Erzbergwerke und Hüttenbetriebe. 801 Erste Bayerische Graphitbergbau-A.-Ges. in Untergriesbach bei Passau (Bayern). Gegründet: 11./7. 1910; eingetr. 4./8. 1910. Sitz bis 3./6. 1912 in München. Gründer: Xaver Andorfer Witwe, Untergriesbach; Kaufm. Wilh. Kolb, Nürnberg; Grossgrundbes. Christian Feustel, Langenbruck; Apotheker Otto Eckstein, Vilseck; Rechtsanw. Fritz Bestel- meyer, Passau. Die Ges. übernahm von den Gründern Xaver Andorfer Witwe, Wilh. Kolb u. Christian Feustel die diesen gemeinschaftl. gehör. Grundstücke der Steuergemeinden Gries- bach, Ederlsdorf u. Schaibing (Bayer. Wald) gegen Gewährung von 162 Aktien, M. 88 000 Bar- vergüt. u. 25 Genussscheinen an Frau Andorfer, von 325 Aktien, M. 175 000 Barvergüt. u. 50 Genussscheinen an Wilh. Kolb, dann von 163 Aktien, M. 87 000 Barvergüt. u. 25 Genuss- scheinen an Christian Feustel. Die Genusscheine gewähren nach näherer Massgabe des Gesell- schaftsvertrags Anteil am Jahresgewinn u. am Liquidationserlös. An Stelle der bisher. primi- tiven u. vorwiegend kleinbäuerlichen Betriebe soll ein Grossbetrieb eingerichtet werden. Zu diesem Zwecke war zuvörderst die Zus. legung zahlreicher Kleinbesitze zu einem grossen Grubenfelde erforderlich. Dies ist in dem Rampers-Haunersdorfer u. dem sogen. Taubinger Graphitbezirk durch Schaffung eines etwa 1000 Tagwerk oder rund 3 000 000 qm messenden Grubenfeldes geschehen. Ausserdem hat die Ges. sich das Optionsrecht für die Abbaurechte auf ein sich anschliess. Graphitgebiet von etwa 2000 Tagwerk = ca. 6 000 000 qm bis 1917 gesichert. Zweck: Abbau von Graphit auf allen Grundstücken, welche der Ges. als Eigen- tümerin, Pächterin, Niessbraucherin oder in Ausübung irgend eines anderen zur Nutz- niessung ermächtigenden Rechtes besitzen wird. Verwertung der selbst gewonnenen oder anderweitig erworbenen Mineralien, Fossilien oder sonstigen Urprodukte sowie deren Ver- arbeitung für den Handel u. Verbrauch, insbesondere durch Aufbereitung u. Verhüttung. Erwerb u. Erricht. aller Anlagen, welche, um diese Zwecke zu erreichen, nötig, förderlich u. zweckmässig sind. Handel mit bergbaulichen Urprodukten u. den daraus gewonnenen Erzeugnissen. Beteiligung bei bestehenden oder neu zu errichtenden. gleiche oder ähnliche Zwecke verfolg. anderen Unternehmungen in jeder zulässigen Rechtsform. Vorerst ist die Ges. mit der Aufschliessung des Habersdorf-Rothenkreuzer Graphitlagerzuges beschäftigt. Im Geschäftsj. 1912/13 erwarb die Ges. umfangreiche Graphitabbaurechte im Pfaffenreuther Graphitgebiet. Da die Ges. in ihrem alten Gebiet durch Schwierigkeiten in der Entwicklung vorübergehend behindert waren, verlegten sie ihre Haupttätigkeit zunächst auf das neu- erworbene Gebiet, das durch einen schon vorhandenen Stollen bis zu erheblicher Tiefe bereits entwässert und teilweise aufgeschlossen war. Es wurden dort zwei Förderschächte betrieben u. weitere Aufschliessungsarbeiten vorgenommen. Dieselben ergaben ein reiches Graphitvorkommen von bester Qualität. Die Arbeiten auf dem alten Gebiet wurden Anfang 1915 wieder aufgenommen. Die Aufbereitungsanlage wurde in Rampersdorf errichtet u. kam 1914/15 in Betrieb. Der auf dem neuerworbenen Gebiet geförderte Graphit wird durch eine etwa 2 km lange Drahtseilbahn der Aufbereitungsanlage zugeführt, wogegen der Graphit aus dem alten Gebiet in den Grubenwagen direkt bis zur Aufbereitung gebracht wird. Die Förderung an Rohgraphit hat bereits eine erhebliche Steigerung erfahren. Der Bilanzverlust erhöhte sich 1912/13 von M. 131 423 auf M. 174 195 u. 1913/14 auf M. 226 913. Kapital: M. 2 000 000 in 2000 Aktien à M. 1000, begeben zu pari; Nr. 1–650 vollgezahlt, Nr. 651–2000 vorerst mit 75 % eingez., aber restl. 25 % im J. 1913 einberufen. Genussscheine: 100 Stück an die Gründer Xaver Andorfer Witwe, Wilh. Kolb und Chr. Feustel. Geschäftsjahr: 1./7.–30./6. Gen.-Vers.: Im I. Geschäftshalbj. Stimmrecht: 1 Aktie = 1 St. Bilanz am 30. Juni 1914: Aktiva: Grundstück u. Abbaurechte 1 153 000, Gebäude 71 909, Schacht- u. Grubenanlagen 300 000, Masch. 93 362, Werkzeug u. Gezähe 10 532, Inventar 8631, elektr. Anlagen 64 000, Laboratorium 500, Aufbereitungsanlage 153 843, Draht- seilbahn 47 844, Sägewerk 8042, Haus-Kto 9000, Material. u. Vorräte 93 573, Kassa 801, Effekten 1952, Debit. 2623, Verlust 226 913. – Passiva: A.-K. 2 000 000, Bankguth. 147 383, Kredit. I 58 368, do. II (Kaufschillingsrest) 37 000, Lohnrest 3779. Sa. M. 2 246 531. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Verlustvortrag 174 195, Abschreib. 36 451, Handl.- u. allg. Unk. 79 874. – Kredit: Zs. u. Skonto 968, Rohgraphit 62 640, Verlust 226 913. Sa. M. 290 521. Dividenden 1910/11–1913/14: 0, 0, 0, 0 % (Baujahre). Direktion: Berg-Ing. Curt Pilz, Stellv. Wilh. Kolb. Aufsichtsrat: Vors. Bankier Eugen Schweisheimer, München; Stellv. Bankier Alexander Bürklin, Neustadt a. H.; Bankier Karl Braun, Saarbrücken; Wilh. Kolb, Nürnberg; Rechts- anwalt Dr. Anton Gänssler, München; Bankier Otto Hirsch, Frankf. a. M.; Geologe Dr. Hugo Mylius, Bernried. Zahlstellen: Ges.-Kasse; Frankf. a. M.: E. Wertheimber & Co.; Passau: Bayer. Vereinsbank. Röchling'sche Eisen- und Stahlwerke, G. m. b. H. Völklingen a. d. Saar. Gegründet: Von den Teilhabern der unter der Firma Gebr. Röchling zu Saarbrücken bestehenden offenen Handelsges.; eingetr. 19./3. 1896. Die Gründer brachten die nachbe- Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften 1915/1916. I. 51