Kredit-Banken und andere Geld-Institute. 175 Pforzheimer Bankverein A.-G. in Pforzheim i. Baden. Gegründet: 1872 als Komm.-Ges. auf Aktien unter der Firma Pforzheimer Bankverein Kayser, Becker & Co., A.-G. lt. G.-V. v. 24./5. 1899. Die Bank ist bei der Bankfirma Fuld & Co. in Pforzheim kommanditarisch mit M. 500 000 beteiligt. Der Bankverein geriet infolge von eigenmächtigen Spekulationen der Direktoren Fr. Hermann u. Fr. Kraemer Ende Juli 1914 in Zahlungsschwierigkeiten. An sämtl. Gläubiger wurden im Nov. 1914 je M. 200 auf ihr Guthaben ausgezahlt. Der im Dez. 1914 veröffentlichte Status ergab nach Aufzehrung der Rückl. von rd. M. 2 000 000 einen Bilanzverlust von M. 10 338 466, der sich per 31./12. 1914 auf M. 11 376458 u. 1915 auf M. 12 216 282 erhöhte, hiervon entfielen allein M. 9 946 776 auf Spekulationsverluste. Zur Deckung des Bilanzverlustes von M. 11 376 458 war der Nachlass des Dir. Aug. Kayser mit buchmässig M. 7 426 000 vorhanden, dazu kamen M. 1 812 000 in unentgeltl. zur Verfüg. gestellten Aktien der früheren Aufsichtsräte, von Kayser u. einigen Spielkunden, u. M. 500 000 Vergüt. der früheren Aufsichtsräte. Der Kaysersche Nachlass bestand aus M. 4 000 000 Grundstücken, u. von den übrigen M. 3 500 000 bestand ein Teil schon aus dem Guth. beim Bankverein, andere aus Wertp. u. Darlehen auf Nachhypoth. Die verklagten Mitgl. des A.-R. bezw. deren Erben haben sich vergleichsweise verpflichtet, M. 700 200 in Aktien unentgeltlich abzutreten u. M. 500 000 zu zahlen (s. oben). Da aber im Fall eines ausser- gerichtl. Arrangements mit den Gläubigern der gesamte N achlass des verstorbenen Bankdir. Aug. Kayser (bewegl. u. unbewegl.Vermögen) zur Verfüg. des Bankvereins gestellt wird, besteht die Aus- sicht, dass der bis jetzt festgestellte Verlust vom Nachlass gedeckt wird, in welchem Fall der Nachlass auch den Aktionären zugute kommt. Doch lässt er sich nur allmählich realisieren. Durch die Ende 1914 gegründete Pforzheimer Creditkasse A.-G. wurde eine Erleichter. des Status des Bankvereins ermöglicht. Die Creditkasse hatte sich auch bereit erklärt, die Forderungen der Gläubiger des Bankvereins bis zu M. 1000 mit 60 %, von M. 1000–5000 mit 50 % u. von über M. 5000 mit 40 % zu beleihen. Im Jahre 1916 hat sich der Verlustsaldo um M. 117 600 auf M. 12 008 683 verringert. Unter Berücksichtigung, dass im letzten Jahre auch der Nachlass des verstorbenen Direktors Kayser (s. oben) von M. 7 308 357 auf den Bankverein übergegangen ist. hat sich der Verlust auf 4 790 326 er- ermässigt, 1917 auf M. 4 622 582 u. 1918 weiter auf M. 4 467 919 vermindert, so dass an- gesichts der vorhandenen Aktivwerte u. unter Voraussetzung, dass sie zum Buchwerte realisiert werden können, nicht nur mit einer Minderung der Kreditoren, sondern auch mit einer guten Quote für die Aktionäre gerechnet werden kann. Ende Öktober 1915 erliess die Verwalt. ein Rundschreiben, in dem sie, nachdem sich die Bemühungen auf Sanierung des Instituts bezw. die Überleitung der Pforzheimer Kreditkasse auf den Bankverein nicht verwirklicht hatten, die Liquid. der Bank befürwortete, welche von der Gläubigerversammlung im Nov. 1915 auch beschlossen wurde, sodass der Konkurs abgewendet werden konnte. An die Gläubiger wurden ausgeschüttet: 10 % auf die Forderungen per 31./12. 