Fabriken für Chemikalien etc. 1031 Chemische Fabrik Hönningen und vorm. Messingwerk Reinickendorf R. Seidel Akt.-Ges. in Hönningen a. Rh. Zweigniederlassung in Berlin-Reinickendorf. (Firma bis 1911: Chemische Fabrik Hönningen vorm. Walther Feld & Co. Akt.-Ges.) Gegründet: 9./6. 1900 mit Wirkung ab 1./7. 1899; eingetr. 30./6. 1900. Übernahmepreis M. 1 624 968. Gründung s. Jahrg. 1902/1903. Die Firma Walther Feld & Co., G. m. b. H. in Liqu. zu Hönningen a. Rh. hat ihr gesamtes Aktiv- u. Passivvermögen mit Wirkung ab 1./7. 1899 in die A.-G. eingebracht. Zweck: Betrieb einer chem. Fabrik und aller damit zus.hängenden Geschäfte. Die Ges. besitzt u. betreibt zurzeit folgende Werke etc.: a) In Hönningen: die chemische Fabrik u. das Nickelwerk. Es sind 9 Dampfkessel mit einer Heizfläche von 1950 qm vorhanden, ferner 2 Lokomobilen u. 6 Dampfmasch. nebst zugehör. Dynamomasch. mit zus. 2800 PS., sowie 134 Elektromotoren u. eine Anzahl kleinerer Dampfmasch., wie Speise- u. Kohlensäurepumpen. Die Betriebe haben eigenes Anschluss- gleis an Staats- u. Kleinbahn, welch letztere zur Verbind. mit dem Rheinumladeplatz dient. Die elektr. Zentrale der Ges., die einschl. Reserve-Masch. 2450 PS. leistet, versieht den Ort Hönningen mit elektr. Beleucht.; die Ges. hat 2 Wasserwerke zur Beschaff. von Betriebs- u. Trinkwasser u. eigene Quellen natürl. Kohlensäure, die zum Teil an den ihr nahestehenden Hönninger Sprudel Ges. m. b. H. (s. unten) abgegeben wird, grösstenteils aber im eig. Betrieb Verwend. findet. Die Ges. fabriziert Strontian- u. Barytsalze, Tonerde u. Salze derselben, Krystallsoda, Glaubersalz, Schwefelsäure, Salpetersäure, Salzsäure, Nickel, Schwefel, Super- phosphat u. einige Nebenartikel. Der Grundbesitz der Ges. in Hönningen beträgt 26 ha, die Gesamtgrundfläche der Fabrikgebäude beläuft sich auf ca. 45 000 qm. Die Arb.-Kolonie des Werkes in Hönningen umfasst 43 Wohnhäuser mit 68 geräumigen Familienwohnungen, ausserdem sind 9 Wohnhäuser mit 12 Beamtenwohnungen vorhanden; eine Fabrikmenage bietet Raum für Quartier u. Verpfleg. von 170 Arb. b) In Reinickendorf das 1910 erworbene Messingwerk (siehe bei Kap.) mit Giesserei, Blech-, Bänder- u. Kaliberwalzwerk, Stangen-, Profil- u. Stück-Presserei, Gesenkschmiede, Draht- u. Rohr-Zieherei, sowie Glüherei. Es sind vorhanden: 4 Dampfkessel von zus. 440 qm Heizfläche, 2 Dampfmasch. mit zus. 1350 PS., 1 Sauggasanlage von 70 PS. nebst 2 Drehstrom-Dynamos u. 1 Transformatoranlage von 550 KW., sowie etwa 54 verschied. Elektromotoren zum Antrieb von Einzelmasch. u. Transmissionen; demnächst kommt ein neues Walzwerk zur Aufstellung. Hergestellt wird in Reinickendorf sämtl. Material für Munitionszwecke, Handelsware aus Nickel, Kupfer, Aluminium, Tombak, Messing, Kupfer- nickel, Speziallegierungen (Reinickametall), plattierte Bleche, insbes. kupfernickelplattiertes Stahlblech zur