Gasbeleucht. von Gaarden u. der Benutzung der öffentl. Strassen zur Rohrleit. Das Rohrnetz für Gaarden bleibt ebenso wie die öffentl. Beleucht.-Anlage stets Eigentum der Gasanstalt, auch wenn mit Ablauf des Vertrages die Ausschliesslichkeit der Konzession u. die Bestimmung über die öffentl. Beleucht. aufhören sollten. Durch die 1901 erfolgte Eingemeindung Gaardens in die Stadt Kiel ist der Vertrag nicht beeinträchtigt. Auch mit den Gemeinden Ellerbeck, Wellingdorf u. Diedrichsdorf- Neumühlen sind Verträge bis zum Ablauf der Gaardener Konzess. abgeschlossen. Mit der Stadt Kiel wurde 1912 ein Elektrizitätslieferungsvertrag abgeschlossen, um den Stadtteil Gaarden mit Elektrizität zu versorgen. Die Ges. begann im April 1913 mit dem Verkauf der Elektrizität. Der Gasanstalt in Libau wurde am 5./5. 1881 von der Stadtverwaltung auf 50 Jahre das ausschliessliche Recht der öffentlichen und privaten Lieferung von Gas in der Stadt Libau erteilt. Der Betrieb wurde der A.-G. durch besondere Verf. der russischen Regierung v. 23./2. 1890 ausdrücklich gestattet. Am 1./8. 1932 geht die Anstalt unent- geltlich, jedoch mit Ausschluss des in Vorräten und Ausständen angelegten Betriebs- kapitals in den Besitz der Stadt Libau über. Zwischen dem 25. und 30. Betriebsjahre kann die Stadt Libau die Gasanstalt käuflich erwerben, wenn sie den durchschnittlichen Ertrag der letzten 5 Jahre mit 6 % p. a. kapitalisiert und 25 % von diesem Betrage hinzuzahlt. Die Gasanstalt ist 1901 auf die doppelte Leistungsfähigkeit ausgebaut worden. Für den Buchwert der Libauer Anlage ist eine besondere Abschreib. durch entsprechende Dotierung des Ern.-F. vorgesehen, damit derselbe zur Deckung desjenigen Betrages aus- reicht, mit welchem die Libauer Anlage bei Ablauf der Konzession nach der 1930 zu beendigenden Tilg. der auf derselben lastenden Hypoth.-Anleihe und nach Abzug der der Ges. verbleib. Betriebsmittel etc. voraussichtlich noch zu Buche stehen wird. Die Gasanstalt zu Angermünde ist nach Beendigung des Prozesses durch einen Vergleich an die Stadt verkauft worden; der damit verbundene Verlust von M. 33 752 wurde aus dem Gewinn 1911/12 gedeckt. Gaskonsum 1911/12: zus. 5 136 935 cbm, 1912/13: zus. 5 499 437 cbm, davon entfallen 3 853 732 cbm auf Gaarden u. 1 645 705 cbm auf Libau; 1913/14 in Gaarden 4 095 532 cbm. Das Geschäft der Gasanstalt wird seit Ausbruch des Krieges in beschränkterem Masse weitergeführt. Kapital: M. 1 500 000 in 1500 Aktien à M. 1000. Urspr. M. 400 000, erhöht lt. G.-V.-B. v. 18./12. 1891 um M. 600 000 u. lt. G.-V.-B. v. 20./12. 1900 um M. 500 000, übernommen von der Nordd. Bank in Hamburg u. der Kieler Bank in Kiel zu 122 %, angeboten den Aktionären 127 % Hypoth.-Anleihen: I. M. 600 000 in 5 % Partial-Oblig. von 1891, rückzahlbar zu 110 %, Stücke à M. 1000. Zs. 1./4. u. 1./10. Tilg. ab 1894–1930 durch jährl. Ausl. im Okt. auf 1./4.; seit 2./10. 1900 verstärkte oder Totalkündigung zulässig. Sicherheit: I. Hypoth. zu gunsten der Kieler Bank auf den Besitz in Libau im Werte von 36 960 Halbimperialen. Zahlst.: Eigene Kasse; Kiel: Kieler Bank; Hamburg: Norddeutsche Bank. Am 30./9. 1914 noch in Umlauf M. 387 000. Kurs Ende 1896–1914: 112, 111, 109.50, 106, 106.50, 108, 108, 109.50, 108, 108, 108.50, 107, 107, 109.50, 109, 109.75, 109.30, 109, 109* %. Aufgelegt 14./6. 1895 zu 106 %. Notiert in Hamburg. II. M. 600 000 in 5 % Teilschuldverschreib. lt. G.-V. v. 20./12. 1900, 600 Stücke (Nr. 1–600) à M. 1000 auf Namen der Kieler Bank oder deren Ordre. Zs. 2./1. u. 1./7. Tilg. zu pari ab 2./1. 1907 bis längstens 2./1. 1942 durch jährl. Ausl. von 1 % des urspr. Betrages zuzügl. ersp. Zs. am 2./7. (zuerst 1906) auf 2./1., ab 1./7. 1916 verstärkte Tilg., gänzliche Kündig. auf den nächsten Auszahlungstermin vorbehalten. Sicherheit: Kautions- hypothek in Höhe von M. 650 000 zu gunsten der Kieler Bank auf die Gasanstalt in Gaarden nebst Gebäuden, Maschinen und allem Zubehör. Noch in Umlauf am 30./9. 1914: M. 543 000. Verj. der Coup. u. Stücke nach gesetzl. Vorschrift. Zahlst. wie bei Div.- Schein. Kurs Ende 1901–1914: 103, 103, 103, 102, 102, 100, 100, 100, 101.90, 101, 100.50, 99.90, 99.50, 99.90* %. Zugelassen M. 600 000 im April 1901. Notiert in Hamburg. Anleihe von 1914 zu 5 %. Am 1./2. 1914 wurde zur Konsolidier. der schwebenden Schuld von einem Konsort. unter Führung der Kieler Bank die bisher freigewährte Bankschuld in Höhe von M. 1 100 000 in eine feste 5 % Anleihe umgewandelt. Diese Baranleihe ist un- kündbar, solange Zs. u. ein jährl. Abtrag von M. 100 000 prompt abgeführt werden.