Kolonial-Gesellschaften etc. 643 Deutsch-Ostafrika folgende 6 Pflanzungen: I. Kikogwe, unweit Pangani an der Ostküste gelegene Pflanzung (Grösse von 8360 ha). Sie dient ausschliesslich der Kultur der Sisal- Agaven. Bestand ult. 1913 etwa 3 113 000 Pflanzen, von denen rund 2 560 000 schnittreif waren. Personal 5 Europäer u. über 1000 farbige Arb. II. Kange, westlich von Tanga an der Usambara-Bahn (859 ha). Anpflanzung der Sisal-Agaven u. Kautschukbäume. Ende 1913 waren 1 302 000 Sisal-Agaven u. 65 400 Kaut- schukbäume angepflanzt. Personal 2 Europäer u. 300–400 farbige Arb. III. Derema u. IV. Longuza (früher Pflanzung Union), westlich der Kange-Pflanzung (13 980 ha), erst zum geringen Teil kultiviert. Fast das gesamte Areal besteht aus Urwald mit grossen Beständen Nutzholz. Der Bestand an Kaffeebäumen auf der Pflanzung Derema betrug Ende Dez. 1913 380 000 Stück. Ausserdem sind auf der Pflanzung Longuza ca. 154 000 Kautschukbäume angepflanzt. V. Muoa, nördlichste der Pflanzungen der Ges. am Meere an der britischen Grenze (6002 ha). Vorhanden sind 142 000 Kokospalmen (wovon 63 000 tragend) u. 2 200 000 Sisal- Agaven (wovon 1 000 000 schnittreif). Personal 3 Europäer u. 900–1200 farbige Arb. Vl. Mikesse an der Zentralbahn, 180 km westlich von Daressalam, gelegen. Diese Pflanzung ist 1910/11 angelegt, u. zurzeit mit 222 000 Kautschukbäumen bestanden; nebenher sind 25 ha mit Kapok bepflanzt. Die Kautschuk-Ernte begann Mitte 1913. Über die Produkte der Pflanzungen ist im allgemeinen folg. zu sagen: Die Tragfähig- keit der Kokospalmen erstreckt sich auf einen Zeitraum von vielen Jahren, während hin- sichtlich der Sisal-Agaven u. Kautschukbäume, welch letztere nach 3 Jahren zapffähig sind, eine Erneuerung nach 6 bezw. etwa 10 Jahren erforderlich ist. Eine Weiterverarbeitung des geernteten Sisal-Hanfes u. Kautschuks durch die Ges. findet nicht statt. Diese Produkte werden im Rohzustande sämtl. nach Europa exportiert. Die Kokosnüsse werden fast aus- nahmslos in Afrika selbst verkauft. Beteiligungen: An der Deutsch-Ostafrikan. Bank, deren Kap. M. 2000000 beträgt, ist die Ges. mit noch M. 299 000 beteiligt; ferner mit ca. 50 % des Kapitals an der im J. 1911 gegründeten Handelsbank für Ostatrika (Kap. M. 3 000 000); ferner ist sie an der Central-Afrikanischen Bergwerks-Ges., der Pflanzung Ngomeni G. m. b. H., der Ostafrika-Kompanie mit M. 204 000, der Lindi Handels- u. Pflanzungs-Ges., der Deutschen Holzgesellschaft für Ostafrika, dem Usam- bara-Magazin G. m. b. H. in Tanga, der Société Commerciale Belgo-Allemande du Congo mit frs. 350 000 u. a. beteiligt. Seit 1910 Beteil. bei der Tanganjika-Ges., welche ihre Tätigkeit spez. im Kongogebiet aufgenommen hat. Im J. 1911 hat die Ges. zur Verwertung der Ländereien im Taboragebiet unter Beteil. der Deutschen Ostafrikanischen Eisenbahn-Ges. die Ostafrikan. Landges. gegründet, an der sich die Deutsch-Ostafrikanische Ges, mit 20 % beteiligt hat. Auch hat die Ges. 1911 mit befreundeten Banken ein Syndikat gebildet, das sich u. a. die geologische Erforschung des Njassa- u. Tanganjika-Sees zur Aufgabe gestellt habe. Auch Beteilig. an der Ostafrikan. Gasthausges. Kaiserhof D. K.