Erzbergwerke und Hüttenbetriebe. 45 * Aufsichtsrat: (3–7) Vors. General-Dir. Herm. Heyer, Sodingen; Bank-Dir. Franz Woltze, Essen; Fabrikbes. Friedr. Räker, Wald; Kaufm. Gust. Dorsemagen, Neuss. Zahlstellen: Ges.-Kasse; Berlin: Dresdner Bank, Disconto-Ges.; Cöln u. Düsseldorf: A. Schaaffh. Bankver.; Bochum: Dresdner Bank; Essen: Disc.-Ges., Essener Credit-Anstalt; Wesel: Weseler Bank. 3 0 ― * * ― Hochofenwerk Lübeck Akt.-Ges., Sitz in Lübeck. Direktion in Herrenwyk, Zweigniederlass. in Weidenau a. d. S. Gegründet: 7./11. 1905. Eingetr. 27./12. 1905. Zweck: Erricht. u. Betrieb eines Eisenwerkes mit Hochöfen nebst Kokerei mit Neben- Produkte-Gewinnung im Lübeckischen Staatsgebiet sowie Erwerb, Erricht. u. Betrieb aller für die Verwertung der erzeugten Produkte, Nebenprodukte u. Abfälle oder für den Erwerb der Rohmaterialien bestimmten Anlagen u. sonst. Unternehmungen. Das benötigte Areal, 99 ha 58 a 75 qm, wurde vom TLübeckischen Staate für ca. M. 200 000 erworben. Das Werk wurde bei Herrenwyk am unteren Lauf der Trave angelegt u. umfasst folgende Anlagen: Die Hütten- anlage besteht aus 3 modernen Hochöfen nebst 12 Cowperapparaten sowie einem Kessel- haus (2493 qm bebaute Fläche) mit 19 Kesseln, davon 5 Abwärmekesseln für die Aus- nutzung der Abgase der Gasmaschinen. Zu der Anlage gehören ferner 1 Maschinenhaus, bestehend aus 3 grossen Hallen (3876 qm bebaute Fläche) mit 3 modernen Gasgebläse- maschinen, 2 Dampfgebläsemaschinen, 1 Zentralkondensation, 4 elektrisch angetriebenen und 2 Turbodampfpumpen, 1 elektrischen Zentrale mit 2 Dampfdynamomaschinen von zus. 1680 PS, 2 Gasdynamos von zus. 6000 PS, 1 Reparaturwerkstätte mit Schmiede, 1 Schlackengranulation, 4 Wassertürmen, Laboratorium und Bureaus. Die Koksofenanlage umfasst 3 Koksofenbatterien m. insges. 145 Kammern für eine Produktionsfähigkeit von 230000 t Koks pro Jahr, 1 Kohlenzerkleiner.-Anlage nebst Kohlenturm (500 qm bebaute Fläche), 1 Teer- u. Ammoniakfabr. nebst Masch.-Gebäud. u. Masch., 1 Benzolgewinnungsanl. nebst OÖlregenerierung u. Naphtalingewinnung, Gasometer u. div. Nebengebäude (4000 qm bebaute Fläche), sowie eine Leuchtgas-Gewinnungs-Anlage, um die Stadt Lübeck mit Koksofenleuchtgas zu versorgen. Ein diesbezüglich. Vertrag ist zunächst auf 10 Jahre ab 1./10. 1912 mit dem Staate Lübeck geschlossen. Eine Schlackenziegelei (600 qm bebaut. Fläche) mit einer Leistungsfähigkeit v. 6 Mill. Schlacken- ziegel pro Jahr. Zur weiteren Ausnutzung der Abfallprodukte des Werkes ist eine Eisen- portland-Cementfabrik für eine Herstell. von jährl. 250–300 000 Fass errichtet. Dieselbe wurde 1913/14 durch Aufstell. eines 2. Drehofens für die doppelte Produktion erweitert. An Gleis- anlagen sind vorhanden ca. 10 000 Ifd. Meter normalspur. u. ca. 2000 Hd. Meter schmalspur. Gleis. Hierzu 4 normalspur. Tender-Dampflokomotiven, 1 schmalspur. Dampflokomotive, 1 normalspur. feuerlose Lokomotive u. 3 elektr. Schmalspurlokomotiven. Für die Entladung der Schiffe ist entlang der Trave ein eigener Hafen mit einer 390 m langen Kaimauer angelegt mit einer Wassertiefe von 7,65 mu. 5 Verladebrücken, so dass die in Frage kommenden grössten Seeschiffe direkt anlegen können. Für die Roheisen-Verladung ist eine besond. Ufermauer nebst 2 Dampf- krane vorhanden. Ferner sind vorhanden 1 Direktionsgebäude, 1 Verwalt.