506 Erzbergwerke und Hütteubetriebe. Act.-Ges. Charlottenhütte in Niederschelden, Kreis Siegen. Gegründet: 28./1. 1864; eingetr. 24./10. 1864. Zweck: Produktion von Roheisen aus eigenen oder anderweit angeschafften Erzen, Verarbeitung des produzierten oder ander- weit angeschafften Roheisens und die Veräusser. der hergestellten Produkte und Fabrikate, speciell: Achsen, Radreifen aller Art, fertige Radsätze für Voll-, Klein- u. Nebenbahnen; Schmiedestücke aus Siemens-Martinstahl, roh, vorgearbeitet und fertig bearbeitet; Stahl- faconguss, Rohblöcke, Rohbrammen, Bleche u. Böden. Die Grundstücke der Ges. umfassen einen Flächenraum von 46 940 qm, wovon 21 200 qm bebaut sind. Nach den Neu- erwerbungen der letzten Jahre verfügt die Ges. über folgende Anlagen: I. die Hochofen- u. Stahlwerksanlage Charlottenhütte, II. die Hochofenanlage Eiserner Hütte, III. die Spateisen- steingrube Brüderbund in Eiserfeld, IV. die Spateisensteingrube Eisernhardter Tiefbau in Eisern. Die Hochofenanlage Charlottenhütte hat 2 Hochöfen, 1 Röstofenanlage, 1 Dampf- gebläsemaschine u. 2 Gasgebläsemaschinen. Das Stahlwerk umfasst 3 Martinöfen u. 1 Tiegelofen sowie eine Stahlgiesserei. Das Grobblechwalzwerk besteht aus 2 Trios u. den nötigen Scheren, Kümpelpressen und sonstigen Maschinen zur weiteren Ver- arbeitung. An das Hammerwerk, bestehend aus 4 Dampfhämmern, schliesst sich das Bandagenwalzwerk u. die mechan. Werkstatt zur Herstellung fertiger Radsätze für Wagen u. Lokomotiven sowie zur Fertigstellung von Stahlfaconguss u. Schmiedestücken an. 18 Dampfkessel liefern den für die einzelnen Abteilungen nötigen Dampf. Die Hochofen- anlage Eiserner Hütte besteht aus 1 Hochofen mit den nötigen Dampfgebläsemasch., Kessel- anlagen, Pumpen u. Röstöfen. Die derzeit. jährl. Produktionsfähigkeit der Werke beträgt: Hochofenwerk 90 –100 000 t Roheisen, Stahlwerk 90–100 000 t Rohstahl, ca. 60–70 000 t Bleche, ca. 15 000 t Stahlformguss, Schmiedestücke u. Radsatzmaterial. Gesamtumsatz des Werkes ohne Nebenbetriebe 1906/07–1914/15: M. 10 310 885, 9 456 501, 6 778 338, 8 104 162, 10 081 198, 11 947 934, 15 921 592, 12 901 840, 10 059 923. Zur Ermässig. der Selbstkosten wurden 1905/06 verschied. Neuanlagen im Gestehungswerte von M. 1 000 000 ausgeführt, so die Vergrösser. der elektr. Zentrale durch Aufstell. einer neuen Gasmasch.; der Bau einer neuen Kesselanlage. Das Hochofenwerk erhielt einen weiteren Cowperapparat, eine neue Gasgebläsemasch. u. eine kompl. Gasreinigungsanlage, die Martinanlage einen 30 t Ofen. 1906/07–1914/15 erforderten die Zugänge auf Anlage-Kti M. 316 500, 640 330, 343 953, 215 375, 416 514, 636 149, ca. 450 000, 764 750, 429 523. Arb.-Zahl in den Betrieben der Charlottenhütte u. auf den Gruben 1583. Lohnsumme 1914/15: M. 1 891 623. Beide Hochofen von Charlottenhütte waren 1911/12 bis 1914/15 im Feuer, nur Ofen II war von Aug. bis Okt. 1914 gedämpft. Per 1./7. 1911 Ankauf der Eiserner Hütte A.