Elektrotechnische Fabriken, Elektricitätswerke und Hilfsgeschäfte. 801 Zweck: Gewerbsmässige Erzeugung u. Ausnutzung elektr. Stromes in jeder Art, insbe- sondere zur Beleuchtung u. Kraftübertragung, dann der Erwerb u. Betrieb des Elektrizitäts- werks Pfaffenhofen a. d. IIlm u. anderer ihren Interessenbereich berührender Anlagen, die Ausnützung von Wasserkräften, speziell derjenigen der Amper bei Unterbruck u. Kranzberg sowie der Betrieb aller zur Erfüllung des Zwecks der Ges. dienenden u. darauf bezüglichen Geschäfte. Die Gründerin Industrielle Unternehm. G. m. b. H. in München legte auf das A.-K. ein u. die Akt.-Ges. übernahm von ihr gegen Gewährung von 325 Aktien u. eine im Teilbetrage von M. 35 000 sofort bar zu zahlende, im übrigen bis 31./12. 1910 gestundete Vergütung von insgesamt M. 85 000 das Besitztum Nr. Iin Unterbruck, bestehend aus Grund- stücken in den Steuergemeinden Grossnöbach, Fahrenzhausen, J arzt, Haimhausen u. Günzen- hausen, mit Wasserkraft, Mahl- u. Sägmühle, sowie Wehranlage in der Amper u. allen dazu gehörigen Bauanlagen, einschl. der Belastung, sodann die Rechte aus der der Einlegerin erteilten Konz. zur Herstellung einer Wasserkraftanlage an der Amper bei Unterbruck u. endlich die Kauf- u. sonstigen Rechte der Einlegerin aus einem Vertrage mit dem Kunst- mühlbesitzer Heinritzi in Rosenheim bezügl. der zur Anlegung des projektierten Amper- wasserwerks benötigten Grundstücke u. der hierfür vorhandenen Urkunden, Pläne etc. zum Gesamtreinwertsanschlage von M. 410 000. Danach besitzt die Ges. abgabenfreie Konzess. bei Unterbruck u. Kranzberg, die dahin lauten, dass die Konzess. Kranzberg auf Widerruf, diejenige für Unterbruck auf 50 Jahre erteilt wird, wenn nachgewiesen wird, dass die Amper an den für ihre Anlagen in Betracht kommenden Stellen ein öffentlicher Fluss ist. In der Denkschrift vom Febr. 1910 des Königl. Staatsministeriums des Innern „Die Aus- nützung der Wasserkräfte Bayerns“ ist die Amper von Ottershausen bis Inkofen als Privat- tiuss ausdrücklich bezeichnet. Innerhalb dieser Strecke befinden sich die Anlagen der Amperwerke Elektricitäts-Akt.-Ges. Sonach sind die beiden Konzess. als auf unbeschränkte Zeitdauer erteilt zu betrachten. Die Konzess. enthalten — mit Ausnahme der Herstell. u. Interhalt. von Brücken –— keinerlei erschwerende Bedingungen oder Auflagen. Durch den unterm 12./10. 1908 erfolgten Erwerb des Elektrizitätswerkes Pfaffenhofen ist die Ges. in den Besitz der abgabefreien Konzess. bei Hohenwart u. Englmannszell ge- kommen. Dieselben sind auf unbeschränkte Zeitdauer u. ohne besondere erschwerende Be- dingungen erteilt. Der Kauf des Elektrizitätswerkes Pfaffenhofen erfolgte mit Wirkung vom 1./7. 1908. Bei demselben kann nach Ausbau mit ca. 1150 PS. gerechnet werden. Seit 1./12. 1909 ist die Ges. auch Besitzerin des Werkes „München-Osté“ in Riem (siehe unten), das sie von Siemens & Halske A.