432 Kohlenbergban. Firma Adolf Bleichert, Braunkohlenwerke, Wyhra betriebene offene Handelsges. mit allen Aktiven u. Passiven nach Massgabe der Bilanz vom 30./6. 1905, wofür ihnen 1100 Aktien gewährt wurden; die Braunkohlengewerkschaft Borna-Lobstädt brachte in die A.-G. ein das von ihr in Borna betriebene Braunkohlenwerk mit allen Aktiven u. Passiven, u. zwar nach Gewährung von 100 Aktien. Die von den Inferenten eingebrachten Werte wurden in die Ges. mit M. 1 562 001 eingebracht. Die Passiven betrugen M. 362 001, so dass die Eröffnungsbilanz ein Kapital von M. 1 200 000 aufwies. Die Bleichertschen Erben u. die Gewerkschaft Borna-Lobstädt übernahmen die ihnen gewährten Aktien zu 110 % u. zahlten Jas Agio von M. 120 000 zur Bildung des gesetzl. R. F. bar ein. Zweck: Übernahme und Weiterbetrieb der der offenen Handelsgesellschaft unter der Adolf Bleichert Braunkohlenwerke Neukirchen-Wyhra gehörigen Braunkohlenwerke nebst der dazu gehörigen Brikettfabrik sowie des von der Gew. Borna-Löbstädt betriebenen Braunkohlenwerkes u. der dazu gehörigen Nasspresssteinfabrik; Erwerb oder Ausbeute and. Gruben u. Kohlenfelder; landw. Ausbeutung der der Akt.-Ges. gehörenden Felder; Verwert. der Produkte des Bergbaues u. Handel damit. Die Ges. besass urspr. 192 ha in den Gemarkungen Wyhra, Neukirchen und Zedlitz belegenen, eigenen Grundbesitz, davon 120 ha abbaufähige Kohlenfelder, in denen die Kohle fast überall durch Tagebau gewonnen werden kann. Der Kohlenbergbau wird gegenwärtig nur in Tagebau betrieben. Der 30 m tiefe Förderschacht ist mit dem Tagebau durch eine ca. 1500 m lange unterirdische Doppelbahn, die zur Seilförder. dient, verbunden; parallel dieser läuft eine zum Wasserschacht führende Wasserstrecke. Förder- u. Wasserhalt.-Schacht stehen in Mauerung. Der Förderschacht ist mit einem eisernen Fördergerüst versehen. Die Grube Wyhra ist durch oberirdische Drahtseilbahn mit der an der Station Neukirchen der Bahn Leipzig-Chemnitz gelegenen u. mit Gleisanschluss versehenen Brikett- fabrik verbunden, die 4 Trockenöfen und 4 Brikettpressen enthält; eine weitere Brikett- fabrik kam 1913 in Betrieb. Die Ges. besitzt 2 bei Neukirchen gelegene massive villenartige Wohngebäude für Vorstand u. Beamte, 4 Wohngebäude für Grubenbeamte und Arb.-Wohnhäuser für 50 Arb.-Familien in der Gemarkung Whyra, ferner 6 Bauerngüter u. 1 Mühlengutsgrundstück, die sämtl. verpachtet sind. Erhöh. der Substanzkonten 1906/07 bis 1914/15: M. 160 804, 190.104, 146 276, 154 511, 586 797, 483 196, 670 895, 2 274 492, 107 878, davon entfielen 1913/14 M. 1 910 124 auf Nesbad Etb. Bie Ges. Verk zufte am 1./1. 1910 den einen selbständigen Betrieb bildenden Karlsschacht in Borna. Dagegen wurde 1910 der Wilhelm- schacht bei Gnandorf bezw. 1200 Kuxe desselben erworben (siehe bei Kap.). Die restl. 