Eisenbahnen, Eisenbahn-Bau- und Betriebs-Gesellschaften. 173 Reinickendorf-Liebenwalde-Gross-Schönebecker Hisenbahn-Aktiengesellschaft mit dem Sitze zu Berlin, Direktion u. Betriebs- verwaltung: NW., Alexander-Ufer 5. Gegründet: 14./3. 1900 mit Nachträgen v. 5./5. u. 22./6. 1900; eingetr. 28./6. 1900. Konz. v. 12./2. 1900. Gründer s. Jahrg. 1901/02. Die Dauer der Ges. ist nicht beschränkt; jedoch ist laut Konz.-Urkunde der Staatsregierung unbeschadet des gesetzl. Ankaufsrechts gestattet, das Unternehmen jederzeit, jedoch nicht vor Ablauf von 10 Jahren seit dem Tage der Betriebs- eröffnung, gegen Erstattung der von dem Unternehmen aus eigenen Mitteln notwendig oder nützlich aufgewendeten Anlagekosten, eigentümlich zu erwerben. Zweck: Bau u. Betrieb einer vollspur. eingleisigen Nebeneisenbahn von Reinickendorf- Rosenthal über Basdorf nach Liebenwalde u. von Basdorf nach Gross-Schönebeck mit einem Güteranschlussgleis von Reinickendorf nach Schönholz (1.57 km). Länge 60,6 km. Betriebs- eröffnung 21./5. bezw. 3./6. u. 16./7. 1901, sodass die durchschnittl. Betriebszeit 1901/02 rund 10 Mon. betrug; Betriebseröffn. auf dem Anschlussgleis 16./11. 1907. Der Betrieb der Bahn u. deren Unterhalt war bis 31./3. 1913 durch Vertrag dem Reg.-Baumeister a. D. August Steinfeld bezw. seit 1911 an dessen Rechtsnachfolger die Eisenbahnbau-Ges. Becker & Co. G. m. b. H. in Berlin übertragen. Der Betriebsunternehm. erhielt für die Betriebsführung 33½ % der Betriebseinnahmen, ferner für jedes geleistete Zugkilometer 50 Pf., sowie als Entschädig. für Bureaukosten jährl. M. 5000; jedoch im Ganzen nicht mehr als 64 % der jährl. Betriebseinnahmen. Die übrigen Einnahmen wurden halbjährl. an die Ges.-Kasse ab- geführt. Für die Dauer des obengenannten Betriebsvertrages, also bis Ende März 1913, hatte der Betriebsunternehmer für die Aktien Lit. A eine Div. von 4 % garantiert, ebenso für Aktien Lit. B 4 % für 1911/12 u. 1912/13. Seit 1./4. 1913 führt die Ges. den Betrieb selbst. Die Ges. beabsichtigt, ihr Unternehmen erheblich zu erweitern, indem die Bahn auf der einen Seite als Schnellbahn vom Endpunkt der A. E. G.-Schnellbahn bis zum Bahnhof Reinickendorf-Rosenthal u. auf der anderen Seite über Liebenwalde hinaus bis Zehdenick (Neuhof) bis zum Anschluss an die Staatsbahnlinie Löwenberg–Prenzlau fortgeführt werden soll. Die G.-V. v. 3./10. 1919 beschloss deshalb, das Aktienkapital bis auf M. 13 330 000 durch Ausgabe neuer Aktien Lit. A zu erhöhen und eine Oblig.-Anleihe in Höhe von I. 4 890 000 aufzunehmen. Das Vorzugsrecht der Aktien Lit. A wurde dahin eingeschränkt, dass ihnen das Recht auf Nachzahlung rückständiger Div. nicht mehr zusteht, sondern dass sie nur auf eine Vorz.-Div. von 4 % Anspruch haben. Erst nachdem die Aktien Lit. B auch 4 % Div. erhalten haben, erfolgt die weitere Verteilung des verfügbaren Gewinns unter beide Aktienkategorien nach Massgabe ihres Anspruchs. Kapital: M. 3 730 000 in 2830 St.