Chemische Industrie. 2969 Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning, Höchst a. M.: Die Gesellschaft blickt in ihren Anfängen zurück auf die Gründung einer kleinen Anilinfarbenfabrik, die in Höchst a. M. im Jahre 1862 durch die Chemiker Dr. Eugen Lucius, Dr. Wilhelm Meister und den Kaufmann L. A. Müller unter dem Namen ,Meister Lucius $ Co. errichtet wurde. An die Stelle von L. A. Müller trat sehr bald als Teilhaber Dr. A. Brüning. Der Firmenname erfuhr dadurch entsprechende Abänderung. Am 28./12. 1879 erfolgte die Umwandlung der offenen Handelsgesellschaft Meister Lucius & Brüning in eine Aktiengesellschaft „Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning'. Die Firma nahm sehr schnell einen grossen Aufstieg durch Aufnahme und Ausdehnung der Fabrikation der künstlichen Teerfarbstoffe, insbesondere der Alizarinfarbstoffe und des künstlichen Indigos. In den S0er Jahren erschloss sie sich als neues Arbeitsgebiet die Herstellung pharmazeutischer Präparate. Ausgangspunkt war die Erfindung von Knorrs Antipyrin. Besondere Ausgestaltung erlangte das Gebiet der Heilsera. Hier sind Diphtherie- Heilserum, Novocain, Insulin und vor allem Salvarsan besonders zu nennen. Auch die Farbwerke wurden durch zollpolitische und patentrechtliche Massnahmen des Auslandes dazu geführt, Produktions- und Verkaufsstätten in fremden Ländern zu errichten, so im Jahre 1878 in Moskau, 1881 in Creil bei Paris und 1908 in Ellesmereport in England, die allerdings sämtlich im Krieg dem Stammhaus wieder verloren gingen. Ausserdem wurde anlässlich der Erfindung des künstlichen Indigos in Gersthofen bei Augsburg eine Zweig- fabrik zur Herstellung der Indigo-Produkte errichtet. Actiengesellschaft für Anilin-Fabrikation, Berlin: Die Gesellschaft wurde am 21./6. 1873 durch Vereinigung der Gesellschaft für Anilin- Fabrikation Dr. C. A. Martius und Dr. Mendelssohn-Bartholdy in Rummelsburg bei Berlin mit der Farbenfabrik von Dr. Jordan in Treptow gegründet. Gegenstand des Unternehmens war die Fabrikation von chemischen Produkten aller Art, namentlich auch die Herstellung von Zwischenprodukten der Teerfarbenfabrikation und von Anilin-, Azo- und Schwefel- farbstoffen. Daneben wurde die Fabrikation pharmazeutischer Artikel betrieben. Fabrikations- stätten waren die Fabriken in Treptow, Rummelsburg, 1896 erweitert durch Verlegung eines Teiles der Farbenfabrik nach Wolfen bei Bitterfeld. Der Farbenfabrik Wolfen wurden gleichzeitig eigene Kohlenfelder angegliedert. Besondere Bedeutung erlangte die Firma durch die Aufnahme der Fabrikation photographischer Artikel, die im Jahre 1909 zur Errichtung einer Filmfabrik in Wolfen bei Bitterfeld führte. In den letzten Jahren vor der Fusion begann die Firma auch die Fabrikation von Kunstseide in grossem Umfang aufzu- nehmen. Als weiteres Arbeitsgebiet schloss sich die Firma endlich die Herstellung von Riechstoffen an, die in der von der Firma Delvendahl & Küntzel, Werder an der Havel übernommenen Fabrik betrieben wurde. Betriebsstätten in St. Fons bei Lyon und Moskau sind durch den Krieg verloren gegangen. chemische Fabrik Griesheim Elektron, Frankfurt a. M.: Die am 24./8. 1863 errichtete „Chemische Fabrik Griesheim' war hervorgegangen aus der im Jahre 1856 gegründeten Frankfurter Aktiengesellschaft für landwirtschaftlich- chemische Fabrikate und wurde am 18./8. 1898 mit der Chemischen Fabrik Elektron A.-G. zur „Chemischen Fabrik Griesheim Elektron“ vereinigt. Am 6./7. 1905 erfolgte die Über- nahme der Firma Karl Oehler, Anilinfarbenfabrik, Offenbach a. M., wo später die Fabrikation von Naphtol-AS-Farben konzentriert wurde. Das Unternehmen befasste sich im übrigen hauptsächlich mit der Herstellung von Schwefelsäure, Salpetersäure, Salzsäure und Soda, sowie der Herstellung von Ausgangserzeugnissen der Farbenfabrikation. Hauptprodukte waren Mineralsäuren, Atzalkalien, Chlor, Chlorprodukte, Pottasche, Bichromate, Phosphor, Leichtmetalle, Ferrolegierungen. Die Einführung der Elektrolyse in die deutsche chemische Grossindustrie brachte in den Jahren 1894/95 die Errichtung von Anlagen zur elektrolytischen Zersectzung von Kochsalz und Chlorkalium, an erster Stelle in Bitterfeld, unter Ausnützung der mitteldeutschen Braunkohlenvorkommen. In den Jahren 1903/04 wurde das autogene Schweiss-Schneidverfahren ausgebildet. Im Zusammenhang damit errichtete man nach und nach in allen Teilen Deutschlands Werke zur Herstellung von Sauerstoff und Wasserstoff. chemische Fabriken vorm. Weiler-ter Meer, Uerdingen/Niederrhein: Anfang September 1877 gründete Herr Dr. E. ter Meer (jetzt Mitglied des Verwaltungsrats der I. G.) in Uerdingen eine Anilinfarbenfabrik unter dem Namen: Dr. E ter Meer & Co. (seit 1887: Farbwerk E. ter Meer & Co.). Im Jahre 1896 erfolgte unter dem Namen: Chemische Fabriken vorm. Weiler ter Meer Aktiengesellschaft der Zusammenschluss mit der Chemischen Fabrik J. W. Weiler & Co. in Köln-Ehrenfeld, die 1861 gegründet u. 1889 die Form einer Aktiengesellschaft angenommen hatte. Der Sitz der neuen Gesellschaft war Uerdingen, wohin auch später die Kölner Betriebe verlegt wurden. Im Jahre 1900 wurde die im Jahre 1862 gegründete, unter der Firma Küchler & Buff in Krefeld betriebene Anilinfarbenfabrik erworben. Das im Jahre 1910 errichtete Farbwerk Tourcoing bei Lille in Nordfrankreich ging durch den Krieg verloren. Beginnend mit der Herstellung von Teerfarbstoffen wurde mit wachsender Ausdehnung des Unternehmens auch die Fabrikation von Salpetersäure, Schwefel- u. Salzsäure, Sulfat,