Vorwort zur fünfunddreissigsten Auflage (Band 10. wohl kaum eine Berichtsperiode hat so unter dem Druck innen- und finanzpolitischer Wirren gestanden, als die soeben abgeschlossene. Abgesehen davon, dass die Wirtschafts- krise schon längst eine Angelegenheit beinahe sämtlicher Länder geworden ist, so waren doch in keinem Staat derartige so eng mit dem Wirtschaftsleben verbundene Finanz- probleme zu lösen wie in Deutschland, die, wenn auch mehr innerpolitischer Natur, so doch gerade genug durch die drohende steuerliche Belastung der einzelnen Unterneh- mungen einer Aufwärtsbewegung hemmend im Wege standen. Auch für die Zukunft ist kaum mit einer Besserung zu rechnen, denn wie weit das nunmehr durch die Auf- lösung des Reichstages –— die nebenbei gesagt ebenfalls erhebliche Kursabschläge nach sich zog – auf den Herbst verschobene unbedingt notwendige u. durchgreifend zu regelnde Finanzproblem die Wirtschaft von neuem belastet, bleibt abzuwarten. 0 Alle von einer Reihe von grossen Unternehmungen bisher durchgeführten Sanierungs- bzw. Rationalisierungsmassnahmen waren nur Zweck der Selbsterhaltung; auch eine ganz erhebliche Zahl von noch in der Durchführung begriffenen Fusionen dürfte nur den zusammengeschlossenen Werken ihren Fortbetrieb sichern ohne dass damit eine erhebliche Absatzerweiterung verbunden sein dürfte. Auch die von der Post und Eisenbahn in Aus- sicht gestellten grösseren Aufträge für die Industrie sowie die vom Reich zur Verfügung gestellten erheblichen Mittel zur Förderung des Wohnungsbaues sind keineswegs als All- heilmittel zu betrachten. In welch erschreckender Weise die Rendite der Aktiengesell- schaften immer weiter zurückgeht, beweist die von uns seit vorigem Jahr jedem einzelnen Bande beigegebene Dividenden-Ubersicht über das jeweilig verflossene Quartal (s. Tabelle auf folg. Seite). Dies ist vor allem wohl auch der Grund, dass sich das Privatpublikum immer mehr den festverzinslichen Werten zuwendet und der Aktienmarkt auch weiterhin gedrückt wird. Die noch weitere Herabsetzung des Zinsfusses der Gold-Pfandbriefe dürfte vielleicht dieser Abwanderung etwas entgegenwirken. Der vorliegende Band registriert im ganzen 3178 Aktien-Gesellschaften. Von diesen befanden sich 129 in Liquidation oder Konkurs und 58 Firmen wurden mit einem kurzen Löschungsvermerk aufgenommen. Die restlichen 2991 setzen sich zusammen aus 2929 regu- Hären alten Gesellschaften und 62 Neugründungen, letztere mit einem Gründungskapital von RM. 132 609 900 gegen das verflossene Quartal mit 68 Neugründungen und RM. 108 141 000 Gründungskapital. Die Verteilung der bis 15./7. 1930 handelsgerichtlich veröffentlichten 62 Neugründungen V auf die einzelnen Branchen ist aus nachfolgender Aufstellung ersichtlich: * * Ges. Kapital in RM. Ges. Kapital in RM. 19 Kredit- u. Hypoth.- 35 übertrag 43 86 689 900 Banken, Treuhand-Ges.. 12 2 900 000 „Wasser- u. ke. 20 000 00 Bau-, Terrain- u. Imm.-Ges. 6 810 000 31 „ 8 660 09 Bergwerke, Hütten, Salinen 3 Asbestindustrie Linoleum- Metallindustrie, Maschinen-, fabriken 2 450 000 u. Apparatebau. E 5 7 960 000 Efi ustfie Hotels Elektriz.-Werke, elektrotech. Rest Th 7 Industrie, Feinmechanik. 3 64 400 000 30 3 4 300 000 Industrie d. Steine u. Erden 4 1 880 000 „ „ Textil- u. Bekleid.-Industrie 5 7 100 000 3 % Verkehrs- Transport- und 4 400 000 Lagerhausgesellschaften 2 18 050 000 Leder- u. Kunstled.-Fabriken 2 874 000 Brauereien, Getränke Ind., „ Zellulose. 1 2 000 000 Strohstoff, Kartonnagen. Druck- u. Getreide- u. Futterhandlg., Telegr. u. Annoncen-Büros 2 365 900 Mühlen, Zuckerfabriken. 3 470 000 Holzindustrie, Musikwerke, „ Fahrzeugbau, Schiffswerf. onsumvereine 3 ten, Automobilindustrie — — Verschiedene Gesellschaften 3 250 000 übertrag 43 86 689 900 62 132 609 900 Die Neugründungen der letzten sechzehn Jahre gestalteten sich wie folgt: 1914–1923: 127, 60, 101, 126, 160, 268, 581, 1688, 2856, 7999 Gesellschaften; seit der Stabilisierung: Gründungen Gesellschaften Aktienkapital Gründungen Gesellschaften Aktienkapital 1924 354 RM. 15 343 023 710 1928 361 RM. 792 946 560 1925 386 6 491 248 584 1929 323 „ 455 731 700 1926 258 254 331 350 1930 I. u. II. Quart. 130 „ 240 750 900 1927 352 „ 342 049 858 Den geehrten Direktionen, welche uns bei Herausgabe des Jahrbuches in liebens- würdiger Weise unterstützten, danken wir an dieser Stelle nochmals ganz verbindlichst Angaben über eintretende Veränderungen werden stets gern entgegengenommen. Berlin, 15. Juli 1930. Der Verlag.