Textil-, Kunstseide- und Bekleidungsindustrie. 6065 bei Kempten (Trosselspinnerei), Günzburg a. Donau (Weberei) u. Altenstadt bei Geislingen a. Steig. Zweck: Erzeugung u. Verwertung von rohen u. veredelten Garnen u. Geweben. Betrieb von Baumwolle- Spinnereien u. Baumwolle-Webereien sowie die Veredelung (Bleichung, Färbung u. Appretierung etc.) von Baumwolle-Geweben u. Gespinsten u. die Verwertung dieser verschiedenen Fabrikationsprodukte. Besitztum: Der Grundbesitz der Ges. beträgt insgesamt 223 ha, 28 a, 23 qm, wovon 168 ha, 89 a, 66 qm auf Wasserläufe bzw. Wasserflächen entfallen. Die Ges. besitzt folgende Spinnereien u. Webereien: Kuchen mit 40 492 Spindeln u. 567 Webstühlen, Altenstadt mit 26 152 Spindeln u. 316 Webstühlen, Günzburg mit 908 Web- stühlen, Waltenhofen mit 5692 Spindeln, die zurzeit sämtlich in Betrieb sind. –— Die Ges. besitzt ausgebaute Wasserkräfte für insgesamt 1500 PS maximum. Die Filiale Walthofen entnimmt das Wasser für die Wasserkraftanlage dem Niedersonthofener See, der eine Fläche von 161 ha hat u. Eigentum der Ges. ist. — Für den Antrieb in Kuchen sind einschl. Reserven vorhanden: 5 Wasserturbinen (800 PS), 1 Dampfturbine (1500 PS), 1 Dampf- maschine (700 PS); in Altenstadt 2 Wasserturbinen (300 PS); in Günzburg 2 Wasser- turbinen (300 PS), 2 Dampfmaschinen (370 PS); in Waltenhofen 1 Wasserturbine (100 PS). – Ausserdem besitzt die Ges. insgesamt 48 Wohnhäuser mit 164 Wohnungen. Es werden 170 Beamte u. 1230 Arbeiter beschäftigt. – Die Ges. ist Mitglied des Vereins Süddeutscher Baumwollindustrieller E. V., Augsburg; der Verein bezweckt, die Mitglieder in Wirtschafts- fragen zu beraten u. die Interessen der Textilindustrie zu vertreten. Kapital: RM. 4 005 000 in 3900 St.-Akt. zu RM. 1000, 1000 St.-Akt. zu RM. 100 u. 50 Namens-Vorz.-Akt. zu RM. 100. Von den St.-Akt. lauten die Nr. 1–500 auf Namen, restl. St.-A. sind Inh.-Akt. A.-K. bis 1919 M. 2 000 000 (Vorkriegskapital). 1919 Erhöhung um M. 2 000 000. 1921 erhöht um M. 4 500 000 in 3000 Inh.-Akt., 1000 Nam.-Akt. u. 500 Vorz.-Akt. zu M. 1000. Lt. G.-V. v. 20./12. 1922 erhöht um M. 17 000 000 in 1600 St.-Akt. zu M. 10 000 u. 1000 Vorz.-Akt. zu M. 1000. Lt. G.-V. v. 29./11. 1924 Umstell. von M 25 500 000 auf RM. 4 005 000 (St.-Akt. 6: 1, Vorz.-Akt. 300: 1) in 8000 St.-Akt. zu RM. 60, 6000 St.-Akt. zu RM. 160, 1600 St.-Akt. zu RM. 1600 u. 50 Vorz.-Akt. zu RM. 100. Die Akt. zu RM. 60, RM. 160 u. RM. 1600 sind in solche zu RM. 100 oder 1000 umgetauscht worden. Geschäftsjahr: 1./7.–30./6. Gen.-Vers.: 1930 am 12./11. Stimmrecht: Je RM. 100 St.-Akt. = 1 St.; 1 Vorz.-Akt. = 200 faches St.-Recht in best. Fällen. Gewinn-Verteilung: 10 % z. R.