2578 Chemische Industrie, Linoleum, Gummi, Asbest etc. Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning in Höchst a. M. Gegründet: 28./12. 1879 durch Umwandl. der seit 1863 bestand. Firma Meister Lucius & Co. bezw. Meister Lucius & Brüning in eine A.-G. Zweigniederlass. in Gersthofen bei Augsburg. Zweck: Fabrikation u. Verkauf von chemischen Produkten sowie der Betrieb sonstiger industrieller Unternehmungen. Die Erzeugung der Ges. umfasst das gesamte Gebiet der künstlichen organischen Farbstoffe: Azo-, Triphenylmethan-, Schwefel- u. Alizarin-Farbstoffe, synthetischer Indigo und andere Küpenfarbstoffe einschl. aller Hilfs- und Zwischenprodukte sowie die Produkte der Säure- u. Chlor-Industrie, wie Schwefelsäure, Schwefelsäureanhydrid, Salzsäure, Salpeter, Salpetersäure, Essigsäure, Azeton, Aetznatron und flüssiges Chlor, ferner pharmazeut. Produkte, wie insbes. Antipyrin, Pyramidon, Novocain, Suprarenin, Sajodin, Salvarsan, Tuberkulin und alle Arten von Sera. Die Ges. hat eine Zweigniederl. in Gerst- hofen bei Augsburg u. stand ferner bis zum Ausbruch des Krieges in nahen Beziehungen zu der Akt.-Ges. der Moskauer Chemischen Fabrik Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning, Moskau, und der Comp. Parisienne de Couleurs d'Aniline, Paris, sowie zu der Meister Lucius & Brüning Ld., Manchester; über die Verhältniss dieser Firmen lässt sich zurzeit nichts Näheres mitteilen. Die Fabrikanlagen der Ges. befinden sich in Höchst a. M., in Gersthofen b. Augsburg u. in Knapsack b. Köln. Der Ges.-Grundbesitz der Ges. beträgt 5 924 215 qm. Hiervon sind 529 701 qm bebaut. Zum Betriebe dienen Dampfkessel einschl. Lokomotiven, ferner Dampfmotoren u. Elektromotoren, eine elektr. Kohlen-Transport-Anlage, sowie eine grössere Anzahl aller Arten sonst. Masch. Der Eisenbahnpark der Ges. besteht aus etwa 408 Vollbahngüterwagen, 8 Vollbahnlokomotiven, 50 Kleinbahnlokomotiven u. 2685 Klein- bahngüterwagen. Das Bereich der Werkanlagen durchziehen fast 22 km Vollgleis u. 90 km Roll- bahngleis. Die Höchster Farbwerke beschäftigen zur Zeit rund 11 500 Angestellte u. Arb. Ferner sind eine grosse Zahl Beamten- u. Arb.-Wohnhäuser vorhanden, von denen die Arb.-Wohn- häuser einer besonderen A.-G. (Ges. z. gemeinnütz. Beschaffung von Wohnungen, Höchst) über- tragen sind, deren Akt.-Kap. sich in Händen der Farbwerke befindet. – Die Höchster Farb- werke sind bei der China Export- Import- u. Bank-Comp. in Hamburg beteiligt, welche Firma die Interessen der Ges. in Ostasien vertritt. Die Ges. beteiligte sich an der Gründung der der Badischen Anilin & Sodafabrik bisher gehörigen Stickstoffwerke. Das Kapital der neuen Ges. „Ammoniakwerke Merseburg-Oppau G. m. b. H.“ beträgt M. 500 Mill. u. der Anteil der Höchster Farbwerke M. 125 095 000. Letztere Ges. wurde 1921 von einem schweren Explosionsunglück betroffen u. ist der Wiederaufbau des Werkes seitens der am Gemeinsch.