Verkehrs- Transport- und Lagerhaus-Gesellschaften. 3811 Um die bisher von der Ges. übernommene teilweise Selbstversicherung der Schiffe der neuen Gesetzgebung anzupassen, gründete die H.-A.-L. die Niedersachsen Versich.-Ges. m. b. H. mit einem Kap. von M. 2 000 000. Ebenso beteiligte sie sich an einer von mehreren grösseren Reedereien gegründeten Gemeinschaftsversicherung, der Reederei-Versicherung, G. m. b. H. Der Umstand, dass die Nebenbetriebe der Ges. infolge eines Abkommens mit anderen Reedereien u. auch sonst in die Lage kamen, in grösserem Umfange Arbeiten für fremde Rechnung auszuführen, liess es der besseren Übersicht halber erwünscht erscheinen, den Kaibetrieb und den Werkstättenbetrieb in der Form von Gesellschaften m. b. H. selbst- ständig zu machen. Geschäftsjahr 1923: Mit dem Schluss des Jahres hatte die Ges. ihren Wiederaufbau annähernd vollendet. Es gelangten insgesamt 18 Seedampfer mit einer Brutto Reg.-Tonnage von 116 596 t zur Ablieferung. Hierunter befanden sich die für den New Yorker Dienst bestimmten erstklassigen Passagierdampfer „Aubert Ballin“ u. „Deutschland'. Beide Schiffe, die je annähernd 22 000 Brutto-Reg.-Tons messen, erfreuen sich namentlich wegen ihrer hervorragenden Stabilität der besonderen Gunst des reisenden Publikums. Im Bau be- fanden sich Ende 1923 noch der Dampfer „Njassa“ mit 8700 Brutto-Reg.-Tons, der Turbinen- dampfer „Saarland“ mit 6863 Brutto-Reg.-Tons u. das Motorschiff „Vogtland“ mit 7100 Brutto- Reg.-Tons. Sobald diese Schiffe im Laufe des Jahres 1924 zur Ablieferung gelanzt sein werden, wird unsere Flotte aus 78 Seeschiffen mit einem Raumgehalt von 388 826 Brutto- Reg.-Tons bestehen. Damit erreicht der Bestand an Schiffen kaum ein Drittel desjenigen vor dem Kriege. Wenn dieser Schiffspark auch keine überragenden Typen wie früher enthält, so ist doch in der Qualität der Schiffe kein Rückschritt eingetreten, während nach der technis-chen Seite verschiedene wichtige Fortschritte zu verzeichnen sind. Hierhin wird die weitgehende Einführung der Ölfeuerung, der Triebturbinen in verschiedenen Systemen, des Dieselmotors, des Flettner-Ruders, des Kontrapropellers, der Frahmschen Aussenbords- Schlingertanks, des Kreiselkompasses (System Anschütz) in Verbindung mit automatischem Kurssteuer u. anderer der Sicherheit des Borddienstes dienender Einrichtungen gerechnet. Die Verbindung mit der Hlarriman-Gruppe (United American Lines) hat sich auch im Berichtsjahre erfreulich gestaltet. Seitens der Ges. waren auf der mit dieser Gruppe gemein- schaftlich betriebenen New-Vorker-Linie hauptsächlich beschäftigt die Dampfer „Albert Balliné, „Westphalia „Thuringia“, „Hansa“, während seitens unserer amerikanischen Freunde ausser den Dampfern „Reliance-, „ Resolute“, „Mount Clay“ der uns früher ge- hörende, jetzt aus dritter Hand erworbene Dampfer „Cleveland'' zur Einstellung gelangte. Der im Dez. 1923 gelieferte Dampfer „Deutschland'' konnte wegen Erschöpfung der amerikanischen Einwanderungsquote im Berichtsjahre nicht mehr zur Verwendung gelangen. Auf das Gebiet des Passagegeschäfts übergehend, so ist zu bemerken, dass sich im Berichts- jahre die Auswanderungslust an u. für sich ganz ausserordentlich gehoben hat, sowohl unter den Deutschen wie auch in den meisten übrigen europäischen Staaten. Das Haupt- ziel sind nach wie vor die Vereinigten Staaten von Nordamerika, was zur Folge hatte, dass die unter dem amerik. Gesetz im Jahre zugelassene Höchstmenge der einzelnen Nationali- täten schon in den ersten 5 bis 6 Monaten des amerikanischen Fiskaljahres 1./7.–30./6.) erreicht wurde. In dem Masse, wie sich die fore der Vereinigten Staaten von Nordamerika den Einwanderern verschlossen, lenkte sich der Strom der Auswanderer auf die and. Ein- wanderungssgebiete, insbes. Brasilien, Argentinien u. in der zweiten Hälfte des Jahres auch Kanada Aber auch in diesen Ländern sind die Bestrebungen für eine Einschränkung der Einwanderung im Wachsen. Der Passagierverkehr nach Cuba-Mexico u. Westindien ist nach wie vor ein Saisongeschäft. Mit der Einstellung des Dampfers „Oldenburg“' konnte auch die Passagierfahrt nach Ostasien in bescheidenem Umfange wieder aufgenommen werden. Die im letzten Jahresbericht bereits erwähnten Ansätze zu einer Verständihung in der Fahrt nach der Ostküste Südamerikas haben sich zu einem Übereinkommen ent- wickelt. Die Pahrt nach der Westküste Südemerikas wird seit April des Berichtsjahres unter der Bezeichnung „Deutscher Westküsten-Dienst“ gemeinsam mit der Deutschen Dampfschiffahrts-Ges. „Kosmos- u. der Roland-Linie, Bremen, betrieben. Der Deutsche Westküsten-Dienst unterhält zurzeit einen vierwöchentl. Dienst via Panamakanal bis nach den Südhäfen Chiles, einen sechswöchentl. Dienst durch Magalhäesstrasse bis nach Callao, sowie einen monatl. Dienst durch den Panamakanal nach den Republiken Zentralamerikas sowie der Pacificküste Mexicos. Im Frühjahr 1923 entschloss sich die American Hawaiian Steamship Company, ihre Fahrt von Europa nach den nordamerikanischen Pacifichäfen auf- zugeben. Die Ges. nahm dies zum Anlass, um zus. mit den United American Lines u. unter Beteilig. der Deutschen Dampfschiffahrts-Ges. „Kosmos“ sowie der Roland-Linie diese Fahrt fortzusetzen. Den nach Ostasien abwechselnd mit dem Norddeutschen Lloyd, der Firma Alfred Holt & Co., Liverpool, u. den Ellerman-Lines, London, betriebenen Dienst vermehrten wir von einem sechswöchentl. zu einem vierwöchentl. Im Levantedienst kam eine Verständigung mit der Bremer Argo-Linie zustande. Der Deutschen Levante-Linie liegt hiernach die Leitung des gemeinsamen deutschen Levantedienstes ob, dem ausser der Argo-Linie auch die Atlas-Linie, Bremen, angeschlossen ist. Im Aug. 1923 ist zus. mit em Deutschen Reich, den Ländern Preussen u. Hamburg u. der Gemeinde Helgoland von uns die Hapag Seebäderdienst G. m. b. H. errichtet worden, deren Leitung der Ges. obliegt. er Schiffspark setzt sich Ende Mai 1924 folgendermassen zusammen: 76 Seeschiffe mit 373 026 Br.-R.-T., 2 Neubauten mit 15 800 Br.-R.-T., 7 Seebäderdampfer mit 5394 Br.-R.-T., 2397