1014 Bergwerke, Hütten, Salinen, Schachtbau. Jura Ölschiefer-Werke Akt.-Ges. in Stuttgart. Gegründet: 8./6. 1920; eingetr. 9./8. 1920. Gründer: Württ. Fiskus, vertreten durch die Bau- und Bergdirektion Stuttgart; Zeller & Gmelin, Mineralölraffinerie, Grosseislingen; Salzwerk Heilbronn A.-G., Heilbronn; Komm.-Rat Jul. Zeller, Göppingen; Herm. Munding, Mössingen. Zweck: Verwertung des bituminösen Schiefers u. von Feuerungsrückständen in jeder Art. Die Ges. ist berechtigt, Zweigniederlassungen im In- und Auslande zu errichten, sich an anderen Unternehmungen zu beteiligen und andere bestehende Geschäfte zu erwerben. Das erste Geschäftsjahr, das die Zeit v. 8./6.–31./12. 1920 umfasst, stand im Zeichen der Gründung u. der Vorbereitungsarbeiten für die Errichtung einer Fabrikanlage, die in Holz. heim bei Göppingen erbaut wird. Die gemeinschaftlich von der Bau- u. Bergdirektion Stuttgart, u. der Firma Zeller & Gmelin, Mineralölraffinerie, Eislingen, in der Yersuchs- anlage in Eislingen gesammelten Erfahrungen hinsichtlich der Verwertung von Ölschiefer u. OÖlschieéferrückständen u. die dabei erworbenen Patente, Patentansprüche u. Schutzrechte aller Art gingen nach der Gründung der Ges. vertragsmässig von den seitherigen Inhabern auf die Ges. über; ebenso verschied. Masch. u. sonst. Einricht. Die Versuche wurden in der von der Ges. gepachteten Versuchsanlage in Eislingen weitergefühnt u. zum Abschluss gebracht. wodurch die in der Gewinn- u. Verlustrechnung für 1920 ausgewiesenen Betriebsunk. ihre Erklärung finden. Der grösste Teil der Hauptanlage wird voraussichtlich bis Mitte Sept. 1921 sowoit fertiggestellt sein, dass die Masch. noch im Laufe d. Js. 1920 in Betrieb ge- nommen werden können. Inzwischen ist eine kleine Anlage mit rasch erhältlichen Masch. Mitte 1921 in Betrieb genommen werden, die befriedigend arbeitet, die Bausteine für den Bau der Hauptanlage liefert. Über die Deutsche Petroleum A.-G. u. Rütgerswerke A.-G. hat die Ges. Beziehungen zu der Baustein- u. Zementwerk Mössingen A.-G. aufgenommen. Bekanntlich ist die Ges. an der Bau- u. Brennstoff-Industrie A.-G. erheblich beteiligt. Um das Enternehmen auf eine breitere Basis zu stellen u. die auf dem Gebict der OÖlschiefer- Verarbeit. u. Kunststeinherstell. gesammelten Erfahrungen bei der Ges. zu vereinigen, hat die Ges. mit der Baustein- u. Zementwerk Mössingen A.-G. u. Bau- u. Brennstoff-Industrie A.-G. Verhandlungen gepflogen, die zu Fusionsverträgen mit diesen Gesellschaften führten. Den Aktionären der Baustein- u. Zementwerke Mössingen wurden für je eine Mössingen- Aktie eine neue Jura-Aktie, den Aktionären der Bau- u. Brennstoff-Industrie für je eine B. B. J.-Aktie zwei Jura-Aktien gewährt. Die Baustein- u. Zementwerk Mössingen A.