-G., sowie an einer Anzahl sonst. Unternehm. Kapital: M. 10 000 000, eingeteilt in 7998 Inhaber-Anteile à M. 1000, 3 4à M. 209, 1 à M. 500, 1 à M. 900, sowie 2000 Anteile von 1913 à M. 1000. Die früher bestandenen Vorz.-Anteile hatten bis inkl. 1908 ein Vorrecht auf 5 % Div. mit Nachzahl.-Verpflicht. Die Vorrechte der Vorz.-Anteile erloschen aber, als sowohl die Vorz.-Anteile als auch die St.- Anteile 3 Jahre (1906–1908) hintereinander je 5 % Div. erhalten hatten. Urspr. Kapital M. 1 407 600, erhöht 1887–1903 bis auf M. 7 129 000, dann 1903 durch Vernichtung der von dem Landesfiskus von Deutsch-Ostafrika der Ges. zur Verfügung gestellten M. 408 000 Anteile auf M. 6721 000 herabgesetzt. Die G.-V. v. 29./6. 1909 beschloss zur Verstärk. der Betriebs- mittel u. behufs Beteilig. bei der Deutsch-Ostafrikan, Bank Erhöh. des Kap. um M. 1 279 000 (auf M. 8 000 000) in 1279 Anteilen à M. 1000 mit Div.-Ber. ab 1./1. 1909, übernommen von einem Bankenkonsort. zu 100 %, angeboten den alten Anteilsinhabern zu 110 %. Die Ver- walt. beschloss am 27./5. 1913 das Ges.-Kap. um M. 2 000 000 (auf M. 10 000 000) zu erhöhen durch Ausgabe von 2000 Anteilen à M. 1000 mit halber Div.-Ber. für 1913, übernommen von einem Konsort. (Deutsche Bank, Bank f. Handel u. Ind. etc.), angeboten den alten Aktionären 4: 1 im Juni 1913 zu 145 %. Agio mit ca. M. 700 000 in R.-F. Die Eigentümer von An- teilen, welche auf einen Betrag unter M. 1000 ausgestellt sind, können diese auf M. 1000 vollzahlen. 3½ % Schuldverschreib. von 1903. M. 11 495 000, davon noch in Umlauf Ende 1913: M. 9 152 500 in Stücken à M. 500, 1000, 2000. Zs.: 1./1., 1./7. Tilg.: Durch halbj. Verl. zu pari im Juni u. Dez. per 1./7. resp. 1./1. mit halbj. 0,85982 % u. Zs.-Zuwachs von 1904 ab bis spät. Ende 1935; von 1910 ab verstärkte Tilg. u. Totalkünd. zulässig. Sicherheit: Zur besonderen Sicherung des Dienstes der Anleihe hat die Deutsch-Ostafrikan. Ges. den ihr aus dem Vertrage mit dem Reichskanzler vom 15./11. 1902 gegen die Kaiserl. Reg. zustehenden Anspruch auf die halbj. Zahlungen von M. 300 000 bis zum Ende von 1935 einschl. durch Vertrag vom 8./5. 1903 an die Kgl. Gen.-Dir. der Seehandlungs-Societät abgetreten, und es hat die Seehandlung in demselben Vertrage sowohl gegenüber der Deutsch-Ostafrikan. Ges. als auch gegenüber den Inh. der Schuldverschreib. die Verpflichtung übernommen, die von der Kaiserl. Reg. auf Grund der vorerwähnten Cession gezahlten Beträge vorweg zur planmäss. Verzins. u. Tilg. der Anleihe zu verwenden. Durch Beschluss des Bundesrates vom 30./6. 1903 sind die Schuldverschreib. als zur Anlage von Mündelgeldern geeignet erklärt worden Zahlst.: Berlin: Kgl. Haupt-Seehandlungs-Kasse. Aufgelegt in Berlin am 10./8. 1903: M. 10 000 000 Zu XLI*