168 Elektrotechnische Fabriken, Rete und Hilfsgeschäfte. Elektricitätswerk Westfalen Akt.-Ges. in Bochum. Gegründet: 27./6. 1906; eingetr. 28./8. 1906. Gründer: Berliner Handels-Ges., S. Bleich- röder, Hardy & Co. G. m. b. H., Berlin; Dir. Karl Zander, Zürich; Bergwerksges. Hibernia, Herne. Das Elektriz.-Werk ist jetzt ein kommunales Unternehmen. Zweck: Gewerbsmässige Lieferung u. Verwendung der elektr. Energie zu Beleuchtungs-, Kraftübertragungs-, Beförderungs- und sonstigen Zwecken in Westfalen und Rheinland sowie die Ausführung aller zur Erfüllung dieser Zwecke dienenden oder darauf bezüglichen Geschäfte. Das Versorg.-Gebiet der Ges. umfasst zur Zeit 14 Landkreise (Bochum, Hattingen, Gelsenkirchen, Lippstadt, Recklinghausen, Lüdinghausen, Coesfeld, Ahaus, Steinfurt, Borken, Münster, Warendorf, Beckum u. Wiedenbrück) u. 5 selbständige Stadtkreise (Bochum, Herne, Witten, Recklinghausen u. Buer). Die Ges. erhält die elektr. Energie von den Zechenzentralen Shamrock I/II, Shamrock III/IV, General Blumenthal III/IV u. Schlägel u. Eisen III/IV (der Bergwerksges. Hibernia, Herne); der Gew. General, Weitmar; Viktor, Ickern; Friedrich der Grosse, Herne; Lothringen, Gerthe; Prinz Regent, Bochum; Bismarck, Bergmannsglück, Hugo, Buer; Radbod, Hamm; Hermann, Bork; Baldur, Dorsten; Siebenplaneten, Langendreer; ausser- dem von der Zentrale des Westfälischen Verbands-Elektrizitätswerkes in Kruckel, von dem Gemeinschaftswerk Hattingen, aus der Zentrale der früheren Märkischen Strassenbahnen in Witten u. von den Niedersächsischen Kraftwerken in Ibbenbüren. Die Verteilung der Energie erfolgt in Hochspannung von 5000, 10 000 u. 25 000 Volt in unterirdischen Kabeln, sowie in 10 000 u. 50 000 Volt in oberirdischen Freileitungen. Die Niederspannungsnetze haben 120/210 oder 220/380 Volt Spannung. Mit den meisten Gemeinden bestehen Konz.- Verträge, auf Grund welcher Westfalen die Lieferung an sämtliche Einwohner besorgt. Mit den Städten Bochum, Herne, Recklinghausen, Buer, Rheine, Gütersloh, Ahlen u. den Gemeinden Recklinghausen-Land u. Herten bestehen Energielieferungsverträge, bei denen Westfalen nur die Grosskonsumenten direkt versorgt, während die Lieferung an die Ein- wohner seitens der Gemeinde erfolgt. An dem Westfälischen Verbands-Elektr.-Werk ist die Ges. mit M. 600 000 A.-K. beteiligt. Das Gemeinschaftswerk Hattingen betreibt die Ges. zus. mit der Stadt Barmen, die durch zwei 25 000 Volt-Kabel mit Hattingen verbunden ist. Das Gemeinschaftswerk versorgt ausserdem die Stadt Ronsdorf u. liefert dem Rheinisch-Westfäl. Elektr.-Werk Essen einen Teil der für den bergischen Eisenindustriebezirk (Remscheid, Solingen, Cronenberg) be- nötigten Energie. Das Gemeinschaftswerk Hattingen gab im Geschäftsj. 1914/15. 