3850 Verkehrs-, Transport- und Lagerhaus-Gesellschaften. Norddeutscher Lloyd in Bremen. Gegründet: 20./2. 1857; eingetr. 13./2. 1860. Zweck: Betrieb der Seeschiffahrt u. aller damit in Verbindung stehender Geschäfte u. Unternehmungen u. Beteilig. an solchen, welche nach dem Ermessen des A.-R. den Zwecken der Ges. direkt oder indirekt dienen oder damit in Verbindung stehen, wie Errichtung u. Betrieb von Anstalten zur Erbauung u. Reparat. von Schiffen Fluss- u. Seeversich.-Geschäft etc., sowie Passagier- u. Schleppdienst auf der Weser. Der Lloyd unter- hält jetzt einen regelmässigen Schleppschiffahrtsverkehr zwischen Bremen u. Hamburg mit Durchfracht auf direktem Konnossoment nach Berlin, Breslau, Stettin u. Lübeck. Seit Sept. 1913 Zweigniederlass. in Emden. Näheres über Reichspostlinien, Betriebsgemeinschaften, Beteil. etc. siehe dieses Handbuch, Jahrg. 1916/17. Beteiligt ist die Ges. an der Hamburg-Bremer Afrika-Linie, an der Roland-Linie, an der Ost-Afrika-Linie, an der Woermann-Linie, an der Dampfschiffs-Reederei „Horn“', an der „Globus“.Reederei, an der Mindener Schleppschiffahrts-Ges., an den Atlas-Werken, an der Kohlenzeche Emscher Lippe (letztere mit erheblichem Gewinn an „Phönix A.-G. für Bergbau u. Hüttenbetrieb, Düsseldorf“ abgegeben), an der Techn. Betrieb der Norddeutschen Lloyd G. m. b. H., an der Schiffbau-Treuhand-Bank G. m. b. H., an der Bremer Reederei-Ver- einigung A.-G., Nordsee-Kurbetrieb, G. m. b. H., Lloyd Luftdienst G. m. b. H., Stauerei des Norddeutschen Lloyd G. m. b. H., ferner bestehen Abkommen mit United States Line; J. H. W. Steele Company in Galvestone; Alfred Holl & Co. in Liverpool; Ellermann & Bucknall Steamship Co. Ltd. in London u. Nippon Yusen Kaisha in Tokio. Die Flotte des Norddeutschen Lloyd bestand Anfang 1914 einschl. der Neubauten aus 135 Seedampfern, 358 Schleppern, Flussdampfern, Barkassen, Leichtern etc. u. 1 Schulschiff mit zusammen 722 095 indiz. PS u. 982 951 Reg.-Tons Brutto-Raumgehalt. Im Januar 1925 besass der Nordd. Lloyd: 41 Seedampfer von zus. 213 600 PS. u. 360 898 Br.-Reg.-T., 5 See- bäderdampfer von zus. 5750 PS u. 2844 Br.-Reg.-T., 11 Seeschlepper von zus. 5860 PS u. 2381 Br.-Reg.-T., 18 Flussschlepper von zus. 3523 PS u. 1192 Br.-Reg.-T. sowie 169 div. Fahrzeuge (75 Seeleichter, 40 Flussleichter, 5 Barkassen, 49 Hafenfahrzeuge) mit zus. 47 803 Br.-Reg.-T., insges. also 244 Fahrzeuge mit zus. 228 733 PS u. 415 118 Br.-Reg.-T. Durch die Bestimmung, dass Deutschland alle seinen Staatsangehörigen gehörenden Handelsschiffe von 1600 Br.-Reg.-Tons und darüber, ferner die Hälfte der Schiffe zwischen 1000 Tons u. 1600 Tons u. ¼ der Fischerei-Fahrzeuge einschl. aller im Bau befindlichen Schiffe, deren Kiel bis zum Tage des Friedenssghlusses gestreckt wurde, abzuliefern habe, wurde der Norddeutsche Lloyd seiner sämtlichen Überseedampfer beraubt. Der Gesamtverlust des Lloyd betrug rund 925 280 Br.-R.