Fabriken für Chemixkalien etc. 1895 Th. Goldschmidt Akt.-Ges. in Essen-Ruhr, Zweigniederlassung in Mannheim-Rheinau. Gegründet: 7./6. 1911 mit Wirkung ab 1./1. 1911; eingetragen 8./7. 1911. Gründer: siehe dieses IIandbuch 1921/22 I. Zweck: Übernahme, Fortführung u. Ausgestaltung der unter der Firma Th. Goldschmidt in Essen betriebenen chemischen Fabrik u. Zinnhütte. Die Ges. ist berechtigt, alle zur Er- reichung oder Förderung dieser Zwecke dienenden Anlagen u. Geschäfte jeder Art zu er- richten, zu erwerben, zu betreiben, zu pachten, zu verpachten u. zu veräussern, auch sich an anderen gleiche oder ähnliche Zwecke verfolgenden Unternehmungen in jeder zulässigen Form zu beteiligen. Die Ges. ist auch berechtigt, Zweigniederlassungen zu errichten. Die chemische Fabrik u. Zinnhütte Th. Goldschmidt in Essen wurde 1847 in Berlin gegründet u. befasste sich urspr. mit der Herstellung von Chemikalien für die Kattun- druckerei, vornehmlich von Zinnpräparaten. In den Jahren 1889–1891 erfolgte die Verlegung des Werkes nach Essen, wo inzwischen auf einem 43 700 qm grossen Grundstück umfang- reiche Anlagen errichtet worden sind. Dazu ist Ende 1912 das Fabrikgelände in Gernsheim mit 83 000 qm u. das neue Grundstück in Mannheim-Rheinau mit 344 600 qm hinzugekommen, so dass im ganzen 471 300 am zur Verfügung stehen, wovon etwa 253 130 qm mit Anlagen besetzt sind. Ferner sind 77 Beamten- u. Arb.-Häuser vorhanden. Alle drei Anlagen be- sitzen Bahnanschluss, die Werke in Gernsheim u. Mannheim-Rheinau besitzen ausserdem Hafenanlagen am Rbein. Das Essener Werk umfasst eine Zinnhütte, eine chemische Fabrik u. eine Abteil. zur Herstell. aluminothermischer Erzeugnisse. In der Zinnhütte werden Erze u. and. zinnhal- tige Rohstoffe ausgeschmolzen u. daraus Zinn gewonnen. In der chemischen Fabrik wird die Entzinnung von Weissblechabfällen u. alten Weissblechbüchsen betrieben. Der Eisen- schrott u. das Chlorzinn sind die Enderzeugnisse der Entzinnung. Ausserdem werden noch einige andere chemische Artikel hergestellt. Die aluminothermische Abteil. erzeugt reine kohle- freie Metalle, wie Chrom, Mangan, Ferrotitan, Ferromolybdän, Ferrovanadin u. a., sowie die bekannte Erwärmungsmasse Marke „Thermit“ zur Ausführ. der aluminothermischen, sog. Goldschmidt'schen Verfahren. Eine Hauptanwend. findet das Verfahren zur Schweissung von Strassenbahnschienen. In den ehemaligen Chemischen Fabriken Gernsheim-Heubruch werden Mineralsäuren, Sulfat, Schwefelnatrium, Antichlor, Chlorbarium und verwandte Produkte erzeugt. Die Ges. besitzt eine Reihe wertvoll. Patente, ist in ihren Erträgnissen aber nicht von einzelnen Patenten abhängig. Als die Th. Goldschmidt Aktien-Ges. gegründet wurde, hatten die Vorbesitzer einige ihrer auswärtigen Beteilig. nicht eingebracht, nämlich ihren Besitz an Anteilen der Goldschmidt Detinning. Co., New-Vork, der Goldschmidt Thermit Co., New-Vork, u. des Chlor- zinnwerks „System Goldschmidt' Oesterreich. Verein für chemische u. metallurgische Produktion & Co., Aussig. Sie hatten der Th. Goldschmidt A.