Chemische Industrie. 2769 Deutsche Solvay-Werke, Actien-Gesellschaft in Bernburg, Köthensche Str. 1. Gegründet: 22./8. 1885 zunächst auf 50 Jahre; eingetr. 17./9. 1885. Zweck: Fabrikation von Natron-, Kali- u. Chromsalzen; Gewinnung, Verarbeitung u. Ver- trieb der zur Fabrikation genannter chemischer Produkte dienenden Rohstoffe, sowie der aus obiger Fabrikation sich ergebenden Rückstände, und zwar selbst dann wenn die Ges. diese Fabrikation nicht selbst betreibt; Betrieb von Kali-, Steinsalz-, Braunkohlen- u. Stein- kohlen-Bergwerken. Besitztum: Die Ges. besitzt in Anhalt: Bernburg: Sodafabriken, Aetznatronfabrik, Saline, Kalksteinbrüche für eigenen Bedarf, Zementfabrik. – Roschwitz: Kali- u. Steinsalz-Bergwerke mit zwei getrennten Schächten, Chlorkaliumfabrik. – Plömnitz: Solebergwerk mit 2 Schächten. Das Soleberg- werk Plömnitz ist durch 4 Sole-Leitungen von je ca. 9 km Länge mit den Sodafabriken in Bernburg verbunden. – Osternienburg: Elektrolytische Fabrik zur Herstellung von Atzalkalien, flüssig Chlor, Chlorkalk, Chlorprodukte u. Wasserstoff; Arbeiter-Kolonie, ferner Braunkohlenwerke (2 getrennte Schachtanlagen), Dampfziegelei, ausgedehnte Arb.-Kolonie. Die Ges. besitzt in Anhalt 7 Normal-Grubenfelder auf Kalisalze u. Steinsalze bzw. Sole; hiervon ist ein Solefeld noch unverritzt, von den konsolidierten Grubenfeldern auf Kali- u. Steinsalz ist etwa ein Elftel der Fläche in Abbau genommen, aber erst teilweise verhauen; 38 Grubenfelder auf Braunkohle bei Osternienburg mit insgesamt ca. 44 Mill. am Flächeninhalt, davon 8 Felder mit ca. 3 900 000 qm in Abbau, der Rest unverritzt. — Der Grundbesitz in Anhalt beträgt 578 ha. In Bernburg ist eine neue Fabrik mit einer Leistungsfähigkeit von 4000 Monatstonnen Atznatron gebaut worden. Preussen: Peissen (Saalekreis): Kali- u. Steinsalzbergwerk mit einem Schacht. Das Grubenfeld (2 Mill. qm) ist für den Kaliabbau aufgeschlossen, dagegen nicht für Steinsalz- gewinnung. – Micheln (Kreis Calbe a. Saale): Braunkohlenbergwerk mit 2 Schächten, Brikettfabrik (z. Zt. stillgelegt). Mennewitz (Kreis Calbe a. Saale): Braunkohlenbergwerk mit 2 Schächten (z. Zt. stillgelegt). – Rheinberg (Rheinprovinz): Sodafabrik, Saline, Dampfziegelei, Arbeiter-Kolonie. –— Würselen bei Aachen: Sodafabrik. – Borth (Kreis Moers): Doppelschachtanlage zur Gewinnung von Kalisalzen, Steinsalz, Sole u. Steinkohle. – Wallach (Kreis Moers): Doppelschachtanlage zur Gewinnung von Kalisalzen, Steinsalz u. Sole. Der Bergwerksbesitz Borth/Wallach umfasst 40 Normalfelder auf Steinkohle, 39 Normal- felder auf Stein- u. Kalisalze, 1 Normalfeld auf Sole. Diese 80 Konzessionen sind konsolidiert zu den Bergwerken Borth I, Borth II, Wallach I u. Wallach II mit einem Gesamtflächen- inhalt von ca. 175 Mill. qm. Die beiden Borther Schächte stehen im Steinkohlengebirge. Von beiden Schächten aus ist der Steinsalzabbau in Angriff genommen. Die Wallacher Schächte sind nur bis ins liegende Steinsalz abgeteuft. Die Anlage Wallach ist zurzeit stillgelegt. – Der Grundbesitz in Preussen beträgt 1639 ha. Baden: Wyhlen (Bad. Oberland): Sodafabrik, eigene Kalksteinbrüche, Solbohrlochs- betrieb für eigenen Bedarf auf Grund staatl. Verleihungs-Konzessionen, Arb.-Kolonie. –— Grundbesitz: 47 ha. Hamburg: Ammoniakfabrik zur Verarbeitung der Gaswässer der städtischen Gaswerke. Die gesamten Fabrik- u. Bergwerksanlagen der Ges. sind durch eigene Anschlussbahnen mit den Staatsbahnlinien verbunden. – Die Ges. beschäftigt ca. 6000 Arb. u. 600 Angestellte. Beteiligungen: Werra-Werke A.-G. in Buchenau bei Eisenach. Die Ges. besitzt ferner Aktien der Akt.-Ges. Kaliwerke Salzdetfurth. Syndikate: Mit ihrem Hauptartikel Soda gehört die Ges. dem Sodasyndikat sowie dem Aetznatronsyndikat an, deren Leitung in ihren Händen liegt, des weiteren ist die Ges. Mitglied des Kali-Syndikates G. m. b. H., des Steinsalz-Syndikates G. m. b. H., des Mittel- deutschen Braunkohlen-Syndikates G. m. b. H. Der Verkauf einer Reihe von anderen Produkten der Sodafabrikation ist durch Vereinbarungen geregelt. Kapital: RM. 75 000 000 in 74 988 Nam.-Akt. zu RM. 1000 u. 120 Nam.-Akt. zu RM. 100. – Vorkriegskapital: M. 40 000 000. Urspr. A.-K. M. 10 000 000, erhöht 1904 auf M. 40 000 000; dann erhöht von 1920–1922 auf M. 500 000 000 in 500 000 Aktien zu M. 1000 (über Kap.-Beweg. s. Hdb. d. Dt. A.-G. Jahrg. 1927). Lt. a. o. G.-V. v. 30./12. 1924 Umstellung von M. 500 000 000 auf RM. 75 000 000 (20::3) in 500 000 Akt. zu RM. 150. Die Akt. zu RM. 150 wurden 1929 in Akt. zu RM. 100 u. 1000 umgetauscht. Grossaktionäre: Der grösste Teil des A.-K. ist im Besitz der Solvay-Gruppe in Brüssel. Anleihe: M. 20 000 000, davon in Umlauf Ende 1928: M. 18 390 000 aufgewertet auf RM. 2 758 500 in 4½ % Schuldverschreib., rückzahlbar zu 102 %. Aufgenommen lt. G.-V. v. 6./5. 1909. Stücke zu M. 5000, 2000 u. 1000, aufgewertet u, abgestemp. auf RM. 750 bzw. RM. 300 bzw. RM. 150, lautend auf den Namen der Dir. der Disconto-Ges. in Berlin oder deren Order u. durch Indoss., auch Blanko-Indoss. übertragbar. Zs. 1./7. Über die Altbesitz- Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften. 1930. 174