-G. in Berlin erwarb. Das ganze Besitztum der Ges. setzt sich zusammen aus: Werk I bei Unterbruck, das im Nov. 1909 in Betrieb genommen wurde. Die Turbinen- Station dieses Werkes umfasst 3 Francis-Doppel-Zwillings-Turbinen für eine Normalleistung von je 595 PS., welche um 10 % gesteigert werden kann. Die mit den Turbinen direkt gekuppelten Dynamo-Masch. sind für je eine Leistung von 540 KVA. u. dienen zur Abgabe von Drehstrom von 11 000 Volt Spannung. Das im Jahre 1910 erbaute Werk II bei Kranzberg ist im Dez. 1910 in Betrieb gekommen. Es enthält: 3 Francis-Turbinen mit einer Normalleistung von je 940 PS., die um 10 % ge- steigert werden kann. Die Turbinen werden ebenfalls mit 3 Dynamo-Masch. für eine Leistung von je 920 KVA. direkt gekuppelt. die Drehstrom von 11 000 volt Spannung liefern. Werk III Dampf-Zentrale in Pfaffenhofen: Enthält die Reserve für die Wasserkraft- Anlage, eine Heissdampf-Lokomobile mit einer Normal-Leistung von 375 PS. u. 465 PS. Maximal-Leistung aufgestellt, die eine Dynamo-Masch. von 400 KVA. Leistung antreibt. Die Spannung dieser Masch. beträgt 3600 Volt. Die Kessel-Anlage besteht aus 2 Kesseln mit Überhitzer, wovon einer eine Heizfläche von 125 qam, der andere eine solche von 126 qam besitzt. Werk IV bei Hohenwart: Enthält eine Turbine mit einer Leistung von 180 PS., eine Dynamo-Masch. für eine Leistung von 135 KVA., welche eine Spannung von 3600 Volt besitzt. Werk V bei Englmannszell: Enthält eine Turbine für eine Leistung von 150 PS., die eine Dynamo-Masch. von 90 KVA. Leistung mit 3600 Volt Spannung antreibt. Werk VI Riem (München-Ost): Enthält 3 stehende Dampf-Masch., wovon 2 normal je 400 u. maximal je 500 PS. leisten, die 3. leistet normal 200 u. maximal 250 PS. Von den 3 mit den Dampf-Masch. direkt gekuppelten Dynamo-Masch. leisten 2 normal je 437, maximal je 475, die 3. normal 176 u. maximal 260 KVA. Die Kessel-Anlage besteht aus 3 Kesseln, von denen 2 eine Heizfläche von je 275 am u. der dritte eine solche von 150 qm besitzt. Die Dampf-Zentrale bietet genügend Raum zur Aufstell. einer weiteren Betriebskraft. Der Dampfbetrieb ist hier seit Mai 1910 eingestellt und wird das Gebiet dieses Werkes durch die Wasserkraftwerke mit Strom versorgt. Diese Zentrale wurde durch Aufstellung einer Dampfturbine mit 1500 PS. von 1100 KVA. Leistung vergrössert. Ein Kessel erhielt eine neue automatische Feuerungsanlage, wodurch dessen Leistungsfähigkeit nahezu um das Doppelte erhöht wurde. Weiter wurde in diesem Werke eine neue, modern eingerichtete Schaltanlage erstellt, welche eine grössere Betriebssicherheit für das ganze Gebiet gewährleistet. Ausser diesen Werken besitzt die Ges. 3 Unter-Stationen in Schrobenhausen, Wolnzach u. Geisenfeld mit je einem Drehstrom-Gleichstrom-Umformer u. einer Akkumulatoren-Batterie. In Etzenhausen bei Dachau eine Verteilungsschaltstation mit Montage-Inspektor- u. Bezirks- monteurwohnung. Die ausgebauten Wasserkräfte bei Unterbruck, Kranzberg, Hohenwart, Englmannszell ergeben zus. 4900 PS. Normalleistung. Die Dampf-Reserve hat eine Normal Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften 1917/1918. II. 51