-F., 4 % Div., event. besondere Abschreib. u. Rücklagen, vertragsm. Tant. an Vorst. u. Beamte, 12 % Tant. an A.-R., Rest zur Verf. der G.-V. Bilanz am 30. Juni 1930: Aktiva: Liegenschaften 1 226 786, Masch. u. Einricht. 878 895, Waren 5 019 973, Material. 11 187, Kassa 39 115, Wechsel 168 212, Eff. 177 359, Forder. 2 571 349 – Passiva: A.-K. 4 005 000, Rückl. I 450 000, do. II 800 000, Sonderrückl. 150 000, Delkr. 85 359, Sparkasse 278 623, Verpflicht. 4 199 040, nicht eingelöste Div. 426, Gewinn (wird vorgetragen) 124 427. Sa. RM. 10 092 877. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Abschr. 300 271, Gewinn (inkl. RM. 71 737 Vortrag aus dem Vorj.) 124 427. – Kredit: Vortrag vom Vorjahr 71 737, Betriebserträgn. 352 961. Sa. RM. 424 699. Kurs: Ende 1913: 116 %; Ende 1925–1930: 98, 102, 120, 93, 62.50, 40 %. Notiert in Stuttgart. Zulass. von RM. 1 000 000 Aktien (Nr. 501–1500 zu RM. 1000), Em. v. Dez. 1922, im März 1928 in Stuttgart. Dividenden: 1913/14: 8 %; 1924/25–1929/30: 10, 0, 8, 6, 4, 0 %. Vorz.-Akt. 1924/25 bis 1929/30: 10, 0, 8, 6, 4, 0 %. Vorstand: Emil Waibel; Stellv. Georg Holfeld. Prokuristen: Karl Eichele, A. Eckert, W. Gunzenhausen, Konrad Wagner. Aufsichtsrat: Vors. Geh. Komm.-Rat Gustav von Müller, Herm. Schweitzer, Dr. h. c. Heinr. Blezinger, Geh. Hofrat F. Intelmann, Stuttgart; Hans von Schulthess Rechberg, Dr. Fritz Rieter, Harry J. Syz, Zürich; Adolf Waibel, B.-Charlottenburg; Hans Blezinger (Uhlingen). Zahletellen: Kuchen: Ges.-Kasse; Stuttgart: Deutsche Bank u. Disconto-Ges., Zürich: A.-G. Leu & Co. Aus dem Geschäftsbericht 1929/30: Die ungünstige Geschäftslage, unter welcher die deutsche Baumwollspinnerei u. -Weberei leidet, wurde während des Berichtsjahres nicht gemildert, sondern erfuhr nach einer kurzen Besserung im Herbst 1929 eine Verschärfung. Insbesondere erschwerten die Kreditunsicherheit u. andauernde Zahlungsstockungen den Absatz. Das fortgesetzte Abgleiten der Rohstoffpreise war nicht dazu angetan, die Käufer zur Aufgabe ihrer Zurückhaltung zu bewegen, trotzdem die Preise für Garne u. Gewebe unter dem Drucke der- Absatzstockung der Senkung der Baumwollpreise vorauseilten u. unter die Herstellungskosten fielen. Gegen unsere Aufwert.-Ansprüche u. Forderungen an das Reich sind uns im Laufe des Berichtsjahres RM. 70 799 in Form von Pfandbriefen u. einer Reichsschuldbuchforderung als endgültige Rate zugewiesen worden, welche wir einer- seits auf Konto „Effektenbestände“ aktiviert u. andereits durch Überschreibung auf „Rück- lage II“ verbucht haben. – Im neuen Geschäftsjahr hat der Rückgang der Preise der Rohbaumwolle u. Fabrikate weitere Fortschritte gemacht u. eine Stufe erreicht, welche Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften. 1930 380