Erzbergwerke und Hüttenbetriebe. 357 Zweck: a) Übernahme und Betrieb der der Firma Fried. Krupp in Essen, Inhaberin Präulein Bertha Krupp, gehörigen Gussstahlfabrik in Essen u. ihrer Zweigniederlass. u. Aussen- verwaltungen (Stahlwerke, Schiffs- u. Masch.-Bauanstalten, Hochöfen, Kohlen- u. Eisenerz- bergwerke etc.); b) Herstell. u. Verkauf von Stahl u. Eisen u. sonst. Metallen, sowie von allen dazu erforderl. Roh- u. Hilfsmaterial., Verarbeitung von Stahl u. Eisen u. sonst. Metallen an Gebrauchsgegenständen u. Zwischenfabrikaten aller Art, insbes. die Herstellung von Eisen- bahn- u. Schiffsbaumaterial. u. von Kriegsmaterial, Schiffen u. Masch.; c) Erwerbung, Er- richtung u. Betrieb von neuen Anlagen u. Abschluss von Geschäften aller Art, welche den unter b genannten Zwecken förderlich sind; d) Betrieb von sonst. Unternehm. u. Geschäften aller Arf, welche als im Interesse der Ges. liegend erachtet werden. Seit Eintritt des Waffenstillstandes im Nov. 1918 wurde die Fabrikation auf Friedensmaterial umgestellt and auch neue Erzeugungszweige aufgenommen, wie der Bau von Verbrennungsmotoren, Lastkraftwagen und von verschiedenen Kleinmaschinen, für deren Vertrieb eine besondere des. errichtet wurde. Die Ges. hat ferner in Vereinbarung mit dem Preuss. Staat den Bau von Lokomotiven und Güterwagen begonnen, sowie durch Abkommen mit der Maschinenfabrik Fahr Akt.-Ges., Gottmadingen, die Erzeugung ihrer landwirtschaftl. Maschinen neben denen ihrer eigenen Konstruktionen und in Verbindung mit den Ernemann-Werken Akt.-Ges. den Bau von kinematographischen Vorführungsapparaten aufgenommen. Der Besitz der Firma Fried. Krupp Akt.-Ges. umfasst nachstehende Werke u. Anlagen: I. Gussstahlfabrik Essen. Auf der Gussstahlfabrik werden hergestellt: Sonder- u. Edel- stahle, legiert und unlegiert für die verschiedensten Zwecke, Stabstahl, Grob- u. Feinbleche und Teile daraus, Kessel- u. Kesselteile, blanke Schrauben u. Muttern, Zahnräder, Schmiede- teile u. Stahlformgussstücke für alle Zwecke, rollendes Eisenbahnmaterial, Eisenbahn-Ober- baumaterial, Federn, Eisenbahngüterwagen, Spezialwagen, Lokomotiven, Feld- u. Kleinbahn- material, Verbrennungsmotoren, Lastkraftwagen, landw. Maschinen, Milchschleudern, Kalander u. sonstige Maschinen für die Papier- u. Textilindustrie, Registrierkassen, Rechenmasch., kinematograph. Vorführungsapparate, Feinmesswerkzeuge. Zur Herstell. des erforderl. Stahls sind vorhanden: 10 Stahlwerke, nämlich 1 Bessemerwerk, 7 Martinwerke mit zus. 53 Öfen von einem Gesamtfassungsvermögen von rd. 1600 t, 1 Tiegelstahlwerk, welches die gleichzeitige Schmelzung u. Herstell. von Güssen bis über 100 t gestattet, aowie 1 Elektrostahlwerk. Zur Weiterverarbeitung des gewonnenen Stahles sowie der Erzeugnisse der Eisen- u. Metallgiessereien dienen 17 Walzenstrassen für Platten, Bleche, Knüppel, Radreifen u. Radscheiben, über 44 Schmiede- u. Biegepressen, darunter 10 von 2000–10 000 t Druckkraft, 270 