Papier-, Pappen- und Cellulose-Fabriken. Zellstofffabrik Waldhof in Mannheim. Gegründet: 26./6. 1884; eingetr. 10./7. 1884. Zweck: Erzeugung und Vertrieb von Holzzellstoff und sonstigen Papierhalbstoffen und von Papier jeglicher Art. Die Ges. kann sich auch mit der Beschaffung und der Erzeugung von diesem und ähnlichem Zweck die nenden Rohmaterialien, mit der Weiterverarbeitung der Produkte und Zwischenprodukte befassen. Sie kann sich bei industriellen Unternehmungen beteiligen und solche erwerben, auch wenn diese nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit den Hauptprodukten und sonstigen Erzeugnissen stehen. Die Ges. arbeitet nach dem Bisulfitverfahren. Der Grund- besitz der Mannheimer Niederlassung umfasst einen Flächenraum von 61 ha 50 a 80 qm Das Fabrikgrundstück ist 485 761 qm gross, wovon ca. 75 000 qm bebaut sind. Die für den Betrieb nötige Kraft wird durch 39 Dampfmasch. u. 4 Gaskraftmasch. mit einer Gesamt- leistung von ca. 15 475 HP. geliefert. An Dampfkesseln sind 55 Stück mit 8053 qm Heizfläche vorhanden. Im Betriebe befinden sich 28 Kocher u. 10 Langsiebmasch. Die er- forderliche Menge Wasser liefert ein weitverzweigtes Netz von 80 Rohrbrunnen. Die Fabrik besitzt eigene Metallgiessereien sowie eine grosse Reparaturwerkstätte. Das benötigte Chlor wird in eigener Anlage hergestellt. Der Güterverkehr innerhalb des Werkes wird mit 6 Lokomotiven u. ca. 270 Waggons auf einem 14 km langen Normalspur-Schienengleis be wältigt. Ausserdem dienen 4 km Schmalspurgleis dem Betriebe. 9 Dampfkranen u. 2 Verlade brücken von 120 bezw. 140 m Länge arbeiten am Quai u. auf den Lagerplätzen. Diwie a. o. G.-V. v. 3./12. 1907 beschloss Übernahme der Zellstofffabrik Tilsit. (Näheres hierüber sowie über die Russische Zellstofffabrik Waldhof-Pernau (Livland) siehe Jahrgang 1921/22 dieses Handbuchs. Über Pernau siehe auch unten). – Die Ges. besitzt 38 639 ha Fichtenwaldungen, von denen in Baden, Württemberg und Bayern 2041 ha, in Oesterreich 1662 ha u. in Russland, hauptsächlich in nördl. u. westl. Provinzen, 34 936 ha liegen. Zweig niederlass. in München. Die ord. G.-V. von 1915 beschloss per 31. Dez. 1914 nach M. 2012 961 Abschreib. auf Fabrikanlagen u. nach M. 164 476 Rückstell. für Talon- u. Wehrsteuer sowie bei M. 1 409 550 Abschreib. auf Effekten u. Beteilig. eine Kriegsrückstell. von M. 10 000 000 (davon M. 7 000 000 für die russische Ges.) zu schaffen u. die nach Verrechn. des Bruttogewinnes von M. 3 814 025 noch erforderl. Summe mit M. 2 523 891 der Spez.-Res. und mit M. 7 249 070 dem R.