1434 Fabriken für Chemikalien etc. Geschäftsjahr: Kalenderj. Gen.-Vers.: I. Geschäftshalbj. Stimmrecht: 1 Aktie = 1 St. Gewinn-Verteilung; 5 % z. R.-F., event. bes. Abschreib. u. Rückl., vertragsm. Tant. an Vorst., 4 % Div., vom Übrigen 10 % Tant. an A.-R., Rest nach G.-V. Bilanz am 31. Dez. 1914: Aktiva: Anlagewerte 996 004, Magazinbestände u. Wagen- park 101 180, Rohmaterial. u. Fabrikate 189 544, Wechsel, Bar, Effekten u. Guth. bei Banken 1 422 687, Debit. 223 777, Beteilig. 444 650, Bürgschaftskto 410 000. – Passiva: A.-K. 1 500 000, R.-F. A 150 000, do. B 850 000, Unterst.-F. 73 192, Kredit. 338 713, Bürgschaftsakzepte 410 000, Div. 150 000, Tant. u. Grat. 93 929, Unterstütz. 26 807, Vortrag 195 200. Sa. M. 3 787 843. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Gen.-Unk. 319 772, Abschreib. 143 277, Gewinn 465 937, – Kredit: Vortrag 34 275, Bruttoertrag 894 712. Sa. M. 928 988. Dividenden 1902–1914: 5, 5, 10, 10, 10, 10, 10, 12½, 12½, 15, 12, 10, 10 %. Direktion: Benno Blanck, Dr. Vikt. Hänisch, Stellv. Dr. Ing. Friedr. Weber. Prokuristen: H. Holtz, Karl Denneborg. Siegf. Müller. Aufsichtsrat: Vors. Geh. Komm.-Rat ful. Weber, Duisburg; Stellv. Dr. Ing. J. Stroof, Frankf. a. M.; Jul. Carl Ertel, Hamburg. Zahlstellen: Duisburg: Ges. E.. Duisburg-Ruhrorter Bank; A. Schaaffhausenscher Bankverein A.-G., Frankf. a. M.: Deutsche Bank; Hamburg: Vereinsbank. Th. Goldschmidt Akt.-Ges. in Zweigniederlassung in Mannheim-Rhein au. Gegründet: 7./6. 1911 mit Wirkung ab 1./1. 1911; eingetragen 8./7. 1911. Gründer: Komm.-Rat Dr. Karl Goldschmidt, Dr. Hans Goldschmidt, Dr. phil. Theo. Goldschmidt, Oberleutnant z. S. Bernh. Goldschmidt, Essen; Oberbürgermeister Wilh. Marx, Düsseldorf. Die Gründer Dr. Karl u. Dr. Hans Goldschmidt als Inhaber der offenen Handelsgesellschaft Th. Goldschmidt zu Essen brachten das unter dieser Firma betriebene Fabrik- und Handelsgeschäft samt dem Firmenrecht mit den dazu gehörigen Grundstücken in Essen, den Effekten sowie mit allen Gebäuden, Maschinen, Apparaten, Utensil., Material., Vorräten, sonst. Zubehör u. Rechten sowie Schuldverbindlichkeiten nach dem Stande vom 1./1. 1911 in die Akt.-Ges. ein. Die Aktiven bezifferten sich darnach auf M. 11 563 201.15, die Passiven, die von der Akt.-Ges. übernommen sind, auf M. 5 041 351.33, sodass sich ein Wert von M. 6 521 849.82 ergibt. Zu diesem Wert zahlten die beiden Gründer M. 78 150.18 bar zu u. erhielten für diese ganze Sach- u. Bareinlage je M. 3 000 000 (also zus. M. 6 000 000) nom. Aktien zum Kurse von 110 %, sodass diese Aktien durch die Einlagen voll gedeckt sind. Die Gründungskosten, Stempel u. Abgaben wurden sämtlich von den bisherigen Inhabern der Firma Th. Goldschmidt getragen. Zweck: Übernahme, Fortführung u. Ausgestaltung der unter der Firma Th. Goldschmidt in Essen betriebenen chemischen Fabrik u. Zinnhütte. Die Ges. ist berechtigt, alle zur Er- reichung oder Förderung dieser Zwecke dienenden Anlagen u. Geschäfte jeder Art zu er- richten, zu erwerben, zu betreiben, zu pachten, zu verpachten u. zu veräussern, auch sich an anderen gleiche oder ähnliche Zwecke verfolgenden Unternehmungen in jeder zulässigen Form zu beteiligen. Die Ges. ist auch berechtigt, Zweigniederlassungen zu errichten. Die chemische Fabrik u. Zinnhütte Th. Goldschmidt in Essen wurde 1847 in Berlin gegründet u. befasste sich urspr. mit der Herstellung von Chemikalien für die Kattun- druckerei, vornehmlich von Zinnpräparaten. In den Jahren 1889–1891 erfolgte die Verlegung des Werkes nach Essen, wo inzwischen auf einem 42 500 qm grossen Grundstück umfang- reiche Anlagen errichtet worden sind. Dazu ist Ende 1912 das Fabrikgelände in Gernsheim mit 83 000 qm u. das neue Grundstück in Mannheim-Rheinau mit 264 500 qm hinzugekommen, so dass im ganzen 390 000 qm zur Verfügung stehen, wovon etwa 102 000 qm mit Anlagen besetzt sind. Ferner sind 20 Beamten- u. Arb.-Häuser vorhanden. Alle drei Anlagen be- sitzen Bahnanschluss, die Werke in Gernsheim u. Mannheim-Rheinau besitzen ausserdem Hafenanlagen am Rhein, ferner alle Anlagen die nötigen Werkstätten für Schlosser-, Schmiede-, Dreher-, Former-, Klempner-, Böttcher-, Schreiner-, Korbflechter- etc. arbeiten- Das Essener Werk umfasst eine Zinnhütte, eine chemische Fabrik u. eine Abteil. zur Herstell. aluminothermischer Erzeugnisse. In der Zinnhütte werden ausländ. Erze, vor- nehmlich bolivianischer Herkunft, ausgeschmolzen u. dass Zinn an deutsche u. ausländ Eisenbahnen, Werften, Masch.-Fabriken, Weissblechwerke u. andere Verbraucher geliefert. In der chemischen Fabrik wird die Entzinnung von Weissblechabfällen u. alten Weissblech- büchsen in grossem Massstabe betrieben. Der entzinnte Eisenschrott findet Absatz bei den Stahlwerken des Industriegebietes, das gewonnene Chlorzinn wird an Seidenfärbereien ver- sandt u. deckt den grössten Teil des europäischen Bedarfes. Ausserdem werden noch einige andere chemische Artikel hergestellt. Die aluminothermische Abteil. erzeugt reine kohle- freie Metalle, wie Chrom, Mangan, Ferrotitan, Ferromolybdän, Ferrovanadin u. a., die in der Eisen- u. Stahlindustrie Verwendung finden, sowie die bekannte Erwärmungsmasse Marke „Thermit“ zur Ausführ, der aluminothermischen, sogenannten Goldschmidt'schen Verfahren. Eine Hauptanwend. findet das Verfahren zur Schweissung von Strassenbahnschienen, von denen bislang etwa 8700 km verschweisst worden sind. In den ehemaligen Chemischen Fabriken Gernsheim-Heubruch werden Mineralsäuren, Sulfat, Schwefelnatrium, Antichlor, Chlorbarium u. verwandte Produkte erzeugt. Auf dem Rheinauer Werke werden zum Teil dieselben Produkte wie in Gernsheim hergestellt.