2774 Industrie der Steine und Erden. Steingutfabrik Colditz, Akt.-Ges. in Colditz. Gegründet: 12./7. bezw. 2./9. 1907 mit Wirkung ab 1./6. 1907; eingetr. 13./9. 1907. Die Ges. erwarb die Fabrik u. die Immob. der Firma Karl Aug. Zschau in Colditz für M. 400 000 abzügl. M. 100 000 Hypoth. Gründung s. Hdb. d. Dt. A.-G. Jahrg. 1909/10. Zweck: Fabrikation u. Vertrieb von Steingut u. anderen Tonwaren sowie ähnlichen Artikeln u. der Betrieb u. event. Erwerb damit zus. hängender Geschäfte u. and. Unternehm. bzw. Beteilig. an solchen. In sämtlichen 3 Betrieben der Ges. (2 in Colditz, 1 in Oschatz) wird hergestellt: Steingut-Gebrauchsgeschirr für Haus u. Küche, Waschgarnituren, Küchen. garnituren, Tafelgeschirr, Teller, Tassen, Satzschüsseln usw. Die Ges. gehört den folg. Ver. einigungen an: Vereinigung Deutscher Steingutfabriken G. m. b. H. Neubabelsberg, Arbeit. geberverband der deutschen Feinkeramischen Industrie in Berlin, Verband Keramischer Gewerke in Berlin, Verband sächsischer Industrieller in Dresden. Besitztum: 1918 hat die Ges. die seit 1917 gepachtete Hartsteingutfabrik Oschatz käuflich erworben. Der Grundbesitz der Ges umfasst in Colditz 226 750 qm, von denen rund 60 000 qm bebaut sind, in Thumirnicht bei Colditz 780 am, in Oschatz 33 230 qm, wovon rund 6500 qm bebaut sind, in Grossquerbitzsch 38 570 qm, in Kemmlitz 17 010 qm. In Colditz befinden sich 8 Wohnhäuser mit 32 Wohn., in Oschatz 1 Wohnhaus mit 6 Wohn. Die beiden Colditzer Werke sind ausgerüstet mit: 3 Dampfmasch. mit zus. 1300 PS, 3 Dynamos mit 550 KW, 6 Dampfkesseln mit 660 qm Heizfläche, 30 Motoren, 36 Trommelmühlen, 25 Farbmühlen, 260 Drehereispindeln, 24 and. Drehereimasch., 3 Kapselpressen, 30 Rund- öfen, 16 Muffeln, 3 Kompressen u. zahlreichen and. Hilfsmasch., einer vollständig eingericht. Schlämmerei-Anlage; ferner ist vorhanden eine 900 m lange Drahtseilbahn zur Beförderung von Rohton aus den eigenen Colditzer Gruben. In Oschatz sind vorhanden: 1 Dampfmasch. mit 300 PS, 1 Dynamo mit 100 KW, 5 Motore, 2 Dampfkessel mit 220 qm Heizfläche, 10 Trommelmühlen, 40 Drehereispindeln, 1 Kapselpresse, 1 Kompressor, 7 Rundofen, 1 Muffel, Das Werk ist gleichfalls mit eigener Schlämmerei-Anlage versehen. Wertvolle Tonlager. die noch für mehrere Jahrzehnte ausreichen, befinden sich in Colditz, Querbitzsch u. Kommlitz in Grösse von zus. rund 100 000 qm. Die Ges. besitzt ferner Abbaurechte in Böhlen bei Grimma, Gröppendorf bei Mügeln u. Glossen bei Mügeln. 1927 erwarb die Ges. die Steingutfabrik Staffel G. m. b. H., Limburg (Lahn), die 10 Öfen besitzt u. deren Betrieb am 1./4. 1927 auf die Ges. übergegangen ist sowie die (seit 1923 stillgelegten) Keramischen Werke in Strehla. Die Ges. beschäftigt zur Zeit 1600 Beamte u. Arßeiter. Kapital: RM. 3 405 000 in 17 000 St.