Fabriken für Chemikalien etc. 1743 Zweck: Übernahme, Fortführung u. Ausgestaltung der unter der Firma Th. Goldschmidt in Essen betriebenen chemischen Fabrik u. Zinnhütte. Die Ges. ist berechtigt, alle zur Er- reichung oder Förderung dieser Zwecke dienenden Anlagen u. Geschäfte jeder Art zu er- richten, zu erwerben, zu betreiben, zu pachten, zu verpachten u. zu veräussern, auch sich an anderen gleiche oder ähnliche Zwecke verfolgenden Unternehmungen in jeder zulässigen Form zu beteiligen. Die Ges. ist auch berechtigt, Zweigniederlassungen zu errichten. Die chemische Fabrik u. Zinnhütte Th. Goldschmidt in Essen wurde 1847 in Berlin gegründet u. befasste sich urspr. mit der Herstellung von Chemikalien für die Kattun- druckerei, vornehmlich von Zinnpräparaten. In den Jahren 1889–1891 erfolgte die Verlegung des Werkes nach Essen, wo inzwischen auf einem 42 500 qm grossen Grundstück umfang- reiche Anlagen errichtet worden sind. Dazu ist Ende 1912 das Fabrikgelände in Gernsheim mit 83 000 qm u. das neue Grundstück in Mannheim-Rheinau mit 264 500 qm hinzugekommen, so dass im ganzen 390 000 qm zur Verfügung stehen, wovon etwa 102 000 qm mit Anlagen besetzt sind. Ferner sind 20 Beamten- u. Arb.-Häuser vorhanden. Alle drei Anlagen be- sitzen Bahnanschluss, die Werke in Gernsheim u. Mannheim-Rheinau besitzen ausserdem Hafenanlagen am Rhein, ferner alle Anlagen die nötigen Werkstätten für Schlosser-, Schmiede-, Dreher-, Former-, Klempner-, Böttcher-, Schreiner-, Korbflechter- etc. arbeiten. Das Essener Werk umfasst eine Zinnhütte, eine chemische Fabrik u. eine Abteil. zur Herstell. aluminothermischer Erzeugnisse. In der Zinnhütte werden ausländ. Erze, vor- nehmlich bolivianischer Herkunft, ausgeschmolzen u. das Zinn an deutsche u. ausländ. Eisenbahnen, Werften, Masch.-Fabriken, Weissblechwerke u. andere Verbraucher geliefert. In der chemischen Fabrik wird die Entzinnung von Weissblechabfällen u. alten Weissblech- büchsen in grossem Massstabe betrieben. Der entzinnte Eisenschrott findet Absatz bei den Stahlwerken des Industriegebietes, das gewonnene Chlorzinn wird an Seidenfärbereien ver- sandt u. deckt den grössten Teil des europäischen Bedarfes. Ausserdem werden noch einige andere chemische Artikel hergestellt. Die aluminothermische Abteil. erzeugt reine kohle- freie Metalle, wie Chrom, Mangan, Ferrotitan, Ferromolybdän, Ferrovanadin u. a., die in der Eisen- u. Stahlindustrie Verwendung finden, sowie die bekannte Erwärmungsmasse Marke „Thermit“ zur Ausführ. der aluminothermischen, sogenannten Goldschmidt'schen Verfahren. Eine Hauptanwend. findet das Verfahren zur Schweissung von Strassenbahnschienen. In den ehemaligen Chemischen Fabriken Gernsheim-Heubruch werden Mineralsäuren, Sulfat, Schwefelnatrium, Antichlor, Chlorbarium u. verwandte Produkte erzeugt. Auf dem Rheinauer Werke werden zum Teil dieselben Produkte wie in Gernsheim hergestellt. Die britischen Beteiligungen der Ges. sind im Jahre 1916 von den feindlichen Regie- rungen enteignet worden. Das Schicksal der unter Zwangsverwaltung stehenden französi- schen Häuser ist ungewiss. Die