-F. zu entnehmen. Bereits im Aug. 1915 wurden die gesamten Anlagen der Russischen Zellstoff. fabrik Waldhof in Pernau von den Russen zerstört, wobei überdies 80 000 Klafter Holz vernichtet and. Die Mannheimer Ges., die bei dem russischen Unternehmen stark engagiert ist, hat den Schaden bei der Reichsregierung angemeldet (s. auch unten). Der Absatz der Erzeugnisse war 1915 u. 1916 mancherlei Einschränkungen unterworfen, aber doch verhältnismässig ohne grössere Schwierigkeiten möglich. Die Preisstellung, die im J. 1915 mit den stark gesteigerten Erzeugungskosten nicht in Einklang gebracht werden konnte, hat sich im J. 1916 diesen Verhältnissen besser angepasst, sodass die Ges. ein be friedigendes Ergebnis erzielen konnte. In Tilsit, wo der Betrieb Anfang April 1915 allmäh, lich wieder aufgenommen werden konnte, ist die Ges. erst im Laufe des J. 1916 in bessere Erzeugungsverhältnisse gekommen. An beiden Plätzen sind Anlagen für die Gewinnung von Alkohol aus der Ablauge errichtet worden. Im J. 1917 war die Ges. reichlich be- schäftigt. Es wurden 1917 u. 1918 Reingewinne von M. 14 716 324 bzw. 14 115 085 erzielt Im J. 1919 litt die Ges. unter andauerndem Kohlenmangel sodass in allen Fabriken lange Betriebseinschränkungen stattfanden; es ergab sich deshalb für 1919 ein Betriebsverlust von M. 1 481 018 u. nach M. 2 353 083 Abschreib. u. M. 85 000 Rückl. ein Jahresverlust von M. 3 919 101, der vorgetragen wurde. Für 1920 wurde nach Tilg. des Verlustvortrags aus 1919 ein Reingewinn von M. 10 841 112 erzielt. Die Mannheimer Ges. ist bei der russischen Akt.-Ges. Zellstofffabrik Waldhof bei Pernau (siehe oben) beteiligt. (A.-K. Rbl. 12 000 000, beinahe vollständig im Besitz der Mannheimer Ges.). Waldbesitz der russ. Ges. 36 708 ha. Dieselbe emittierte 1903 M. 6 000 000 4½ % ab 1904 in 25 J. tilgbare Schuldverschreib., für welche die Mann- heimer Ges. die Garantie übernahm. Den noch in Umlauf befindlichen Betrag von M 4546 000 tauschte die Mannheimer Ges. Anfang 1917 gegen 5 % Deutsche Kriegsanleihe um. Im Jahre 1913 hat die Mannheimer Ges. auch die Garantie für eine neue 5 % Anleihe von Pernau im Betrage von M. 10 000 000 übernommen. Div. der russ. Ges. 1906–1913: 5, 6, 6, 4¾, 3½, 4½, 4½, 4 %. 1914–1919: 0 % (Kriegszustand), Das Effekten- u. Beteilig.-Kto besteht aus Kaut.-Effekten, Kriegsanleihen, den oben genannten Aktien der Russischen Zellstofffabrik Waldhof zu Pernau, aus Aktien der „Papyrus“ Akt.-Ges. in Mannheim-Waldhof, aus Aktien der 4/S. Storde Kisgruber in Stord (Norwegen), M. 500 000 Oblig. der Elberfelder Papierfabrik A.-G. in Berlin-Zehlendorf Das A.-K. der „Papyrus-' Akt.-Ges. beträgt M. 5 000 000; eine Div. hat diese Ges. bis 1915 nicht verteilt, für 1916 6 %, für 1917 12 %, für 1918: 15 % gezahlt. 1919 mit Verlust ab- geschlossen; gedeckt von Zellstoffabrik Waldhof. 1920 ergab Überschuss, so dass der Verlust aus 1919 getilgt wurde. Mit Wirkung ab 1./1 1918 ist dieses Unternehmen gepachtet und zwar einschl. der Papierfabrik Dill-Weissenstein. 1921 sind für die von den Russen am 20./8. 1915 zerstörten Werke der russischen Tochtergesellschaft Zellstofffabrik Waldhof in Pernau (Livland) von der Reichsregierung M. 29 595 000 Entschädigung gezahlt, die einst weilen den Kriegsrückstellungen zugeführt wurden. Der Entschädig.-Betrag soll in erster Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften 19221923. 1. 134