Fabrikat. von Geschossmänteln. Das Messingwerk liefert seit langen Jahren an staatliche Werke u. an verschied. Münzstätten u. a. Material, in dem Nickel in vor- geschriebener Legier. enthalten ist. Infolge Erwerb des Messingwerks kann die Ges. einer- seits ihr Nickelwerk durch Weiterverarbeit. des Metalls u. seiner Legierungen noch vorteil- hafter als bisher ausnutzen, andererseits kann durch Vereinig. der Betriebe in einer Hand das Messingwerk auch die Fabrikation solcher Artikel intensiver aufnehmen, zu deren Her- stellung Reinnickel u. hochwertige Nickellegierungen erforderlich sind. Die Gesamtgrösse des Reinickendorfer Grundbesitzes beläuft sich auf rund 3, 6450 ha, wovon 9770 qm über- baut sind. Erhebliche Betriebserweiter. u. Verbesser. in Hönningen u. Reinickendorf er- forderten 1911/12 ca. M. 1 500 000 (inkl. ca. M. 99 000 für Meggen), 1912/13 ca. M. 1 350 000; 1913/14 ca. M. 1 350 000: 1914/15 ca. M. 555 000. c) In Meggen: Schwerspatgruben, die zur teilweisen Deckung des Bedarfs der Ges. an Schwerspat, einem Hauptrohstoff, dienen. Im letzten Geschäftsjahr wurden ca. 14 000 t ge- fördert. 1911/12 wurde eine Drahtseilbahn u. ein eigener Eisenbahnanschluss angelegt. Der Grundbesitz der Ges. in Meggen umfasst 17 ha. Beschäftigt werden in Hönningen u. Meggen zus. etwa 860, in Reinickendorf ca. 800 Beamte u. Arb. Das oben erwähnte Kohlensäure- werk-Hönninger Sprudel G. m. b. H. hat jetzt M. 755 000 St.-Kapital, an dem die Chem. Fabrik Hönninger mit nom. M. 316 000 beteiligt ist; Div. dieser G. m. b. H. für 1904–1912: 15, 7, 6, 8, 11, 11, 10, 6, 6 %. Seit 1913 Beteilig. an der Chem. Farben-Fabrik Aschaffenburg Dr. Gross G. m. b. H. mit M. 60 000. 1914 Beteilig. an der Chem. Fabrik Carl Raspe, G. m. b. H. in Hönningen mit M. 100 000 und an den neugegründeten Farbwerken G. m. b. H. (Lithopone- Fabr.), ebenda mit M. 250 000. Seit Kriegsbeginn ist die Chem. Fabrik nur zur Hälfte ihrer Leistungsfähigkeit beschäftigt, dagegen ist die Abteil. Reinickendorf mit grossen Aufträgen für Kriegszwecke versehen. Kapital: M. 7 500 000 in 7500 Aktien à M. 1000. Urspr. M. 1 750 000; die G.-V. v. 6./12. 1902 erhöhte das A.-K. um M. 650 000, übernommen von einem Konsort. zu 112 %. Zur Vergrösser. der Beteilig. der Ges. am Nickelwerk, G. m. b. H. in Hönningen und am Hönninger Sprudel, G. m. b. H., ferner zum Erwerb eigener Schwerspatgruben und zur Erweiter. be- stehender, sowie Aufnahme neuer Betriebe beschloss die G.-V. v. 15./6. 1906 Erhöh. um M. 600 000, übernommen von einem Konsort. zu 137.50 %, angeboten den alten Aktionären 4: 1 vom 7.–25./7. 1906 zu 142.50 %. Agio nach Abzug der Unk. mit ca. M. 200 000 in R.-F. Zwecks Erwerb der restl. M. 660 000 Anteile des Nickelwerks sowie zur Verstärk. der Betriebsmittel, beschloss die G.-V. v. 9./1. 1909 Ausgabe von M. 660 000 u. M. 90000 weiteren Aktien, zus. M. 750 000 neuen