-G. jedoch ein Ankaufsrecht darauf eingeräumt. Dasselbe wurde in der a. o. G.-V. v. 19./12. 1912 ausgeübt u. der Kauf- preis mit M. 2 250 000 in bar u. M. 3 000 000 in Aktien der Ges., die mit dem vierten Teil ihres Nennwertes als eingezahlt gelten, entrichtet. Damit sind diese Beteilig., die sich an den Betriebs- u. Geschäftskreis des Essener Werkes eng anschliessen, unter den umittel- baren Einfluss der Essener Ges. gebracht. Die ausländ. Unterneh. u. Beteilig. der Th. Goldschmidt A.-G. sind, soweit sie nicht rechtzeitig veräussert werden konnten, infolge des Wirtschaftskrieges verloren gegangen. Die Beteilig. bestehen in der Hauptsache aus Anteilen an dem Konsort. f. Kohlechemie u. an der Elektro-Thermit G. m. b. H., beide in Berlin. Das Konsort. f. Kohlechemie befasst sich in der Hauptsache mit der Verwert. von Erzeugnissen der Kohle- u. Erdöl-Destillation. Die Elektro-Thermit G. m. b. H. hat das Schienenschweissverfahren der Th. Goldschmidt A.-G. übern., und verwertet es gemeinschaftl. mit dem elektr. Schienenschweissverfahren der Accumulatorenfabrik Hagen A.-G. Die 1918 rworb. Aktien der A.-G. f. Petroleum-Ind. sind an das Kons. f. Kohlechemie veräussert worden. 1921 bildete sich die Th. Goldschmidt Kom.-Ges. mit M. 50 000 000 Kap. zwecks organisatorischer Trennung des Beteil.-Geschäfts von der Fabrikation. Diese Kom.-Ges. hat eine Reihe von Beteil. erworben, darunter die an den Harburger Chem. Werken Schön & Co. A.-G. u. an der Apparatebau-Ges. Neufeldt & Kuhnke in Kiel; ferner hat die Kom.-Ges. verschiedene Verbind. angeknüpft, die der Verbreiterung der Geschäftsgrundlage u. dem Wiederaufbau des durch den Krieg zerstörten Auslandsgeschäfts der Ges. dienen soll. Zur Ausbeut. des Bergin-Verfahrens wurde unter Beteil. der Ges. u. holländ. Petroleum-Ges. die Internationale Bergin Compagnie für Öl- u. Kohlen-Chemie in Haag mit holl. Gulden 200 000 Kap. gegründet. Bei sämtl. Fabrik- anlagen, Masch. u. Apparaten betrugen die Zugänge bezw. Neuanlagen 1917–1921: M. 5 000 000, 1 000 000, 546 526, 3 048 134, 2 597 116. Kapital: M. 150 000 000 in 140 000 St.-A. u. 10 000 Vorz.-A. à M. 1000. Urspr. M. 10 000 000, begeb. zu 110 %. Erhöht lt. a. o. G.-V. v. 19./12. 1912 um M. 5 000 000. Die a. o. G.-V. v. 7./3. 1918 beschloss nochmalige Erhöh. des A.-K. um M. 2 000 000 (auf M. 17 000 000). Weitere Erhöh. lt. G.-V. v. 9./12. 1919 des A.-K. um M. 13 500 000 (auf 30 500 000) in 8500 St.-A. u. 5000 Vorz.-A. zu je M. 1000. Die neuen, ab 1./1. 1920 div.-ber. St.-A. wurden an ein Bankenkonsort. zu 122 % begeb. u. von diesem den Aktion. zu 125 % i. Verh. 2: 1 angeb.; die mit einer Div. v. 6 % u. Nachz.-Anspr. sowie dreifach. Stimmrecht bei 10jähr. Sperrpflicht ausgest. Vorz.-A.