38 659 891 Kwst. nutzbar ab, daran war das Elektricitätswerk Westfalen mit 23 826 231 Kwst. beteiligt. Die Zentrale der früheren Märkischen Strassenbahn in Witten hat das Elektricitätswerk Westfalen von den Westfälischen Strassenbahnen G. m. b. H., Gerthe, gegen eine Beteilig. von M. 500 000 an diesem Unternehmen übernommen. Mit den Niedersächsischen Kraft- werken in Ibbenbüren besteht ein fester Energielieferungsvertrag für das nördliche Ver- sorgungsgebiet in den Kreisen Steinfurt, Ahaus u. Münster. Im J. 1914/15 Bau einer weiteren Kraftstation von 30 000 KW. bei Stockum a. L.; diese neue Zentrale hat den Namen Gersteinwerk erhalten. Ende des Geschäftsjahres 1914/15 wurden 125 Städte u. Landgemeinden versorgt. Der Anschlusswert betrug am 31./3. 1915 bei 19 374 Abnehmern: 429 349 Glühlampen, 3784 Bogen- lampen, 77 317 PS. in Motoren u. Apparaten, Gesamtwert 84 444 Kw. (gegen etwa 66 615 Kw. im Vorjahre). Die Energie-Abgabe betrug in den letzten 4 Geschäftsjahren: 28 778 199, 37 835 622, 54 493 275, 61 640 060 Kwst., davon für elektr. Bahnen: 3 077 972, 4 254 328, 5 479 681, 5 473 749 Kwst. Von den in den Versorgungsgebieten vorhandenen Anlagen waren am 31./3. 1915 im Betrieb: Tranformatoren 446 Stück, Gesamtleistungsfähigkeit 95 627 Kw., Hochspannungskabel 536 km, Hochspannungsfreileitungen 488 km, Hilfs- u. Telephonkabel 413 km, Hochspannungsfernsprechleitungen 56 km, Niederspannungskabel 141 km, Nieder- spannungsfreileitungen 585 km. Den Besitz an Aktien der Akt.-Ges. für Gas u. Elektricität in Cöln (ca. M. 3 135 000) gab die Ges. Anfang 1909 in Tausch gegen die in ihrem Versorgungsbezirk gelegenen Gas- werke Buer-Horst, Langendreer-Werne und Eickel-Wanne, deren Betrieb seit 1./1. 1909 ge- führt wird. Der Gasverkauf betrug 1911/12–1914/15: Eickel-Wanne: 1 601 088, 1 607 682, 1 797 621, 1 754 428 cbm; Langendreer: 797 074, 837 668, 893 535, 836 074 cbm. Das Gaswerk Buer-Horst ging am 1./4. 1912 an die Stadt Buer über; dagegen wurde per 1./1. 1913 ein längerer Betriebsvertrag mit der Stadt Lüdinghausen für das städtische Gas- u. Wasserwerk daselbst abgeschlossen. Ausserdem wurde der Betrieb der städtischen Gaswerke Ahaus u. Borghorst übernommen. Für das Gaswerk Langendreer-Werne wird Koksofengas von der Gew. Lothringen u. der Deutsch-Luxemburg. Bergwerks- u. Hütten-A.-G. bezogen. Kapital: M. 6 000 000 in 6000 Aktien à M. 1000. Urspr. M. 2 000 000. Die G.-V. v. 24./6.1907 beschloss Erhöhung des A.-K. um M. 2 000 000 in 2000 Aktien mit Div.-Ber. ab 1./10. 1907, übernommen von einem Konsort. zu 115 %; angeboten hiervon M. 1 000 000 den alten Aktionären zu 117 %. Die a. o. G.-V. v. 17./4. 1912 beschloss weitere Erhöh. des A.-K. um M. 2 000 000; diese neuen Aktien wurden zu 160 % ausgegeben u. in erster Linie den der Ges. neu hinzutretenden Kreisen u. Gemeinden bis zu bestimmten Beträgen reserviert, der Rest blieb den alten Aktionären vorbehalten. Die Aktien befinden sich nur im Besitz der Kommunen des Versorgungsgebietes (siehe oben).