――――― Vorwort zur fünfunddreissigsten Auflage (Band III. So sehr das Finanzprogramm der Reichsregierung als ein erster ernster Schritt zur Ordnung der öffentlichen Finanzen zu begrüssen ist, so wird sich nach Verabschiedung der ca. 30 nötigen Gesetze des neuen Finanzplanes herausstellen, in welch erheblicher Weise die gesamte Industrie wiederum mit neuen Steuern belastet wird. Was helfen da alle Massnahmen, welche die Unternehmungen selbst ergreifen durch Fusionierung gleich- gearteter Betriebe oder teilweise Stillegung unrentabler Abteilungen, wenn diese durch Selbsterhaltungstrieb diktierten Rationalisierungsschritte durch das Auferlegen von immer neuen Steuern wieder illusorisch gemacht werden. Gewiss mögen die augenblicklich in Aussicht gestellten Preissenkungen der Kohlen-, Aluminium., Zement- u. event. auch der Elektroindustrie, sowie die in das Bereich der Möglichkeit gestellten Lohnreduktionen Erleichterungen und vielleicht eine Belebung des allgemeinen Wirtschaftslebens mit sich bringen, jedoch wird die Grundursache immer bleiben die dem Deutschen Reich durch den Young-Plan und nachfolgend der Industrie auferlegten enormen steuerlichen Belastungen. Vor Beseitigung oder Milderung dieser den deutschen Wirtschaftskörper erdrückenden Reparationsabgaben ist wohl kaum in absehbarer Zeit auf eine Rentabilität des grössten Teiles der Aktien-Unternehmungen zu rechnen. Wenn es noch eines Beweises bedarf für die immer mehr um sich greifende Dividendenlosigkeit der Aktiengesellschaften, so ver- weisen wir auf die auf der folgenden Seite veröffentlichte Dividenden-Übersicht für das III. Quartal 1930. Waren es im I. und II. Quartal 1930 schon ca. 45–50 % der Aktien- firmen, die ohne Dividende blieben, so ist dieser Prozentsatz nunmehr auf rd. 60 % gestiegen Von den im letzten Berichtsquartal (Juli-September) durchgeführten grösseren Zusammen- schlüssen seien kurz folgende erwähnt: Sachsenwerk (Dresden) übernahm Pöge Elektrizität (Chemnitz), Deutsche Gold- u. Silberscheideanstalt (Frankf. a. M.) übernahm Holzverkohlungs- industrie (Konstanz), Brandenburgische Elektrizitäts-, Gas- u. Wasser-Werke (Berlin) über- nahm Körting's Elektrizitäts-Werke (Berlin), Schultheiss-Patzenhofer (Berlin). übernahm Ostwerke (Berlin), Brauerei Eiche (Kiel) übernahm Kieler Aktien- Brauerei, Maschinenbau Humboldt (Köln) übernahm Motorenfabrik Deutz (Köln) u. Motorenfabrik Oberursel. Über die grossen Fusionen im Hypothekenbank-Block fällt die Entscheidung am 12. November. Der vorliegende Band registriert im ganzen 3693 Aktien-Gesellschaften. Von diesen befanden sich 169 in Liquidation oder Konkurs und 417 Firmen wurden mit einem kurzen Löschungsvermerk aufgenommen. Die restl. 3107 setzen sich zusammen aus 3045 regulären alten Ges. u. 62 Neugründungen, letztere mit einem Gründungskapital von RM. 237 705 000 gegen das verflossene Quartal mit 62 Neugründungen u. RM. 132 609 900 Gründungskapital. Die Verteilung der bis 15./10. 1930 handelsgerichtlich veröffentlichten 62 Neugründungen auf die einzelnen Branchen ist aus nachfolgender Aufstellung ersichtlich: Ges. Kapital in RMl. Ges. Kapital in RM. Noten-, Kredit- u. Hypoth.- Übertrag 41 76 250 000 Banken, Treuhand-Ges. 5 1 350 000 3 Gas-, Wasser- u. Eiswerke. 2 250 000 Bau-, Terrain- u. Imm. Ges. 12 2 250 000 .. uk-, Guttapercha- u. Bergwerke, Hütten, Salinen 8 Asbestindustrie, Linoleum- Metallindustrie, Maschinen-, fabriken = u. Apparatebau 7 28 850 000 Fil 1 du t „ E 0 1 Elektriz.-Werke, elektrotech. 1= 0 3 9 Industrie, Feinmechanik. 2 5 000 000 % Industrie d. Steine u. Erden 3 150 000 108. Gärten, „ 3 Tentil- u. Bekleid.-Industrie 1 32 000 000 % Chem. Industrie, Dünger, Versicher.-Gesellschaften. Sprengstoff., Zelluloid- Verkehrs-, Transport- und fabriken 5 2 550 000 Lagerhausgesellschaften 0 == = Leder- u. Kunstled.-Fabriken — Brauereien, Getränke- Ind., Papier-Industrie, Zellulose, Mälzereien, Presshefefabr. 3 2 100 000 Strohstoff, Kartonnagen . 1 850 000 Nahrungs- u. Genussmittel, Druck- u. Verlags-Gewerbe, Getreide- u. Futterhandlg., Telegr. u. Annoncen-Büros 3 350 000 Mühlen, Zuckerfabriken. 9 5 700 000 Holzindustrie, Musikwerke 2 2 900 000 Handelsges., Warenhäuser, Fahrzeugbau, Schiffswerften, Konsumvereine 1 ― Automobilindustrie .. — — Verschiedene Gesellschaften 2 150 250 000 Übertrag 41 70 250 000 62 237 705 000 Die Neugründungen der letzten siebzehn Jahre gestalteten sich wie folgt: 1914–1923: 127, 60, 101, 126, 160, 268, 581, 1688, 2856, 7999 Gesellschaften; seit der Stabilisierung: Gründungen Gesellschaften Aktienkapital Gründungen Gesellschaften Aktienkapital 1924 354 RM. 15 343 023 710 1928 361 RM. 792 946 560 1925 386 491 248 584 1929 323 7 455 731 700 .1926 258 3 254 331 350 1930 I.–III. Quart. 192 0 478 455 900 1927 352 3 342 049 858 Den geehrten Direktionen, welche uns bei Herausgabe des Jahrbuches in liebens- würdiger Weise unterstützten, danken wir an dieser Stelle nochmals ganz verbindlichst. Angaben über eintretende Veränderungen werden stets gern entgegengenommen. Berlin, 15. Oktober 1930. Der Verlag. *