Elektrotechnische Fabriken, Elektrizitätswerke und Hilfsgeschäfte. 1841 Thüringer Elektricitäts-Lieferungs-Gesellschaft A.-G. in Gotha, Wilhelmstr. 4. (Firma bis 3./2. 1912: Elektrizitätswerk u. Strassenbahn Gotha.) Gegründef: 20./2. 1904 mit Wirk. ab 1./7. 1903; eingetr. 26./2.1904. Gründer s. Jahrg. 1904/1905. Zweck: Übernahme u. Fortführ. des Vertrags der Elektr.-Akt.-Ges. vorm. W. Lahmeyer & Co., Frankf. a. M., mit der Stadt Gotha v. 16./2. bezw. 1./4. 1894, ersetzt durch die Verträge v. 23./12. 1911 zwischen der Stadtgemeinde Gotha u. der Ges. über die Erricht. u. den Betrieb eines Elektr.-Werkes u. einer elektr. Strassenbahn in der Stadt Gotha sowie der seitens des Herzogl. Sächs. Staatsministeriums zu Gotha unterm 30./6. 1900 erteilten Konzession für die Strassenbahnstrecke vom Bahnhofsplatz durch Bahnhofs-, Rondel-, Park-, Uelleber- u. Rein- hardsbrunner Strasse bis zum Anschluss an die seitens der Stadt Gotha genehmigte Strassen- bahn am unteren Ende der Dorotheenstrasse. Erzeugung elektr. Energie u. gewerbl. Aus- nützung elektr. Ströme zur Beleucht. u. Kraftabgabe sowie jede andere Art gewerbl. Erzeugung u. Verwendung elektr. Energie, einschl. des Bahnbetriebes, im jetzigen u. künftigen Weich- bilde der Stadt Gotha sowie anderer Städte u. Ortschaften des Freistaates Gotha u. anderer Bundesstaaten. Erzeug. 1910/11–1919/20 3 272 515, 3 510 100, 4 535 700, 12 500 000, 15 000 000, 19 000 000, 25 000 000, 27 500 000, 24 750 000, ? K W.-St. Die elektrische Strassenbahn beförderte 1910/11–1919/20 1 027 771, 1 044 208, 1 267 501, 1 408 513, 1 124 038, 1 240 649, 1 327 555, 1 673 954, 2 231 474, ? Personen. Die Thüringer Elektricitäts-Lieferungs-Ges., welche bis 1911 unterdem Namen „Elektrizitäts- werk und Strassenbahn Gotha A.-G.“ vertragsmässig die Stadt Gotha mit elektr. Arbeit ver- sorgte u. die Strassenbahn im Weichbilde der Stadt betrieb, wurde Anfang 1912 zu einem Uberlandunternehmen erweitert. Die Ges. übernahm von der Allg. Elektrizitäts-Ges. die mit dem Staate Gotha u. den Gemeinden des Herzogtums abgeschlossenen Verträge zur Ver- sorgung mit elektr. Arbeit u. zur Erbauung einer elektr. Fernbahn Gotha –Friedrichroda–Gross- Tabarz, ferner auf Grund besonderer Verträge die elektr. Versorgung eines Teiles des Gebietes von Sachsen-Meiningen, Sachsen-Weimar-Eisenach u. der Preussischen Kreise Herrschaft Schmalkalden u Schleusingen. Dem Unternehmen wurden ferner angegliedert die Elektrizitäts- werke Ruhla, Schmalkalden u. Mehlis, die von der Elektrizitäts-Lieferungs-Ges. erworben wurden, ferner die Uberlandzentrale Floh u. die Elektrizitätswerke Friedrichroda, Steinbach (Meiningen) sowie die Leitungsnetze Barchfeld, Farnroda, Heinrichs, Seligenthal u. Zella St. Bl. Mit den einzelnen Gemeinden der neu auszubauenden Versorgungsgebiete sind Normalverträge (Konzessions- u. Stromlieferungsverträge) abgeschlossen, die einen wesentlichen Bestandteil der Staatsverträge bilden. Die Staats- u. Gemeindeverträge geben der Ges. das Recht zur Verleg. elektr. Leit. auf durchschnittlich 50 Jahre. Alle im Vertragsverhältnis zur Thüringer Elektrizitäts-Lieferungs-Ges. stehenden staatlichen u. kommunalen Behörden, Kreise, Städte, Gemeinden, Grossindustrien u. Kleinabnehmer haben gemäss der Reichsverordnung v. 1./2. 