Verkehrs-, Transport- und Lagerhaus-Gesellschaften. 3915 wahren bei diesen Vereinbarungen die Unversehrtheit ihrer Identität und ihres nationalen Charakters. Die Bestimmungen des Vertrages sind im übrigen so getroffen, dass sie der Fortführung freundschaftlicher Beziehungen zu anderen ausländischen Reedereien ebenso wie einer unter den heutigen Verhältnissen mehr denn je erwünschten Zusammenarbeit mit den übrigen deutschen Reedereien nicht im Wege stehen, die insbesondere auch mit dem Norddeutschen Lloyd, erstrebt wird. Um den Wiederaufbau der Handelsflotte zu fördern, wurde 1916 von der Allg. Elektr.- Ges., Berlin, der Gutehoffnungshütte, Oberhausen u. der Hamburg-Amerika-Linie die Ham- burger Werft, u. später die in wesentlich grösserem Rahmen aufgebaute Deutsche Werft A.-G., Hamburg, gegründet. Beide Unternehmungen wurden später verschmolzen. Der Grund- gedanke bei dieser Gründung war die serienweise Herstell. gleichart. Schiffe, die beschleunigt wird durch eine weitgehende Vorbearbeitung des Schiffbaumaterials auf den inländ. Werken. Im Zus. hang hiermit erwarb die Ges. von der Firma Burmeister & Wain in Kopenhagen die Lizenz für die Benutzung ihrer Patente für die Herstellung von Dieselmotoren für Deutschland u. brachten diese Lizenz in die mit befreundeten Firmen gegründete Deutsche Olmaschinen-Ges. m. b. H. ein. Ferner Beteilig. an Luftverkehrs-Unternehm. Auch beteiligt an der ,Mitropa“ (Mitteleuropäische Speisewagen- u. Schlafwagen-Ges.) u. dem Mittel- europäischen Reisebureau. Ferner wurden zwecks Ausbau der Organisation im inländischen und im nord- europäischen Verkehr die Beteiligungen an Verkehrsunternehmungen vergrössert. so bei der Westfälischen Transport-Akt.-Ges., Dortmund, u. bei der Schlesischen Dampfer-Comp. Berliner Eloyd A.-G., Breslau u. Hamburg, bei der Bugsier-, Reederei- u. Bergungs- Akt.-Ges. Hamburg, dem Bayerischen Lloyd, sowie der Lager- & Speditions-Ges. m. b. H., Hamburg. Die Interessengemeinschaften in der Seeschiffahrt, die die Ges bereits vor dem Kriege unterhielt, wurde ausgestaltet, so die mit der Woermann-Linie und der Deutschen Ost-Afrika-Linie durch eine Aktienbeteiligung. Um die bisher von der Ges. übernommene teilweise Selbstversicherung der Schiffe der neuen Gesetzgebung anzupassen, gründete die H.-A.-L. die Niedersachsen Versich.-Ges. m. b. H. mit einem Kap. von M. 2 000 000. Ebenso beteiligte sie sich an einer von mehreren grösseren Reedereien gegründeten Gemeinschaftsversicherung, der Reederei-Versicherung, G. m. b. H. Der Umstand, dass die Nebenbetriebe der Ges. infolge eines Abkommens mit anderen Reedereien u. auch sonst in die Lage kamen, in grösserem Umfange Arbeiten für tremde Rechnung auszuführen, liess es der besseren Übersicht halber erwünscht erscheinen, den Kaibetrieb und den Werkstättenbetrieb in der Form von Gesellschaften m. b. H. selbst- ständig zu machen. Geschäftsjahr 1922: Die Ges. berichtet u. a.: Unser Hauptbestreben galt dem Wieder- auf bau unserer Handelsflotte. Die den Reedereien durch den Reederei-Abfindungsvertrag zugesprochene Entschädigung sollte diese in den Stand setzen, ein Drittel der Handelsflotte wieder aufzubauen. Diese an sich schon völlig ungenügende Entschädigung wurde durch die weitere Geldentwertung derartig herabgedrückt, dass es den Reedern zur Unmöglicbkeit wurde, der von ihnen übernommenen Verpflichtung nachzukommen. Die Reedereien waren daher genötigt, die rechtlichen Konsequenzen aus dieser Sachlage zu ziehen. In dem gegen das Reich eingeleiteten schiedsgerichtlichen Verfahren wurde dieser Rechts- anspruch der Reedereien anerkannt. Die pekuniären Auswirkungen des Schiedsspruchs sind aber auch für uns, obgleich wir in Erkenntnis der völligen Unzulänglichkeit der ursprünglichen Entschädigung unser Bauprogramm auf das äusserste eingeschränkt hatten, völlig unzureichend, um mit Reichsmitteln der übernommenen Verpflichtung des Wieder- aufbaus eines Drittels der Vorkriegstonnage nachkommen zu können. Es gelangten in 1922 26 Ozeanschiffe mit einer Tonnage von 98 936 Br. Reg. T. zur Ablieferung. Inzwischen sind im 1. Vierteljahr 1923 weitere 7 Dampfer mit einer Tonnage von 35 004 Br. Reg. T. in Fahrt gesetzt. Im Bau befinden sich nöch 14 Ozeanschiffe mit ca. 108 000 Br. Reg. T. Wir erwarben ferner die Dampfer „Brasilia- (6682 Br. Reg. T.), .Galicia“ (ex .Thessalia“, 6146 Br. Reg. T.), „Toledo“ (ex „Kigoma“, ex „Algeria'. 8105 Br. Reg. T.). Wir waren bestrebt. bei den im Bau befindlichen Schiffen uns die Fortschritte der Schiffbautechnik zunutze zu machen. Dementsprechend rüsteten wir einen Teil unserer Neubauten mit Dieselmotoren aus. Der von uns zunächst mit der „Hansa“ in der Nordamerikafahrt ein- geführte Typ eines nur eine Kajütsklasse führenden Schiffes hat beim reisenden Publikum lebhaften Anklang gefunden. Unsere im Laufe des Jahres 1923 in Fahrt tretenden Dampfer „Thuringia“ und „ Westfalia“ werden daher nach demselben Prinzip erbaut. Der III. Klasse wandten wir, sowohl im Hinblick auf die Einrichtung von Kabinen, wie auf die Herrichtung gemeinschaftlicher Räume, unsere erhöhte Aufmerksamkeit zu. Unsere Verbindung mit der Harriman-Gruppe (United American Lines) hat sich auch 1922 erfreulich ausgestaltet; sie hat uns in den Stand gesetzt. zus. mit unserem eigenen Schiffsraum den Nordamerika- dienst mit rund 90 Dampferabfahrten den in Deutschland allmählich wieder gesteigerten Anforder. im Passagier- u. Frachtverkehr entsprechend auszubauen. Der Auswanderer- verkehr nach Nordamerika litt natürlich durch die von der amerikanischen Gesetzgebung eingeführte Beschränkung der Einwanderung. Im allgemeinen litt der Frachtverkehr nach den Vereinigten Staaten unter den Folgen einer zügellosen Konkurrenz bei ungenügendem Ladungsangebot. Gegen Ende des Berichtsjahres haben Bestrebungen eingesetzt mit dem Ziele, die Frachtsätze zu stabilisieren. In der Fahrt nach der Ostküste Südamerikas