4324 Textil-, Kunstseide- und Bekleidungsindustrie. Aetien-Ges. für Schlesische Leinen-Industrie (vormals C. G. Kramsta & Söhne), Sitz in Freiburg (Schles.). (Börsenname: Schles. Leinen-Kramsta.) Gegründet: 3./11. 1871. Zentrale in Freiburg i. Schl., Fabriken in Freiburg, Bolkenhain, Arnsdorf i. Riesengeb., Merzdorf, Kreis Bolkenhain, Polsnitz, Kreis Waldenburg. Zweck: Fabrikat. von Gespinsten aus Werg u. Flachs u. von Geweben. Besitztum: Die Ges. übernahm die Etabliss. von C. G. Kramsta & Söhne in Freiburg i. Schl., Polsnitz, Rudelstadt. Merzdorf, Bolkenhain u. Ketschdorf u. besitzt gegenwärtig in Freiburg eine Flachs- u. Werggarnspinnerei u. mech. Näherei, in Polsnitz eine Garn- u. Stück- färberei, eine Veredlungsanstalt, in Bolkenhain eine Leinen-, Halbleinen- u. Gebild- weberei, in Merzdorf eine Werggarnspinnerei, eine Weberei u. Flachsaufbereitungsanstalt, in Arnsdorf eine Garnbleiche. Ausserdem besitzt die Ges. in Freiburg ein Verwaltungsgebäude mit Lager- u. Versandräumen. In den Werken der Ges. befinden sich 15 000 Flachs- u. Werg- garnspindeln, 1125 Leinen- u. Jacquardwebstühle u. 400 Vorbereitungs-, Farb-, Appretur-, Bleichappretur- u. sonst. Hilfsmaschinen. Die Ges. verarbeitet Strohflachs zu spinnfähiger Faser; sie erzeugt nassgesponnenes Werggarn in den Nummern 6–30, in nassgesponnenen Leinen- garnen die Nummern 10–100. In der Leinenweberei werden Reinleinen, Halbleinen in Breiten von 25–500 em aus rohen, gebleichten oder gefärbten Leinen-, Baumwoll-, Jute- u. Kunstseidegarnen hergestellt. In der Stückbleiche u. Appreturanstalt werden eigene u. fremde Gewebe ausgerüstet. In der Näherei wird jegliche Art Wäsche genäht, um schliesslich gebrauchsfertig dem Handel zugeführt zu werden. Die Fabriken besitzen eig. Schlosser-, Tischler- bzw. Reparaturwerkstätten, die ausschliessl. mit eig. Kraft-, Licht- u. Heizanlagen ausgerüstet sind. Diese umfassen 23 Dampfkessel mit 2721 qm Heizfläche, darunter 3 Babcock- u. Wilcox-Wasserrohrdampfkessel mit Unterwindfeuerung u. Ueberhitzer, 6 Dampfmasch. mit 2660 PS. u. 898 Motoren, 7 Elektro- generatoren, 5 Dynamos, 1 Transformator. Zu den Fabriken gehören 60 Wohnhäuser für Direktoren, Angestellte u. Arb. sowie 3 Mädchenheime u. ein Kinderheim. Die Ges beschäftigt insges. 190 Angestellte u. Meister sowie 2500 Arb. bei Vollbetrieb. Ausserdem sind für die Ges. 120 Handweber als Heimarb. tätig. Der Gesamtgrundbesitz der Ges. umfasst 1 365 299 qm, von denen ca. 90 000 qm bebaut sind; darunter Landwirtschaft in Arnsdorf i. R. etwa 240 Morgen. Beteiligung: Die Ges. ist beteiligt an der H. & F. Wihard A.-G. in Liebau in Schlesien (A.-K. RM. 1 500 000) u. an der Leinengarnvertriebsges. m. b. H., Berlin. Geschäftsjahr 1929: Lt. Geschäftsbericht ging infolge der allgemeinen Wirtschaftskrise der Gesamtwebwarenumsatz der Ges. wertmässig um etwa 20 % zurück, die Umsätze der Spinnereien u. der Garnbleiche infolge der Stillegung der Spinnereien natürlich noch mehr. Dagegen gelang es, den Umsatz der Lohnveredlung um fast 50 % zu steigern. Die vorgesehene Stillegung der Spinnereien ist im Berichtsjahre durchgeführt worden. Die Zusammenlegung der Weberei in den Bolkenhainer Betrieb hat sich als sehr nutzbringend erwiesen. Durch die scharfen Rationalisierungsmassnahmen ist es gelungen, die Fabrikations- unkosten trotz der ungünstigen Ausnutzung wesentlich zu senken. Die Garnbleiche hat mit Verlust gearbeitet, da sie auf den Bedarf der eigenen Weberei u. das Lohnbleich- geschäft beschränkt war u. ihr infolge der Stillegung der Spinnereien der Umsatz der Verkaufsgarne der Spinnereien fast völlig fehlte u. der Umsatz mit der eigenen Weberei stark zurückging. Auch in der Veredlungsanstalt Polsnitz hat sich noch ein, wenn auch verringerter Verlust ergeben, da auch hier der Umsatz mit der eigenen Weberei stark zurückgegangen ist. Die Näherei hat wiederum mit einem kleinen Gewinn gearbeitet. — Bei der Bewertung der Vorräte hat sich gezeigt, dass bei dem katastrophalen Rückgang der Rohstoffpreise die vorjährige Abschreibung nicht ausgereicht hat. u. es wurde deshalb bei der diesmaligen Bewertung durch die Sonderabschreibung auf Vorräte dem sich im Laufe des Jahres 1930 immer weiter fortsetzenden Preissturz Rechnung getragen, obwohl durch diese Sonderabschreibung der nunmehr ausgewiesene Verlust die Hälfte des Aktienkapitals überschreitet. – Die Gesamtschulden sind im Berichtsjahr um etwa RM. 700 000 zurück- gegangen. Der für das Jahr 1929 ausgewiesene Verlust von RM. 1 290 327 ist um rund RM. 1 000 000 niedriger als im Vorjahre, u. es entfallen von ihm RM. 888 472 auf Abschreib. auf Anlagen und Vorräte. Die Ges. beantragt zur Deckung des Gesamtverlustes von RM. 4 175 433 den R.-F. in Höhe von RM. 31 927 heranzuziehen u. den verbleibenden Rest von RM. 4 143 505 auf neue Rechnung vorzutragen. Auch in dem bereits abgelaufenen ersten Halbjahr 1930 lassen die von uns getroffenen Massnahmen trotz der verschlechterten allgemeinen Lage eine wesentliche Besserung gegenüber den Ergebnissen der beiden Vor- jahre erkennen. Kapital: RM. 7 781 000 in 77 760 St.-Akt. zu RM. 100 u. 50 St.- (Schutz-) Akt. zu RM. 100. – Vorkriegskapital: M. 7 500 000. Urspr. M. 10 800 000 in Aktien zu M. 600. 1880–1882 Rückkauf von M. 1 800 000 u. 1889 Rückzahl. von M. 100 auf jede der 15 000 Akt., also von M. 1 500 000 auf verblieb. M. 9 000 000. A.-K. demnach M. 7 500 000. Sodann erhöht von 1920–1924 auf M./135 000 000 in 1500 St-Akt. zu M. 500, 67 260 St.-Akt. zu M. 1000, 60 000 Schutz-St.-Akt. zu M. 1000 u.