Dampfhämmer u. solche für Riemenbetrieb, Tausende von Werkzeugmaschinen, darunter die grössten bisher gebauten, 475 feststehende u. be- wegliche Dampfkessel, 445 Kraft- u. Arbeitsmaschinen mit zus. rd. 158 000 PS., rd. 8348 Elektromotoren mit zus. rd. 122 000 PS., Hebe-, Förder- u. Verlade-Einricht. bis zu 210 t Tragfähigkeit. In der Steinfabrik werden für den eigenen Bedarf täglich etwa 300 000 kg feuerfeste Steine hergestellt, die Tiegelkammer liefert täglich rd. 5000 Schmelztiegel. Der Wasserverbrauch der Gussstahlfabrik, dem 3 getrennte Anlagen dienen, betrug 1917/18 rd. 23 000 000 cbm, der Leuchtgasverbrauch rd. 20 000 000 cbm. Zur Erzeugung der Elektrizität sind 7 Elektrizitätswerke, 10 Umformerstationen u. 64 Transformator-Stationen vorhanden, zur Speisung von 1665 Bogenlampen, 69 900 Glühlampen u. 8348 Elektromotoren. Die Elek- trizitätswerke leisteten 1917/18 rd. 117 000 000 Kw., das Eisenbahnnetz mit mehreren An- schlüssen an die Staatsbahn umfasst 230 km Gleis; vorhanden sind rd. 100 Lokomotiven u. 1000 Wagen. Die Fabrik besitzt eigenes Telegraphennetz mit 19 Stationen u. eigenes Fern- prechnetz mit über 1200 Anschlüssen. Die Gussstahlfabrik unterhält in Rotterdam ein Kontor für Spedition u. Reederei mit eigenen Seedampfern für den Transport überseeischer Erze. Die Konsumanstalt der Gussstahlfabrik unterhält 100 Verkaufsstellen mit einer Dampfbäckerei 2 Schlächtereien etc. Il. Die mittelrheinischen Hüttenwerke: a) die Mülhofenerhütte bei Engers mit 4 Hoch- öten, b) die Hermannshütte bei Neuwied mit 3 Hochöfen, c) die Saynerhütte bei Sayn mit Eisengiesserei, Masch.-Fabrik u. mech. Werkstatt. IlIl. Eisensteingruben. Die Firma besitzt zahlreiche Eisensteingruben im Siegerland, 3 Westerwald, an der Lahn u. im Spessart. Hierunter befinden sich die im Jahre 1906 für M. 6 000 000 erworbenen Fürstlich Solms-Braunfelsschen Eisensteingruben im Kreise W etzlar, sowie die im Jahre 1907 zum Preise von M. 1 700 000 erworbenen Bieberer Gruben. Von diesem Bergwerksbesitz sind 44 Bergwerke im Betrieb, darunter 19 grössere Tiefbau- anlagen mit vollständiger maschineller Einrichtung. Ausserdem ist die Firma an verschied. inländ. Eisenerzbergwerken und grösseren ausländ. Bergwerks-Ges. beteiligt. Hinsichtlich 163 Beteil. an der Orconera Iron Ore Co. Ltd. in Bilbao u. Santander ordnete eine englische höchstrichterliche Entscheidung den Zwangsverkauf an. Ferner hat die Firma noch einen aüs aehnten Besitz an Tongruben, Kalksteinbrüchen und Quarzitbrüchen. Im J. 1916 der Mehrheit der Kuxe der Gew. Giessener Braunsteinwerke vorm. Fernie, der Wolf in Herdorf, sowie des Manganerzbergwerks Glückauf –— Hessen, sowie der trubenfelder der Grube Fischbacherwerk. IV. Steinkohlenbergwerke. a) die Zechen Hannover und Hannibal bei Bochum mit 9 Schächten, darunter 4 Förderschächten, b) die Zeche ver. Sälzer und Neuack in Essen ait 3 Schächten, c) eine Anzahl unaufgeschlossener Kohlenfelder. Ausserdem ist die