Elektrotechnische Fabriken, Elektricitätswerke und Hilfsgeschäfte. 177 Zugleich mit der Gründung des Westfälischen Verbands-Elektrizitätswerks haben sich die beteiligten Elektrizitätswerke, nämlich das Werk der Stadt Dortmund, das neugegründete Verbandswerk, das Elektrizitätswerk Westfalen u. das Rhein.-Westfälische Elektrizitätswerk durch einen Demarkationsvertrag über die Versorgung des Ruhrkohlengebiets verständigt. Damit ist den schädlichen Folgen eines ungesunden Wettbewerbes, namentlich bei der Er- schliessung weiterer Versorgungsgebiete u. bei Bemessung der Tarife vorgebeugt. Das dem Rhein.-Westfäl. Elektrizitätswerk bei der Demarkation zugesprochene Gebiet umfasst das ge- samte bisherige rReinische Versorgungsgebiet der Ges., sowie von der Provinz Westfalen die Orte Gelsenkirchen, Horst, Gladbeck, Bottrop, Osterfeld u. die westlich angrenzenden Teile. Die Drehstromzentrale des Rhein.-Westfäl. Elektrizitätswerks in Essen enthält zurzeit 43 Kessel mit 12 000 qm Kessel-Heizfläche. 6 Kondensationsanlagen für zus. 160 000 kg Stundendampf. 8 Drehstrommaschinen mit einer Leistung von 22 400 Kw. Der gesamte Stromabsatz betrug 1905/06–1913/14: 22 744 000, 37 247 406, 50 700 000, 56 000 000, 69 000 000, 75 784 178, 95 378 914, 118 528 389, 143 771 831 Kwst. Der Gesamtanschlusswert des Versorgungsgebietes einschl. der Gebiete der angegliederten Unternehm. stieg 1914/15 von 320 000 Kw. auf rund 357 000 Kw.; er verteilt sich auf die einzelnen Unternehm. wie folgt: Rheinisch-Westf. Elektrizitätswerk A.-G. Essen 201 495 Kw., Elek- trizitätswerk Berggeist A.-G. Brühl 47 874 Kw., Bergisches Elektrizitätswerk m. b. H. Reis- holz 98 091, Bergische Licht- u. Kraftwerke A-G. Lennep 9873 Kw. Nutzbar abgegeben wurden im Geschäftsjahre 1914/15 in diesen Werken insgesamt 293 002 752 Kwst. gegenüber 290 048 000 Kwst. im Vorjahr. Das Versorgungsgebiet der vorgenannten Unternehm. um- fasst jetzt rund 7000 qkm mit 2 800 000 Einwohnern. Am 30./6. 1914 waren angeschlossen rund 1 300 000 Glühlampen, 9000 Bogenlampen u. 34 000 Motore. Das Versorgungsgebiet dieser Unternehmungen erstreckt sich von der holländischen Grenze im Norden bei Cleve u. Emmerich bis über das Ahrtal im Süden, es umfasst mit einer Fläche von rund 6100 qkm den grössten Teil der Regierungsbezirke Düsseldorf u. Cöln. In Reisholz-Düssel- dorf wurde ein weiteres Elektrizitätswerk errichtet, das im ÖOkt. 1909 den Betrieb aufnahm. Eine dritte Überlandzentrale kam 1911/12 in Wesel in Betrieb. Eine neue grosse Kraft- zentrale auf dem Vorgebirge bei Cöln nahm Ende 1914 den Betrieb auf. Die Ges. besitzt auch die Gasanstalten Rotthausen u. Mettmann, sowie das Gas- u. Wasserwerk Borbeck u. den Pachtbetrieb Dülken. Die Ges. hat Ende 1912 die Gasfernversorg. des bergischen Landes nunmehr mit zunächst 25 Städten bezw. Gemeinden aufgenommen; ab 1./9. 1914 wird auch die Stadt Neuss mit Gas versorgt. Durch die Gasfernleitung wurden 1914/15 im ganzen 26 865 374 cbm abgesetzt. Der Gasabsatz in den in eigener Verwaltung betriebenen Gasanstalten Rotthausen, Borbeck und Mettmann sowie bei dem Pachtbetrieb Dülken be- trug 1914/15 4 350 294 cbm gegen 4 576 149 cbm im Vorjahr. Die lt. Bilanz vom 30./6. 