Ges. hat allen aus feindlichen Massnahmen drohenden Verlusten Rechnung getragen. Die Beteiligungen in Amerika sind verkauft. Es bleiben der Ges. jetzt nur noch Beteiligungen in Oesterreich und Deutschland, die Ende 1916 mit M. 400 000 zu Buch standen. Der Krieg hat das Unternehmen deshalb besonders schwer betroffen, weil der Ges. die Zufuhr ausländ. Rohstoffe, wovon sie sonst grosse Mengen einführt u. weiter verarbeitet, zum Teil gänzlich versperrt, zum Teil sehr erschwert ist, auch die Ausführ. von Fabrik. ist unterbunden. Dagegen war die Ges. imstande, teilweise einen Ausgleich durch Übernahme von Kriegsliefer. zu schaffen, auch 1917 war die A.-G. gut beschäftigt. Der Ausbau des Werkes in Rheinau ist auch während des Krieges fortgesetzt worden. Die hierfür aufgewend. Mittel betrugen 1914–1916 zus. rd. M. 2 080 000. Bei sämtl. Fabrikanlagen, Masch. u. Apparaten betrugen die Zugänge 1917 etwas über M. 5 000 000. Kapital: M. 17 000 000 in 17 000 Aktien à M. 1000. Urspr. M. 10 000 000, begeben zu 110 %. Erhöht lt. a. o. G.-V. v. 19./12. 1912 un M. 5 000 000 durch Ausgabe von 5000 neuen Aktien à M. 1000, welche vom 1./1. 1913 ab div.-ber. sind. Hiervon sind abgegeben: M. 800 000 an die Aktionäre der Chemischen Fabriken Gernsheim-Heubruch, behufs Übernahme dieser Fabrik, M. 3 000 000 mit 25 % eingez. geltende Aktien an die Vorbesitzer der amerikanischen u. österreich. Beteilig., M. 1 200 000 sind zum Kurse von 170 % den Vorbesitzern überlassen worden gegen deren Verpflicht., diese Aktien mit 25 % u. dem Aufgelde von 70 % in bar einzuzahlen. Danach sind zur Zeit vom A.-K. M. 10 800 000 vollgezahlt u. M. 4 200 000 mit 25 % u. dem Aufgelde eingezahlt. Als die Th. Goldschmidt A.-G. gegründet wurde, hatten die Vorbesitzer einige ihrer auswärtigen Beteilig. nicht eingebracht, nämlich ihren Besitz an Anteilen der Goldschmidt Detinning Co., New-VYork, der Goldschmidt Thermit Co., New- York, u. des Chlorzinnwerks „System Goldschmidt“ Oesterreich. Verein für chemische u. metallurgische Produktion & Co., Aussig. Sie hatten der Th. Goldschmidt A.-G. jedoch ein Ankaufsrecht darauf eingeräumt. Dasselbe wurde in der a. o. G.-V. v. 19. 12. 1912 ausgeübt u. der Kaufpreis mit M. 2 250 000 in bar u. M. 3 000 000 in Aktien der Ges., die mit dem vierten Teil ihres Nennwertes als eingezahlt gelten, entrichtet. Damit sind diese Beteilig., die sich an den Betriebs- u. Geschäftskreis des Essener Werkes eng anschliessen, unter den umittelbaren Einfluss der Essener Ges. gebracht. Anlässlich des Erwerbs der Aktien der Akt.-Ges. für Petroleum Ind. in Nürnberg beschloss die a. o. G.-V. v. 7./3. 1918 nochmalige Erhöh. des A.-K. um M. 2 000 000 (auf M. 17 000 000) in 2000 Aktien mit Div.-Ber. ab 1. 1918, eingez. mit 25 %. Von den neuen Aktien wurden M. 1 575 000 zu 100 %, restliche M. 425 000 zu 200 % begeben. Hypoth.-Anleihe: M. 5 000 000 in 4½ % Teilschuldverschreib. It. Beschluss des A.-R. v. 7./6. 1911, rückzahlbar zu 105 %. Stücke à M. 1000 lautend auf den Namen der Disconto- Ges. in Berlin oder deren Order u. durch Indoss. übertragbar. Zs. 1./6. u. 1. 12, IIlI