-Vertrag interess. Ges. sofort in die Wege geleitet, wozu allerdings erhebliche Mittel erforderlich sind. Weiterhin nahm die Ges. Beteilig. an der Dr. Alexander Wacker Gesellschaft für elektrochemische Industrie G. m. b. H. in München (St-Kap. M. 75 000 000, wovon die I.-G.-Firmen die Hälfte des Kap. besitzen). Diese Ges. baut zus. mit dem Reiche die 40 000 PS ergebende Wasserkraft der unteren Alz bei Burghausen aus. Über die Interessengemeinsch. mit den Firmen Leopold Cassella & Co. G. m. b. H. bzw. Kalle & Co. Akt.-Ges. siehe dieses Handb. 1921/22 I. Die Höchster Farbwerke besitzen mit Ausnahme weniger Stücke das A.-K. der Kalle-Ges., Cassella & Co. Auch besitzen die Höchster Farbwerke die Mehrheit des M. 8 000 000 betragenden A.-K. der Akt.-Ges. für Stickstoffdünger in Knapsack, sowie die Mehrheit der Akt. der China-Export-Import- u. Bank-Co. in Hamburg. Die G.-V. v. 31./5. 1916 genehmigte den Abschluss einer neuen Interessengemeinschaft mit der Badischen Anilin- & Soda-Fabrik in Ludwigshafen, den Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. in Leverkusen, der A.-G. für Anilinfabrikation in Berlin-Treptow, der Leopold Cassella & Co. G. m. b. H. in Frankf. a. M., der Kalle & Co. A.-G. in Biebrich, sowie auch den Chemischen Fabriken vorm. Weiler-ter Meer in Uerdingen und der Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron in Frankf. a. M. für die Dauer von 50 Jahren, also bis 31./12. 1965, er. richtet auf der Grundlage, dass die Selbständigkeit der Gesellschaften erhalten bleibt und die Gewinne vom 1./1. 1916 ab – im Ausgleich mit der Chemischen Fabrik Griesheim- Elektron vom 1./1. 1917 ab – nach bestimmten Quoten aufgeteilt werden. (Siehe auch Bad. Anilin u. Sodafabrik). Der schlüsselmässige Anteil an dem gemeinschaftlichen Er- gebnis der Gemeinschaft beträgt für die Höchster Farbwerke bis Ende 1925 24, 820 %, für die Rest- dauer der I.-G. 25, 019 %. In dieser Beteilig. ist auch der auf die Firma Kalle & Co., Akt.- Ges., Biebrich a. Rh. entfallende Anteil inbegriffen, deren Aktien die Farbwerke bis auf einige wenige Stücke besitzen. Für die Firma Leopold Cassella & Co., G. m. b. H., beträgt der Anteil am gemeinschaftl. Gewinn der I.-G. 9,813 % u. ermässigt sich vom Jahre 1926 ab auf 9.152 %. Als die I.-G. gegründet wurde, wurden einzelnen Firmen gewisse Sondergebiete vorbehalten u. für eine längere Übergangszeit die Gewinne aus ihnen von der allg. Ver- rechnung ausgenommen. Für die Farbwerke war ihre auf Carbid beruhende Fabrikation von Stickstoff, synthetischer Essigsäure u. Aceton Sondergebiet. Die infolge des Krieges eingetretenen wirtschaftl. Verhältn. u. der im Interesse aller Firmen des Konzerns liegende engere Zusammenschluss bestimmten diese, die Sondergebiete mit Wirkung ab 1./1. 1919 aufzuheben. Um den Zusammenschluss der I.-G.-Firmen noch enger zu gestalten, ist der am 18./8. 1916 abgeschloss. I.- G.-Vertrag durch G. V. B. vom 4./12. 1920 bis 31./12 1999 verlängert worden; seine Auflösung kann nur durch G.-V.-B. u. zwar nur durch eine Mehrheit von des vertreten. Kap. erfolgen. Die Verlängerung ist zum Schutz gegen die Auslandskonkurren bezw. Überfremdungsgefahr geschaffen.