1915 mit M. 11 402 825 zu Buch stehenden Beteilig. an fremden Unternehm. umfassen folgende Werte: Aktien der Kreis Ruhrorter Strassenbahn A.-G. (A.-K. M. 2 200 000); Anteile der Bochum-Gelsenkirchener Bahn Ges. m. b. H. (St.-Kap. M. 1 700 000 mit 25 % Beteilig.); M. 1 272 000 Aktien der Westf. Kleinbahnen A.-G. (A.-K. M. 1 275 000); M. 1 000 000 Aktien der Rhein. Bahnges. (A.-K. M. 10 000 000); M. 300 000 Aktien des Westfäl. Verbands-Elektrizitätswerks A.-G. in Kruckel (A.-K. M. 3 300 000); M. 3 923 000 Aktien des Elektrizitätswerks Berggeist A.-G. (A.-K. M. 4 000 000). Das Elektrizitätswerk Berggeist A.-G. erwarb von dem Rhein.-Westf. Elektrizitätswerk A.-G. das gesamte Kap. nämlich M. 300 000 Anteile des Bergischen Elektrizitätswerks m. b. H. in Solingen. Das Rhein.-Westfäl. Elektrizitäts- werk A.-G. hat den beiden Werken Berggeist u. Solingen zum Ausbau ihrer Kraftzentralen u. ihres Leitungsnetzes Kapitalvorschüsse geleistet. Ferner besitzt die Ges. sämtl. Anteile der Elektrizitätswerke Wermelskirchen G. m. b. H., Anteile der Rheinisch-Westfäl. Bahn- gesellschaft m. b. H. in Essen; M. 690 000 Aktien der Paderborner Elektrizitätswerk- u. Strassenbahn-A.-G., Paderborn, Anteile der Kreis Mettmanner Strassenbahnen G. m. b. H., Aktien der Bergischen Lichf- u. Kraftwerke A.-G. in Lennep, Clever Strassenbahn-Ges. m. b H., Per 1./6. 1912 pachtweise Übernahme des Betriebes der Solinger Kreisbahn (s. unten). Vertrag mit der Stadt Essen: Der von der Elektrizitäts-Akt.-Ges. vorm. W. Lahmeyer & Co. in Frankf. a. M. übernommene, vom Dez. 1897 bis Januar 1898 datierte Vertrag mit der Stadt Essen gibt der Ges. auf 40 Jahre das Recht, die städtischen Strassen u. Plätze zur Leitung elektr. Energie zu benutzen. Nach Ablauf des Vertrages ist die Stadt berechtigt, das Elektrizitätswerk gegen Zahlung des Taxwertes zu übernehmen, wobei das innerhalb des Stadtgebietes liegende Leitungsnetz kostenlos in den Besitz der Stadt über- geht. Die Ges. ist verpflichtet, der Stadtgemeinde Essen 5 % der Brutto-Einnahme, welche aus der Lieferung elektrischer Ströme und aus der Vermietung elektr. Einricht. durch das Elektrizitätswerk innerhalb des Stadtgebietes erzielt wird, zu entrichten, solange diese Brutto- Einnahme weniger als M. 100 000 beträgt. Die Abgabe soll, sobald die Brutto-Einnahme M. 100 000 erreicht hat, bezw. übersteigt, für je M. 50 000 Mehreinnahme um je ½ % er- höht werden, bis zu einem Höchstbetrage von 8 %. Die Stadtgemeinde Essen ist berechtigt, auch während der Vertragsdauer, und zwar zum erstenmal nach Ablauf des zehnten Be- triebsjahres, das Elektrizitätswerk für eigene Rechnung zu übernehmen. Will sie von diesem Rechte Gebrauch machen, so muss sie dies der Ges. ein Jahr vorher anzeigen. Der Kaufpreis wird in diesem Falle nach Wahl der Ges. entweder nach dem Ertrage ermittelt oder nach demjenigen Werte festgestellt. welcher sich aus den Büchern der Gesellschaft ergibt. Im ersteren Falle soll als Kaufpreis gelten der mit 25 kapitalisierte durchschnitt- Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften 1915/1916. II. 2