-G. hat eigenes Gelände für die Fabrik, den Schiefer- u. Kalkbruch in einer Ausdehnung von rund 60 000 qm, ferner Abbaurechte für eine Fläche von weiteren 40 000 qm. Aus dieser Fläche können rund 300 000 cbm Schiefer entnommen werden, Von dem Fabrikgelände sind 3420 qm überbaut. Mit den Schwelöfen, der Dampfkesselanlage u. der Ölanlage kann das Werk täglich 75 t Schiefer verarbeiten. Die maschinellen Einricht. der Steinfabrik lassen täglich eine Herstell. von 35 000 Steinen zu. Mit vorhandenen Handformen können täglich weitere 5000 Steine hergestellt werden. Das Werk besitzt ferner Einricht. zur Herstell. von täglich 48 t Romanzement. Die für das Werk erforderl. Kraft wird mit Schiefer erzeugt. Die Frage der Dampferzeugung mit Schiefer ist wärmewirtschaftl. günstig gelöst. Die in Betrieb befindl. Dampfmaschine hat eine Leistung von 100 PS. Eine Reserve in doppelter Höhe ist vorhanden, aber nicht eingebaut. Die elektr. Kraft wird mittelst Dampfmaschine durch zwei Gleichstromdynamos von 66 Kw erzeugt. Zwei vor- handene Akkumulatorenbatterien haben eine Kapazität von 540 Amp./Std. Lagerräume für die hergestellten Erzeugnisse sind in ausreichendem Masse vorhanden. Die seitherigen Versuche zur Gewinnung von Öl; haben zur Erstell. einer grösseren Anlage für Dauer- betrieb geführt. Die Bau- u. Brennstoff-Industrie A.-G. hat in Stuttgart, Böblingen, Mühl- acker, Heidenheim, Crailsheim, Ulm a. D. u. Friedrichshafen a. B. Anlagen zur Verwertung der im Bereich der Reichsbahndirekt. Stuttgart anfallenden Feuerungsrückstände. Zunächst werden die gewinnbaren Brennstoffe durch Aufbereitungsanlagen ausgeschieden, die nach einheitlichen, technischen Gesichtspunkten eingerichtet sind. Die anfallende Reinschlacke wird zu Schlackensteinen verarbeitet. Bei dem derzeitigen Brennstoffgehalt der Feuerungs- rückstände können täglich etwa 25 t Brennstoffe gewonnen werden. Mit den vorhandenen Einrichtungen können täglich insges. 36 000 Steine hergestellt werden. Einricht. zur Her- stellung von Spezialsteinen sind ebenfalls vorhanden. Kapital: M. 130 Mill. in 130 000 Aktien à M. 1000. Urspr. M. 16 Mill., übern. von den Gründern zu 100 %. Dann erhöht lt. G.-V. v. 28./7. 1922 um M. 11 Mill. in 11 000 Aktien à M. 1000 mit Div.-Ber. ab 1./1. 1922, davon M. 8 Mill. angeb. den bisher. Aktionären im Verh. 2:1 vom 27./10.–10./11. 1922 zu 115 % plus 12 % Zs. ab 1./11. 1922. Weiter erhöht It. G. V. v. 7./6. 1923 um M. 103 Mill. in 103 000 Aktien à M. 1000. Geschäftsjahr: Kalenderj. Gen.-Vers.: Im I. Geschäftshalbj. Stimmrecht: 1 Aktie = 1 St. Bilanz am 31. Dez. 1922: Aktiva: Grundstücke 724 708, Betriebsgebäude 15 284 204, Masch. u. Apparate 24 473 038, Gleisanschluss 585 286, Büro-Einricht. 170 725, Materiallager, Fabrikate u. Rohstoffe 26 641 703, Debit. 17 083 427, Bank.- u. Postscheckguth. 1 517 053, Kassa 420 532, Patente 1, Beteilig. 2 505 798 — Passiva: A.-K. 27 000 000. Kredit. 21 029 812, Hypothek. 30 978 900, Akzepte 9 508 607, Kap.-Erhöh.-Kosten 611 701, Steuerrückstell. 270 000, Gewinn 7456. Sa. M. 89 406 478.