3140 Chemische Industrie. finanziert und im Jahre 1920 einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung übertragen wurde. (Ammoniakwerk Merseburg G. m. b. H., Kapital ursprünglich P 500 000 000, umgestellt am 18./12. 1924 auf R 135 000 000). Zur Deckung des Braunkohlenbedarfs für Merseburg sicherte man sich schon frühzeitig in Mitteldeutschland eine Reihe von Braunkohlengruben ganz oder durch Ankauf der Aktienmajorität. Gleichzeitig wurde zur Sicherstellung der Versorgung mit Gips das Gipswerk Niedersachswerfen errichtet, das heute von der Ammoniakwerk Merseburg G. m. b. H. betrieben wird, nachdem schon vor dem Kriege für die Versorgung von Werk Oppau das Gipswerk Neckarzimmern in Betrieb genommen war. Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., Leverkusen: Im Jahre 1850 gründete Friedr. Bayer sen. in Barmen ein Unternehmen, das zunächst dem Verkauf natürlicher Farbstoffe gewidmet war. Im Jahre 1863 begann er mit der plan- mässigen Herstellung der künstlichen Teerfarbstoffe und wandelte die Firma in Friedr. Bayer & Co. um (Teilhaber Friedrich Weskott). Auch hier führten die wissenschaftlichen Ent- deckungen zu einer ausserordentlichen Entwicklung des Unternehmens. Bald ergab sich die Notwendigkeit, die Firma auf breitere Basis zu stellen und in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln, die am 11./6. 1881 unter dem Namen „Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co.“ in Elberfeld eingetragen wurde. Hervorzuheben ist die erfolgreiche Ein- führung der Alizarin- und Schwefelfarben. In der zweiten Hälfte der 80er Jahre wurde die Fabrikation pharmazeutischer Produkte aufgenommen, die zu grossen Erfolgen führte. Zu nennen sind unter vielen anderen Präparaten Aspirin, Adalin, Heroin, Protargol, Veronal sowie aus der neuesten Zeit insbesondere Bayer 205, das Mittel gegen die Sehlaf- krankheit. Die Entwicklung führte u. a. auch zu erfolgreicher Betätigung auf dem Gebiet der Photographica. Da das Elberfelder Fabrikgelände eine Ausdehnung des Werkes nicht ermöglichte, begann man 1891 mit der Errichtung einer neuen Fabrik in Leverkusen bei Köln a. Rh. Im Mai 1912 wurde der Sitz der Firma von Elberfeld nach Leverkusen verlegt. Die handels- und zollpolitischen Verhältnisse des Auslandes bedingten die Errichtung und Beteiligung an ausländischen chemischen Fabriken wie in Moskau, Flers bei Roubaix in Frankreich, Schoonaerde in Belgien, Bromborough in England (gemeinsam mit Ludwigs- hafen und Berlin) und Albany in Nordamerika. Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning, Höchst a. M.: Die Gesellschaft blickt in ihren Anfängen zurück auf die Gründung einer kleinen Anilinfarbenfabrik, die in Höchst a. M. im Jahre 1862 durch die Chemiker Dr. Eugen Lucius, Dr. Wilhelm Meister und den Kaufmann L. A. Müller unter dem Namen „Meister Lucius & Co.“ errichtet wurde. An die Stelle von L. A. Müller trat sehr bald als Teilhaber Dr. A. Brüning. Der Firmenname erfuhr dadurch entsprechende Abänderung. Am 28./12. 1879 erfolgte die Umwandlung der offenen Handelsgesellschaft Meister Lucius & Brüning in eine Aktiengesellschaft „Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning“. Die Firma nahm sehr schnell einen grossen Aufstieg durch Aufnahme und Ausdehnung der Fabrikation der künstlichen Teerfarbstoffe, insbesondere der Alizarinfarbstoffe und des künstlichen Indigos. In den 80er Jahren erschloss sie sich als neues Arbeitsgebiet die Herstellung pharmazeutischer Präparate. Ausgangspunkt war die Erfindung von Knorrs Antipyrin. Besondere Ausgestaltung erlangte das Gebiet der Heilsera. Hier sind Diphtherie- Heilserum, Novocain, Insulin und vor allem Salvarsan besonders zu nennen. Auch die Farbwerke wurden durch zollpolitische und patentrechtliche Massnahmen des Auslandes dazu geführt, Produktions- und Verkaufsstätten in fremden Ländern zu errichten, so im Jahre 1878 in Moskau, 1881 in Creil bei Paris und 1908 in Ellesmereport in England, die allerdings sämtlich im Krieg dem Stammhaus wieder verloren gingen. Ausserdem wurde anlässlich der Erfindung des künstlichen Indigos in Gersthofen bei Augsburg eine Zweig- fabrik zur Herstellung der Indigo-Produkte errichtet. Actiengesellschaft für Anilin-Fabrikation, Berlin: Die Gesellschaft wurde am 21./6. 1873 durch Vereinigung der Gesellschaft für Anilin- Fabrikation Dr. C. A. Martius und Dr. Mendelssohn-Bartholdy in Rummelsburg bei Berlin mit der Farbenfabrik von Dr. Jordan in Treptow gegründet. Gegenstand des Unternehmens war die Fabrikation von chemischen Produkten aller Art, namentlich auch die Herstellung von Zwischenprodukten der Teerfarbenfabrikation und von Anilin-, Azo- und Schwefel- farbstoffen. Daneben wurde die Fabrikation pharmazeutischer Artikel betrieben. Fabrikations- stätten waren die Fabriken in Treptow, Rummelsburg, 1896 erweitert durch Verlegung eines Teiles der Farbenfabrik nach Wolfen bei Bitterfeld. Der Farbenfabrik Wolfen wurden gleichzeitig eigene Kohlenfelder angegliedert. Besondere Bedeutung erlangte die Firma durch die Aufnahme der Fabrikation photographischer Artikel, die im Jahre 1909 zur Errichtung einer Filmfabrik in Wolfen bei Bitterfeld führte. In den letzten Jahren vor der Fusion begann die Firma auch die Fabrikation von Kunstseide in grossem Umfang aufzu- nehmen. Als weiteres Arbeitsgebiet schloss sich die Firma endlich die Herstellung von Riechstoffen an, die in der von der Firma Delvendahl & Küntzel, Werder an der Havel übernommenen Fabrik betrieben wurde. Betriebsstätten in St. Fons bei Lyon und Moskau sind durch den Krieg verloren gegangen. Chemische Fabrik Griesheim Elektron, Frankfurt a. M.: Die am 24./8. 1863 errichtete „Chemische Fabrik Griesheim“ war hervorgegangen aus der im Jahre 1856 gegründeten Frankfurter Aktiengesellschaft für land wirtschaftlich-