-Aktien zu RM. 200 u. 1000 Vorz.-Aktien zu RM. 5. – Vorkriegskapital: M. 1 000 000. Urspr. M. 700 000, erhöht bis 1912 auf M. 1 000 000, dann bis 1923 auf M. 18 000 000 erhöht. (Über Kapitalsbeweg. s. Hdb. d. Dt. A.-G. Jahrg. 1927.) Kap.-Umstell. lt. G.-V. v. 22./12. 1924 von M. 18 000 000 auf RM. 3 405 000 (St.-Akt. 5: 1, Vorz.-Akt. 200: 1) in 17 000 St.-Akt. zu RM. 200 u. 1000 Vorz.-Akt. zu RM. 5. Anleihe v. 1926: $ 400 000 zu 7 % verzinslich; aufgenommen zum weiteren Ausbau der Werke. Die Anl. ist hypothekarisch gesichert u. in 20 Halbjahrs-Raten rückzahlbar. Geschäftsjahr: Kalenderj. Gen.-Vers.: Spät. im Juni. Stimmrecht: 1 St.-Aktie = 1 St., 1 Vorz.-Aktie = 12 St. in best. Fällen. Gewinn-Verteilung: 5 % zum R.-F., etwaige weitere Rückl., 8 % Div. an Vorz.-Akt., 4 % Div. an St.-Akt., vertragsm. Tant. an Vorst., 15 % Tant. an A.-R. (ausser einer festen Vergüt. von RM. 1000 je Mitgl., der Vors. RM. 2000), Rest Super-Div. bzw. nach G-V.-B. Bilanz am 31. Dez. 1927: Aktiva: Grundst. 109 786, Geb. 1 661 500, Wohnhaus 206 200, Masch. 440 800, Inv. 2, Gleisanlage 67 500, Seilbahn 72 000, Elektr.-Anlage 59 000, Dampf- heizung 77 300, Tonfeld 10 000, Modelle u. Formen 2, Kapsel 2, Druckplatten 1, Kassa 3833, Bank 207 885, Debit. 1 681 681, Material 188 228, Waren 320 885, Beteil. 509 674, Darlehn 576 972, Bau-K. Nebitzschen 11 991. – Passiva: A.-K. 3 405 000, R.-F. 150 000, Delkr. 100 000, Anleihe 1512 000, Kredit. 556 958, unerhob. Div. 2414, Gewinn 478 872. Sa. RM. 6 205 245. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Geschäftsunk. 1 061 465, Abschr. 285 819, Gewinn 478 872 (davon: R.-F. 50 000, Div. 340 400, Tant. 47 786, Vortrag 40 686). Sa. RM. 1 826 157. – Kredit: Betriebsüberschuss einschl. Vortrag RM. 1 826 157. Kurs Ende 1919–1927: 282, 456, –, 10 500, 21.5, 20.5, 71.5, 140, 140.75 %. Eingeführt in Leipzig im Okt. 1919. Im Aug. 1920 in Berlin zugelassen. Kurs daselbst Ende 1920–1927: 475, 1240, 10 000, 17, 19.75, 72 , 140, 139 %. Seit 1927 auch in Magdeburg notiert. Dividenden 1913–1927: St.-Akt. 10, 6, 8, 12, 20, 23, 26, 26 % £– M. 100 Bonus, 40, 200 %, GM. 3, 10 %, 10, 10, 10 % (Div.-Schein 21). Vorz.-Akt. 1923: GM. 1.50. 1924–1927: je 8 %. Direktion: Otto Zehe. Prokuristen: Dir. Walter Berndt, Dir. Hugo Eichhorn, Dir. Curt Nitzsche, Georg Reichel, Otto Franz. Aufsichtsrat: Fabrikbes. Max Hoffmann, Eibau; Kaufm. Bruno Kolbig, Greiz; Bankdir. Erich Jäger, Leipzig; vom Betriebsrat: Josef Scheitler, Joh. Orlewicz. Zahlstellen: Ges.-Kasse; Leipzig: Sächs. Staatsbank, Darmst. u. Nationalbank, Leipziger Kreditbank: Berlin u. Frankfurt a. M.: J. Dreyfus & Co.; Magdeburg: Darmstädter u. Natjionalbank.