2430 Elektrizitätswerke, elektrotechnische Industrie, Feinmechanik, Optik. Neckar-Akt.-Ges. in Stuttgart, Herdweg 66. Gegründet: Unter Mitwirkung des Reichs sowie der Länder Württemberg, Baden u. Hessen ist der Gesellschaftsvertrag am 1., 21./6. u. 2./7. 1921 festgestellt u. die Ges. am 5./11.1921 errichtet u. am 12./11. 1921 in das Handelsreg. des Amtsger. Stuttgart-Stadt eingetragen worden. Zweck: Ausbau des Neckars von Mannheim bis Plochingen (23 km oberh. Stuttgart) als Teil der Neckar-Donau-Grossschiffahrtsstrasse von 200 km Länge, sowie Bau u. Betrieb von Wasserkraftwerken an der Neckarwasserstrasse. Die Ges. ist berechtigt, sich an ähnl. Unternehm., insbes. dem Bau u. Betrieb von Ergänzungskraftwerken, zu beteiligen sowie überhaupt alle Geschäfte zu betreiben, die zur Erreich. oder Förder. der Gesellschaftszwecke dienlich erscheinen. In einem mit dem Reich u. den Ländern Württemberg, Baden u. Hessen abgeschlossenen Vertrag haben diese der Ges. das Recht zur Ausnutzung der Wasser. kräfte des Neckars zwischen Mannheim u. Plochingen u. zum Bau u. Betrieb der hierfür bestimmten Wasserkraftwerke auf die Dauer von 100 Jahren, gerechnet vom 1./1. 1935 bis 31./12. 2034, eingeräumt, wogegen die Ges. die Verpflicht. übernommen hat, den Neckar auf derselben Strecke zu einer Grossschiffahrtsstrasse für Schiffe von 1200 t Tragfähigkeit auszu- 0 bauen u. zwar unter ÜUbertrag. der Entwurfsbearbeit. u. Ausführ. an die im Jahre 1920 als 0 Reichsbehörde ins Leben gerufene Neckarbaudirektion. Durch das von der Neckar-Akt.-Ges. übernommene Werk wird ein von Mannheim bis Plochingen führender Grossschiffahrtsweg von 200 km Länge geschaffen, durch den die württemberg. Fertigindustrie ihren Bedarf an Rohstoffen von dem Erzeugungsort ohne Umladung ins Herz des Landes leiten u. ihre Fertigfabrik. wiederum ohne Umladung bis zu den Seehäfen wird befördern können. Das Unternehmen wird die Grundlage schaffen für eine Verbind. von Rhein, Neckar u. Donau u. damit eine unmittelbare Verbind. von Westeuropa mit den Donauländern auf dem Wasserweg herstellen. Das Bauprogramm sieht die Erstellung von 26 Wasserkraftwerken vor. Das Reich wird die einzeln. Kanalstrecken nach Fertigstellung übernehmen u. sodann die Kosten für den Betrieb u. die Unterhalt. der Schiffahrtsanlagen tragen. Am 1./1. 2035 gehen die Wasserkraftwerke unentgeltlich auf das Reich über. 730 Bauausführungen: 1921: Die Neckarbaudirektion hatte schon im August 1920 im 10 Auftrag und für Rechn. des Reichs mit Grabarbeiten an je einer Teilstrecke der Seiten. 97 kanäle für die Staustufen Neckarsulm u. Horkheim bei Heilbronn, einige Monate darauf an * den Seitenkanälen zwischen Mannheim u. Heidelberg begonnnen. Diese ersten Arbeiten wurden zur Unterbring. möglichst vieler Erwerbslos. im Handbetrieb ausgeführt u. an kleinere Unternehmer übertragen. Nach Gründ. der Neckar-Akt.-Ges. ging man zum Grossbetrieb mit den leistungsfähigsten Maschinenanlagen über. Ausserdem waren zwischen Stuttgart- Cannstatt u. Esslingen schon bald nach Kriegsende die Arbeiten für die längst geplanten Neckarverleg. bei Untertürkheim durch die Stadtgemeinde Stuttgart u. bei Obertürkheim- Mettingen durch die württemberg. Flussbauverwalt. in Angriff genommen. Da diese Bauten Teile des Gesamtplans für die Neckarkanalisierung bilden, hatte die Neckarbaudirektion alsbald nach ihrer Erricht. ihre Fortführ. auf Grund besonderer Vereinbarungen zwischen dem Reich u. den beteiligten Verwalt. unter Einführ. des Maschinenbetriebs übernommen. Mit dem Ausbau der in Angriff genommenen Bauten (der Staustufen Ladenburg u. Wieblingen, Neckarsulm u. Horkheim für Grossschiffahrt u. Wasserkraftnutzung sowie der Staustufe Oberesslingen zunächst als Wasserkraftanlage u. der Fortführung der Bauarbeiten für 0 die Neckarverlegungen bei Unter- u. Obertürkheim) werden von der 200 km langen Gesamtstrecke rd. 60 km für die 1200 t-Schiffahrtsstrasse fertiggestellt bzw. vorbereitet u. 3 von dem nach der Denkschrift des Reichsverkehrsminist. vom Jahre 1920 durch die Neckarkanalisierung im Jahresdurchschnitt zu erzielenden Gesamtkraftgewinn mit zus. 58 840 PS oder jährl. 350 000 000 kWh rd. 20 000 PS oder 125 000 000 KWh jährl. gewonnen werden. 1922: Das Bauprogramm wurde zunächst fortgesetzt, gegen Ende des Jahres 1 mussten aber infolge starker Geldentwertung die Bauarbeiten an den Staustufen Laden- burg, Horkheim u. Oberesslingen stillgelegt werden. 1923 wurde die Neckaryerlegung bei Obertürkheim als Teilstück der Staustufe Obertürkheim fertig gestellt u. an den Stau- stufen Wieblingen, Neckarsulm u. Untertürkheim mit guten Fortschritten weitergearbeitet. 1924 konnte das Wehr in Untertürkheim in Betrieb genommen werden. Bis Jahresende. waren auch die Wehre, Seitenkanäle u. Schleusen der Staustufen Wieblingen und 9 Neckarsulm fertiggestellt. Ausserdem wurde mit dem Einbau der Turbinen u. sonstigen 10 maschinellen Einrichtungen in die fertiggestellten Krafthäuser der Staustufen Wieblingen und Neckarsulm begonnen. Seit Herbst 1925 sind die beiden Hauptkraftwerke Schwaben, 1 heim (Staustufe Wieblingen) u. Kochendorf (Staustufe Neckarsulm) im Betrieb, die mit je 3 Turbinen, Zwischengetrieben u. Generatoren ausgestattet sind und eine Leistungs- fähigkeit von 9510 bzw. 8400 PS besitzen; der im Hauptkraftwerk Schwabenheim erzeugte Strom geht vertragsgemäss an die Badische Landeselektrizitätsversorgung A. G. (Baden werk). Das Kraftwerk Kochendorf mit einer durchschnittl. Jahresleistung von 27 Mill. KWh ist an die Grosskraftwerk Württemberg A.-G. Heilbronn verpachtet u. gibt die erzeugte Energie an deren Dampfkraftwerk bei Heilbronn u. an das Elektrizitätswerk Heilbronn ab. Das kleine Kraftwerk am Wehr bei Wieblingen mit einer Leistung von 700 P8 liefert seit Sommer 1925 an die Portland-Cementwerke Heidelberg elektrische Energie. ――§――