-Gebäude, 8 grosse Be- amtenhäus. sowie 266 Arb.-Wohn., 1 Konsumanstalt, Bäckerei, 1 Arb.-Speisehalle mit Beamten- Kasino, sowie 5 Gebäude mit Junggesellenwohnungen (360 Betten). Die Inbetriebsetz. des Hoch- ofen-Werkes erfolgte ab Juli 1907 sukzessive bis 1909. Zugänge auf Hüttenanlage etc. 1907/08 bis 1917/18: M. 3 999 802, 112 297, 435 445, 219 546, 240 885, 5 038 009, 2 073 582, 699 668, 308 400, 499 712, 962011. Der Gesamtgrundbesitz des Hochofenwerks besteht aus einem Terrain in Grösse von 81 ha 29 a 69 qm, einem daran anschliessenden für die Beamten- u. Arb.-Kolonie be- stimmten Terrain im Umfange von 17 ha 36 a 73 qm. Von dem ersten Grundstücke wurde ein Teil an die Siemens Elektr. Betriebe zur Erricht. einer Uberlandzentrale verkauft. Mit dieser Überlandzentrale ist ein Gaslieferungsvertrag geschlossen worden, welcher dem Hoch- ofenwerk eine nutzbringende Verwendung seiner bis dahin nutzlos abgehenden, überschüss. Hochofen- u. Koksofengase sichert. Die Erze werden aus Schweden u. vom Mittelmeer be- zogen. Um die Basis für ihre Erzbezüge zu erweitern, hat die Ges. im J. 1913/14 eine Kupfer- hütte u. eine Erzbrikettierungsanlage erbaut. Die Ges. wird in der Kupferhütte zunächst jährl. ca. 30 000 t kupferhalt. Abbrände durch chlorierende Röstung entkupfern u. hierbei ca. 6–700 . Kupfer gewinnen. Die entlaugten Abbrände enthalten ca. 60 % Eisen u. dienen als Schmelzmat. für die Hochöfen. Gleichzeit. stellt die Ges. einen Kanalofen zur Brikettierung von Abbränden u. schwedischen Feinerzen auf. Roheisenprod. 1907/08–1915/16: 69 180, 105 298, 121 069, 109 851, 109 044, 131 037, 154 007, 92 066, 119 899 t, der Versand 67 789, 91 398, 129 035, 123 022, 108 609, 134 731, 146 093, 92 136, 126 123 t. An Koks wurden 99 510, 129 115, 156 171, 144 869, 151 165, 187 564, 226 317, 117 435, 140 093 t produziert, es gelangten zum Versand u. Eigenverbrauch 94 360, 132 743, 14 246, 146 621, 150 871, 186 320, 207 124, 125 275, 155 361 t. An Nebenprodukt. wurden gewonnen: 4995, 6089, 5768, 5415, 5475, 6735, 8220, 4385, 4930 t Steinkohlenteer u. 1227, 1861, 2186, 2091, 2151, 2489, 2964, 1502, 1820 t Ammoniaksalz u. 1909/10–1915/16: 758, 842, 1011, 1040, 1306, 522, 625 t Benzol. Die Schlackensteinfabrik erzeugte 1909/10–1915/16: 1 691 492, 2 068 870, 3 687 470, 2 509 850, 1 724 100, 733 280, 1 086 230 Steine. Eisenportlandzement 1913/14–1915/16: 51 615, 25 234, 39 222 t. Das Gesamtgewicht der verladenen Produkte: Roh- eisen, Koks, Nebenprodukte (Teer, Pech, Ammoniak, Benzol usw.), Zement u. Schlackenziegeln betrug 1913/14–1915/16: 253 000, 171 400, 228 210 t; der Gesamt-Netto-Fakturenwert dieser Produkte inkl. des Erlöses aus Gasliefer. an die Überlandzentrale u. Leuchtgas an Lübeck