100 Kuxe der 1300 Kuxe sind im eigenen Besitz der Gew. Wilhelmschacht. Diese betreibt Braunkohlenbergbau im Tage- u. Fiefbau u. besitzt in den Gemarkungen Gnandorf u. Hartmannsdorf bei Borna 110 ha eigenen Grundbesitz u. 70 ha Kohlenabbaurechte, die bei heutiger Produktion auf etwa 80 Jahre ausreichen. Die mit Gleisanschluss versehene Brikettfabrik arbeitet mit 4 Brikettpressen u. 4 Trockenöfen, die eine Jahresproduktion von 1 300 000 Ztr. Briketts ermöglichen. Im J. 1910/11 erfolgte der Erwerb der Majorität der Kuxe der Gew. Regiser Kohlen- werke, doch wurde dieser Besitz 1917 wieder verkauft. 1910/11 fand der Erwerb weiterer Kohlenfelder in Wyhra statt (siehe oben), die sich die Ges. durch einen Abbauvertrag sicherte. Hierdurch hat sich die Lebensdauer des Werkes Neukirchen fast auf das Doppelte erhöht. Neben geringer Beschäftigung durch das Kohlen- syndikat ist das ungünstige Resultat der Jahre 1911/12–1914/15 in der Hauptsache auf die ungenügende Ausbeute der Gew. Regiser Kohlenwerke zurückzuführen. Regis hatte mit Betriebsschwierigkeiten wegen Entwässerung der zu kämpfen, Die Förderung betrug 1907/08–1915/16 2 944 265, 2 845 795, 2 462 285, 5 028 530, 5 423 193, 5 006 619, 6 376 394, 7 578 130, 8 290 093 hl; hiervon wurden 370 577, 354 519, 373 313, 675 431, 757 947, 553 743, 690 656, 606 314, ? hl als Rohkohle abgesetzt; Briketts wurden her- gestellt 2 073 350, 1 073 700, 943 600, 2 015 168, 2 131 027, 2 018 100, 2 652 137, 3 506 968, 4 032 900 Ztr.: ferner fabriziert auf Wilhelmschacht 1910 11–1915/16 2 984 100, 3 093 414, 2 970 910,3 095 719, 1 740 581, –, – Ziegelsteine. Produktionsziffern für 1916/17 nicht ver- öflentlicht, doch stieg der Reingewinn 1916/17 auf M. 394 454 (1915/16 nur M. 159 929). Die Betriebe wurden nach Kriegsausbruch im Aug. 1914 stillgelegt, doch ist seit Sept. 1914 wieder der Vollbetrieb aufgenommen, wenn auch die Anlagen infolge der Kriegsverhältnisse nicht voll ausgenutzt werden können. Kapital: M. 3 600 000 u. zwar M. 1 800 000 in 1800 Vorz.-Aktien u. 1800 St.-Aktien à M. 1000. Urspr. M. 1 200 000 in St.-Aktien, begeben bei der Gründung zu 110 %; dazu lt. G,-V. v. 13./4. 1910 noch M. 600 000 in St. Akfien, div.-ber. ab 1./7. 1910, begeben zu Pari. Der Erlös dieser Emiss. diente zum Erwerb der 1200 Kuxe des Wilhelmschachtes in Gnandorf, dessen Gewerken für 2 ihrer Kuxe 1 Bleichert-Aktie sowie M. 50 in bar gewährt wurden. Zur Tilg. des Bankkredits beschloss die G.-V. v. 5./11. 1913 Erhöh. des A.K. um M. 1 800 000 (auf M. 3 600 000) in 1800 Vorz.-Aktien mit Div-Ber ab 1./1. 1914, begeben zu pari. Vom Reingewinn erhalten zunächst die Vorz.-Aktien bis zu 6 % Div. u. die aus früheren Jahren hieran etwa fehlenden Beträge, sodann die St.-Aktien bis zu 5 % Div., während ein etwaiger Überschuss unter Vorz.- u. St.-Aktionäre hälftig geteilt wird. Im Falle der Liquid. werden in erster Linie der Nennwert der Vorz.-Aktien u. etwaige Div.- Rückstände ausgezahlt, darauf der Nennwert der St.-Aktien u. die dann noch verbleibenden Beträge nach dem Verhältnis des Nennwertes der Vorz.- u. St.-Aktien geteilt. Einzelnen Stamm-Aktionären wurde 1916 durch die Deutsche Bank das Anerbieten gemacht, ihre Aktien in Aktien der Niederlausitzer Kohlenwerke 2: 1 umzutauschen.