-Tons, während ihm an Schleppern, Tendern, Leichtern u. sonst. kleineren Fahrzeugen ein Schiffsraum von rund 57 000 to verblieb. Die Wiedereröffnung der überseeischen Linien des Norddeutschen Lloyd war in erster Linie abhängig von dem Wiederaufbau eines Teiles der Lloydflotte auf Grund eines be- stimmten Bauprogramms. Anfang 1925 verfügte die Ges. im Überseeverkehr über eine Flotte von 38 Schiffen mit 324 137 Br.-Reg.-T., zu denen im Laufe des Jahres 1925 noch der am 24/3. 1925 vom Stapel gelaufene Passagier- u. Frachtdampfer ,Berlin mit ca. 15 000 Br.-Reg.-T. hinzukommt. Einschliessl. dieses Schiffes u. aller kleinen Fahrzeuge beträgt die Gesamttonnage des Nordd. Lloyd z. Zt. rund 415 118 Br.-Reg.-T. Unter den Seedampfern ist der Dampfer „Columbus“ mit einem Raumgehalt von 32 500 Br.-Reg.-T. der grösste. Zur Bestreitung der Baukosten reichten die auf Grund des Reederei-Abfindungsvertrages dem Norddeutschen Lloyd zugeflossenen Summen bei weitem nicht aus. Durch den Krieg und seine Folgen waren ihm im ganzen 925 280 Br-Reg.-T. verloren gegangen, wofür er auf Grund des Abfindungsvertrages eine Entschädigung von M. 2 033 862 820 erhielt. Dieser Betrag bedeutete ursprünglich unter Zugrundelegung eines Dollarkurses von M. 60.70 einen Goldwert von RM. 140 800 000 Infolge der ratenweisen Zahlung der Entschädigung, die dem bauenden Reeder das gesamte Inflationsrisiko aufbürdete, hat der Lloyd trotz der im Schiedswege erstrittenen Ergänzungs- abfindung insgesamt nur RM. 64 190 000 erhalten gegenüber dem von der zuständigen Instanz festgelegten Goldwert seiner verlorenen Tonnage von RM. 365 500 000. Er ist somit nur mit 17.56 % seinesschwimmenden Vermögens entschädigt worden, ganz abgesehen von der gänz- lich entwerteten Entschädig. für die erhebl. Schäden, die ihm durch die Liquidier. seines im Aus- lande befindl. Vermögens entstanden sind; daraus erhellt, dass erst die Schaffung einer neuen Flotte nur durch Bereitstell. gewaltiger Summen aus eigenen Mitteln erreicht werden konnte. Ausser einer direkten Linie Bremen-New York unterhält der Norddeutsche Lloyd z. Zt. eine zweite Linie von Bremen über Southampton nach New York, die rückkehrend über Plymouth u. Cherbourg führt sowie eine Linie von Bremen nach Philadelphia-Baltimore u. Norfolkl. Auch nach Südamerika führen zwei Linien der Ges., von denen die von Bremen-Hamburg nach Brasilien in erster Linie im Interesse der Frachtbeförderung ein- gerichtet ist, während die Hauptlinie von Bremen-Hamburg über Spanien u. Portugal nach Brasilien u. Argentinien hauptsächlich auf die Bedürfnisse des Personenverkehrs Rücksicht nimmt. Dieser Betrieb ist zur Zeit derart ausgebaut, dass neben den der Beförderung von 1. u. 3. Klasse-Passagieren dienenden neuen erstklassigen ,Sierra-Dampfern“ eine Reihe von Schiffen eingestellt sind, die ausschliesslich für die Beförderung von Mittelklasse- u. 3. Klasse-Passagieren in Betracht kommen, so dass der Lloyd imstande ist, allen aus den