-Aktien Lit. A à M. 1000 und in 900 St.-Aktien Lit. B à M. 1000. Die Aktien A geniessen bis 4 % Vorz.-Div. (s. auch oben u. unten bei Gewinn- Verteilung). Der Kreis Niederbarnim hat im März 1913 in Gemeinschaft mit der Provinz Brandenburg die Mehrheit der Aktien Lit. A übernommen. Anleihe: M. 1 200 000 in 4½ % Oblig., aufgenommen lt. G.-V. v. 22./6. 1908 u. minist. Genehm. v. 22./9. 1908, Stücke à M. 1000. Zs. 1./4. u. 1./10. Tilg. ab 1./4. 1909 bis spät. 1947 mit 1 % des urspr. Anleihebetrages u. ersp. Zs. durch Auslos. im Dez. (erstmalig 1908) oder durch Rückkauf; ab 1./1. 1918 stärkere Tilg. oder Totalkünd. mit 6 monat. Frist vorbehalten. Noch in Umlauf am 31./3. 1919 M. 1 053 000. Der Erlös der Anleihe diente zur Erweiterung u. Verbesserung der Bahnanlagen sowie zur Vermehrung des rollenden Betriebsmaterials. Sicherheit: Eintrag dieser Bahnschuld in das Bahngrundbuch. Verj. der Coup. in 4 J. (K.), der Stücke in 30 J. (F.). Zahlst. wie bei Div. Kurs in Berlin Ende 1908–1919: 100.60, 101.10, 101.60, 100.50, –, 94.50, –*, –, 89, –, 90*, 85 %. Eingef. am 10./11. 1908 zum ersten Kurse von 100 %. M. 750 000 Darlehn zu Erweiterungsbauten seitens der Prov. Brandenburg u. des Kreises Niederbarnim gewährt. Gen.-Vers.: Im I. Geschäftshalbj. Stimmrecht: 1 Aktie = 1 St. Gewinn-Verteilung: Aus dem Betriebsüberschuss zunächst eine durch Regulativ fest- gesetzte Rücklage in den Ern.-F. u. Spez.-R.-F., dann Tilg. u. Verzinsung der Anleihe u. dann von dem Reingewinn 5 % an Bilanz-R.-F., event. vertragsm. Tant. an Beamte; vorerst 4 % Div. auf St.-Aktien A, hierauf 4 % den St.-Aktien B, Überrest gleichmässig an St.- Aftien A u. B. Die Nachzahl.-Verpflichtung an Aktien àA wurde lt. G.-V. v. 3./10. 1919 aufgehoben. Bilanz am 31. März 1919: Aktiva: Bahnanlage 6 262 862, Bahnerweiter. 6763, Wertp. des Ern.-F. 465 873, do. des Spez.-R.-F. 81 518, Kaut. 58 571, Begebungskosten (Disagio) 31 590, Möbel u. Geräte 112, Kriegsanleihe 1 080 040, Kassa, Kreiskommunalkasse Niederbarnim 221 778. – Passiva: A.-K. 3 730 000, Teilschuldverschreib. 1 053 000, do. getilgte 147 000, Zuwendungen 402 766, Tilg.-Rest d. Teilschuldverschreib. 1039, Hypoth. 18 000, Kaut. 58 571, Ern.-F. 447 513, Spez.-R.-F. 85 177, do. verfügbarer 53 302, Rentenablös.-F. 33 055, F. zur Vermögensabrechn. 50 261 (Rückl. 2060), Div. 5480, Oblig.-Zs. 1035, Kredit. 2 063 200, Eisenbahnabgabe 1451, Div. an Aktien Lit. A 56 600, Vortrag 1656. Sa. M. 8 209 111. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Betriebsausgaben 1 114 179, Ern.-F. 46 971, Tilg. u. Zs. der Teilschuldverschreib. 66 540, Abschreib. 169, Zs. auf Baudarlehen etc. 41 642, Rein- gewinn 61 768. – Kredit: Vortrag 20 553, Betriebseinnahmen 1 310 718. S. M. 1 931 271.