Kolonisations-Gesellschaften. 83 Die bisherige Erzseparation dient in erster Linie zur Trennung der reicheren Exporterze von den geringhaltigeren Schmelzerzen, welch letztere in Tsumeb auf Kupferstein und Werkblei verhüttet werden; daneben werden auch zinkische u. bleireiche Erzsorten aus hüttentechnischen Gründen ausgehalten. Die Erzaufbereitung bestand anfänglich in einer Handscheidung unter Verwendung von Erzbrechern, Leseband, Rost- u. Separationsanlagen. Die in Deutschland vorgenommenen, sehr umfangreichen Versuche, den Eruptivkörper, der früher als nicht verwertbar in der Grube zurückblieb, nass-mechanisch aufzubereiten, sind gelungen. Es ist daher eine Aufbereitungsanlage zunächst für ein Durchsatzquantum von 50 t Eruptiverz pro Tag aufgestellt u. 1914 in Betrieb genommen worden. Mit dieser Aufbereitungsanlage wurde eine neue moderne Separations- u. Klaubeanlage für das ge- wöhnliche Fördererz verbunden. Die Ges. erwartet von diesen Anlagen eine Verbilligung der Aufbereitungskosten und eine Vermehrung der Versanderze. Bis zum 31./3. 1914 sind im ganzen über der 4. Sohle ca. 306 850 t der Erzlagerstätte in Tsumeb entnommen. Hiervon entfallen auf das Jahr 1907/08–1913/14: 25 700, 44 250, 44 700, 36 600, 35 200, 52 200, 68 200 t. Die Gruben im Otavital (Asis, Guchab u. Gr.-Otavi) förderten 1913/14 zus. 1900 t. Zur Verschiffung gelangten aus sämtlichen Gruben 1907/08–1913/14: 16 800, 28 400, 35 500, 31 600, 29 600, 44 550, 50 070 t. Seit Ausbruch des Krieges im August 1914 ist die Verschiffung der Erze eingestellt. Der Bergwerksbetrieb wird durch Aufschliessungsarbeiten u. mit Förder. auf die Halde weitergeführt. Die maschinellen Anlagen für den Bergbau zum Zwecke der Förderung, Wasserhaltung u. des Bohrmaschinenbetriebes haben während der letzten Jahre allmählich einen grösseren Umfang angenommen, u. es wurden besonders im ökonomischen Interesse die elektr. Masch., die Lichtanlage u. die Werkstattmasch. weiter ausgebaut. Zur weiteren wirtschaftlichen Gestaltung dieser verschiedenen Anlagen ist eine neue elektr. Kraftzentrale gebaut worden, die im Juni 1913 in Betrieb genommen wurde. Zur Wasserversorgung von Tsumeb dient die 20 km lange Druckwasserleitung, die vom Otjikotosee aus nach Tsumeb geführt ist, nebst Pumpstation in Otjikoto u. dem Hochreservoir u. der Verteilungsleitung in Tsumeb. Die Hüttenanlage besteht aus 2 Wassermantelschmelzöfen mit Tiegelofenzustellung nebst den dazugehörigen Dampf- u. Gebläsemaschinen. Zum Zwecke der leichteren Verhüttung der ärmeren Feinerze ist ein Agglomerierverfahren unter Anwendung eines Konverters ein- geführt. Die Produktion der Hütte betrug 1907/08–1913/14: 1000, 3150, 2940, 2220, 991, 640, 1179 t Kupferstein, ferner: 700, 3000, 2732, 2040, 913, 395, ? t Werkblei. Der Schmelzbetrieb ist während der letzten Jahre eingeschränkt, weil die Qualität der Fördererze es ermöglichte, einen grösseren Prozentsatz als in den Vorjahren als exportfähig zu versenden. Neben der bereits im J. 1912/13 erfolgten Option auf ein Kupfererzvorkommen in der Nähe von Otjiwarongo (Joumbira) wurden in der zweiten Hälfte des Geschäftsj. 1913/14 Optionen auf die in der Nähe der Otavibahn bei Usakos gelegene Henderson-Mine sowie auf ein weiteres 80 km östlich von Windhuk gelegenes Kupfererzvorkommen bei Okatumba erworben. Während mit den Untersuchungsarbeiten in diesem letzteren Vorkommen erst in der nächsten Zeit begonnen werden soll, sind diese Arbeiten bei Joumbira und Henderson bereits in grösserem Massstabe ausgeführt. Besonders das letztere Vorkommen erscheint aussichtsreich, da die Vererzung in der Teufe zunimmt. Eine Entscheidung über die Ausübung dieser Option kann erst demnächst erfolgen. Die Vorkommen im Otavital, die aus unregelmässigen, nesterförmigen Erzausfüllungen bestehen, haben durchweg höherprozentige Erze als die Tsumeb-Mine ergeben. Es liegt in der Natur solcher Ablagerungen, dass die Förderung grossen Schwankungen ausgesetzt ist. Da die reichsten u. grössten Vorkommen zuerst abgebaut wurden, haben die Erträgnisse dieser Fundstellen in den letzten Jahren abgenommen. Infolge des kürzlichen Auffindens des oben über Tsumeb als Erzbringer erwähnten Eruptivkörpers an einzelnen dieser Punkte im Otavital ist Hoffnung auf eine Fortsetzung der Erzmittel nach der Tiefe vorhanden. Die erforderlichen Arbeiten werden jetzt mit besonderem Nachdruck ausgeführt. Zum Zwecke schnellerer Aufschliessung des Bergwerksgebiets der Ges. wurde mit einer von deutschen u. englischen Firmen gebildeten Studien-Ges., dem Otavi Exploring Syndicate Limited, London, ein Abkommen getroffen, durch welches diesem Syndikat das obenerwähnte Konzessionsgebiet von 1000 engl. Quadratmeilen mit Ausnahme von Tsumeb, Guchab, Asis u. Gross-Otavi nebst entsprechend grossem Geländekomplex zur bergmännischen Ausbeutung auf die Dauer von zehn Jahren mit einem Gewinnanteil der Otavi-Ges. von 35 % über- überlassen wurde. Ausserdem ist die Ges. mit 11 % an dem Kap. von £ 63 000 beteiligt. Dieses Syndikat hat im Geschäftsj. 1912/13 500 t und 1913/14 430 t Kupfer- und Bleierze sowie ca. 35 t hochhaltige Zinnerze zum Versand gebracht. Die Erze sind durchweg aus nesterartigen Vorkommen gewonnen, so dass ein Urteil über die Zukunft dieses Unter- nehmens noch nicht abgegeben werden kann. Eisenbahn. Die mit der Spurweite von 0,6 m von Arthur Koppel A.-G. in Berlin aus- geführte Bahn Swakopmund-Tsumeb hat die Stationen Swakopmund, Usakos, Onguati, Omaruru, Kalkfeld, Otjiwarongo, Okaputa, Otavi, Khorab und Tsumeb und ausserdem 18 Halte- und Überholungsstellen. Länge der Bahn 566 km, ausserdem die Zweiglinie Onguati-Karibib (14 km). Die Bahn ist durchgängig eingleisig ausgeführt und mit einem starken, ganz eisernen Oberbau versehen. Im Sept. 1903 wurde mit dem Bau von Swakopmund aus begonnen; die Eröffnung erfolgte am 12./11. 1906 u. wurde der Betrieb am 16./12. 1906 durch die Otavi-Ges. von der Generalunternehmung übernommen. Die VI-