-G. in Eisern mit 1 Hochofen (siehe bei Kap.). Die Charlottenhütte ist bei der Eisern-Siegener Eisenbahn-Ges. mit nom. M. 119 000 Aktien beteiligt (letzte Div. 16, 18, 19, 20, 20, 14 %). Seit 1912/13 Beteilig. bei Grevenbrücker Kalkwerke G. m. b. H. mit M. 241 826. Die Ges. hat 1914/15 bedeutende Kriegsaufträge erhalten. Die G.-V. v. 28./10. 1899 beschloss den Ankauf von 523 Kuxen des konsolid. Eisenerz- bergwerks Gew. Brüderbund bei Eiserfeld ab 1./1. 1900 gegen Gewährung von 523 neuen Aktien von 1899 à M. 1000. Diese 523 Kuxe reduzierten sich durch Abgabe auf 488, dann wurden 13 Stück angekauft, sodass 501 Kuxe vorhanden waren. Die G.-V. v. 7./4. 1906 beschloss den Ankauf der restlichen 499 Kuxe für M. 1 072 850. Genanntes Eisenerzbergwerk besitzt eine grosse Anzahl Verleihungen. Grubenoberfläche derselben ca. 2 089 600 qm. Das Quan- tum der anstehenden Eisensteine der Grube ist auf 2 063 664 t geschätzt u. wird noch unge- fähr für einen 30jähr. Betrieb im gegenwärtigen Umfange ausreichen (s. unten bei Kap.). Jährlich werden ca. 80 000 t Spateisenstein ausgebracht. Auf Grube Brüderbund ist 1913/14 ein neuer Schacht vollendet. Wegen Ankauf der Kuxe der Erzgruben-Gew. Eisenhardter Tiefbau lt. G.-V. v. 25./11. 1911 siehe unten bei Kap. Diese Grube fördert jährl. ca. 50 000 t Eisenstein. Die Charlottenhütte ist Mitglied des Roheisen-Verbandes G. m. b. H. in Essen-Ruhr mit einer Beteiligungsziffer am Absatz von 70 374 t pro Jahr. Dieser Verband läuft bis 31./12. 1917, Die Förderung der Grube Brüderbund u. der Gew. Eisenhardter Tiefbau wird, soweit sie nicht auf den eigenen Hochöfen verhüttet wird, durch den Siegerländer Eisenstein-Verein G. m. b. H. in Siegen verkauft, der bis 30./12. 1919 läuft. Kapital: M. 5 000 000 in 4047 (früheren Vorz.-)Aktien u. 953 neuen Aktien v. 1911, sämtl. à M. 1000 u. gleichber. Urspr. A.-K. M. 375 000. Nach einer Reihe von Kap.-Ver- änderungen (siehe hierüber dieses Jahrbuch 1912/13) bestand das A.-K. von 1907–1911 aus 4047 gleichber. Aktien à M. 1000 = M. 4 047 000. Die a. o. G.-V. v. 25./11. 1911 beschloss Erhöh. des A.-K. um M. 953 000 (auf M. 5 000 000) in 953 Aktien à M. 1000, div.-ber. ab 1./7. 1911. Hiervon dienten M. 420 000 Aktien zum Erwerb der Eiserner Hütte A.-G. bezw. von deren A.-K. von nom. M. 280 000 mit Wirkung ab 1./7, 1911. Weitere M. 516 000 Aktien wurden zum Erwerb von 688 Kuxen der Erz- gruben-Gew. Eisenhardter Tiefbau u. Barzahlung von zus. M. 34 400 verwendet; restl. M. 17 000 neue Aktien wurden unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre zu 200 % begeben. Die Charlottenhütte besass bereits 190 Kuxe der Gew. Eisenhardter Tiefbau u. erwarb weitere 122 Stück mit dem Ankauf der Eiserner Hütte A.-G., restl. 688 Kuxe direkt von den Gewerken erworben (siehe oben). Hypothekar-Anleihe: M. 1 500 000 in 4½ % Oblig. à M. 1000, rückzahlbar zu 103 %, auf- genommen lt. G.-V. v. 26./3. 1902 zur Stärkung der Betriebsmittel u. hauptsächl. zur Anlage *