1915 am 3./1. 1916, 10 % auf die Forderungen per 31./12. 1915 am 1./7. 1916, 10 % auf die Forderungen per 31./12. 1915 am 31./10. 1917, 20 % auf die jeweiligen Restforderungen am 1./7. 1918, dann 1918 je 20 % auf die jeweiligen Rest- forder. Eine weitere Rate 1919 ausgeschüttet, sodass damit 61.16 % in 6 Raten ausbezahlt sind. Aus dem Nachlass August Kayser wurden 1918 40 Grundstücke verkauft. Die noch vorhandenen Liegenschaften stehen mit M. 2 434 749 zu Buch. Die Effektengläubiger erhielten Anspruch auf Lieferung, stunden ihn aber bis zur Zahlung der Restquote. Die Gläubiger erhalten dagegen die Div. der Effektenzinsen, wenn sie jeweils fällig sind, ausbezahlt. Der Pforzheimer Bankverein soll, um wegen der Verwertung der Grund- stücke nicht allein auf die Stadtgemeinde Pforzheim angewiesen zu sein, berechtigt sein, Grundstücke des Nachlasses des früheren Dir. Kayser unter Anrechnung des Guth. an die Gläubiger zu veräussern. Ebenso soll es gestattet sein, Forder. des Bankvereins an die Gläubiger desselben abzutreten. Der Anfangs des Jahres 1918 beantragte Zwangs- vergleich wurde im Juni dieses Jahres vom Amtsgericht bestätigt, sodass die Geschäfts- aufsicht aufgehoben ist. Kapital: M. 6 000 000 und zwar 1350 Aktien à M. 600 (seit 1894 volleingez.), 4325 Aktien à M. 1200. A.-K. bis 1898 M. 900 000; über die Erhöh. siehe dieses Handb. 191516. Geschäftsjahr: Kalenderj. Gen.-Vers.: Spät. im Mai. Stimmrecht: Je M. 600 A.-K. = 1 St. Bilanz am 31. Dez. 1918: Aktiva: Kassa u. Coup. 8204, Wechsel 280 493, Effekten u. Spekulationseffekten 3 109 468, Hinterlegung f. Effekten- u. Bürgschaftsgläubiger 1 013 047, Bankvereinsaktien 1, Policen-Kto 60718, Waren 9000, Debit. einschl. Beteilig. 4 232 595, Häuser u. Grundstücke 92 240, Grundschuld 2 434 749, Mobil. 1, Avale 579 924, Wechsel 76 112, Effektenanspr. 1 114 985, Verlust 4 467 919. – Passiva: A.-K. 6 000 000, Gläubiger, die nicht unter den Zwangsvergleich fallen 331 140, Gläubiger nach 9 33 d. Ges. über die Ge- schäftsaufsicht: Depositen u. Bankforder. 8 769 603, Akzeptgläubiger 232 695, Bürgschafts- do. 579 924, Wechsel- do. 76 112, Effekten- do. 1 114 985, Rückl. f. Prozesskosten 50 000, Verluste auf ausländ. Effekten 325 000. Sa. M. 17 479 462. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Verlustvortrag 4 622 582, Zs. 118 995, Unk. abzügl. eingegangener Mieten u. Pachten 43 241, Rückstell. 4215. — Kredit: Coup. u. Sorten 97, Wechsel 7048, Provisionen 16 670, Beteilig. 4000, Effekten 200 114, Waren 932. Häuser u. Grundstücke 62 400, Mobilien 15 069, Rückstell.-Kto 14 782, Verlust 4 467 919. Sa. M. 4 789 035.