1919 der allgemeinen Teuerung Rechn. tragende Tariferhöh. bewilligt. Am 1./4. 1920 waren 9 Städte u. 104 Landgemeinden mit 37 796 Abnehmern angeschlossen. Die Leitungsnetze weiterer 6 Ortschaften sind im Bau begriffen u. kommen noch in diesem Jahr zum Anschluss. Das Kraftwerk Gotha verfügt über zwei stehende Dampfmasch. mit einer Gesamtleistung von 1650 KW. u. über einen Dampfturbinensatz von 2500 KVA. Die Kesselanlage besteht aus zwei Wasserrohrkesseln mit einer wasserberührten Heizfläche von 606 qm u. einem Hoch- leistungskessel von 528 qm wasserberührter Heizfläche. Ferner sind in der Zentrale 2 Akkumulatorenbatterien mit einer Kapazität von je 1188 Amp.-Stunden u. eine Batterie von 912 Amp.-Stunden in der in der Rosengasse befindl. Unterstation, die zum Umformen des von Breitungen zugeführten Drehstroms dient. vorhanden. Das Kraftwerk Breitungen, das südlich des Thüringer Waldes an der Werra liegt, hat zwei Drehstrom-Turbo Dynamos von je 5650 KVA Leistung u. fünf Steinmüller u. ein Oschatz Hochleistungskessel mit zus. 2184 qm wasserberührter Heizfläche. Am 1./4. 1920 waren 186 km 30 000 Voltleitungen, 205 km 6000 Voltleitungen u. 550 km Niederspannungsleit. in Betrieb. Der Anschlusswert betrug: 309 565 Lampen = 12 571 KW., 2802 Apparate = 1840 K W., 5073 Motoren = 19646 K W., insgesamt 34 057 KW. Der Bau der Fernbahn, deren Oberbau nahezu fertig ist, hat durch den Krieg eine Unter- brechung erlitten. Verhandlungen wegen Fortsetzung des Baues unter Abänderung des bestehenden Vertrages sind im Gange Der Vertrag mit dem Staate Gotha sieht eine Dauer von 90 Jahren vor. Die Länge der Strecke Gotha-–Friedrichroda - Gross-Tabarz mit Ab—- zweigungen nach Waltershausen beträgt 23 km. Die Ges. beschäftigt zurzeit 159 Beamte u. 336 Arbeiter. Kapital: M. 15 000 000 in 15 000 gleichber. Aktien à M. 1000. Urspr. M. 1 250 000 in 1250 St.-Aktien, erhöht lt. G.-V. v. 3./2. 1912 um M. 1 750 000 in 1750 St.-Aktien u. M. 3 000 000 in 3000 Vorz.-Aktien; sämtl. neuen Aktien von 1912 wurden zu pari begeben. Dieselben Murden von der Allg. Elektricitäts-Ges., der Bank für elektrische Unternehmungen (Zürich), der Hlektricitäts-Lieferungs-Ges., der Elektrische Licht- u. Kraftanlagen-Akt.-Ges., Berlin, über- nommen bis auf einen Betrag von M. 250 000 St.-Aktien, den die bisherige alleinige Aktionärin, die Elektrizitäts-Akt.-Ges. vorm. W. Lahmeyer & Co. in Frankf. a. M., zeichnete. Weitere Erhöh. lt. G.-V. v. 8./7. 1914 um M. 3 000 000 in 3000 St.-Aktien mit Div.-Ber. ab 1./4. 1914, begeben zu 100 %; vorerst 25 % eingez. Die Vorz.-Aktien waren derart bevorzugt, dass sie für 1912/13–1915/16 eine Vorz.-Div. von 6 % erhielten. Lt. G.-V. v. 15./8. 1916 kamen Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften 1920/1921. II. 116 ――