Textil-, Kunstseide- und Bekleidungsindustrie. 6069 Leinenindustrie traten zu diesen Schwierigkeiten noch mangelnder Zollschutz für die Flachsspinnerei u. der Verlust umfangreicher Absatzgebiete sowie das Vordringen der Kunstseide u. des weiteren für die schlesische Leinenindustrie die Auswirkungen, die sich aus der veränderten Grenze u. aus der enormen Erhöhung der Eisenbahntarife ergeben. Auf den Rohstoffmärkten setzten überdies in letzter Zeit ganz ausserordentlich starke Preisrückgänge ein. Flachs, Baumwolle u. Jute fielen binnen kurzem rapid u. führten zu einer Entwertung der Läger u. damit zwangsläufig zu sehr beträchtlichen Konjunkturverlusten. Über die einzelnen Werke unserer Gesellschaft haben wir folgendes zu bemerken: Die Röste Schömberg hielten wir während des ganzen Jahres in Betrieb, während die Röste Friedland Anfang Jan. 1930 stillgelegt wurde. Von den Spinnereien hielten wir die Abteil. Christianstadt bis 1./1. 1930, die Abteil. Waldenburg während des ganzen Berichtsjahres im Gange. Bei Aufrechterhaltung beider Betriebe hätte der Garnabsatz infolge der Wirtschafts- depression Schwierigkeiten verursacht. Die Leinenwebereien hatten bei der gesunkenen Kaufkraft weiter Verbraucherschichten in ihrem Absatz schwer zu kämpfen. Wir mussten in unserer Erzeugung immer mehr auf die Fabrikation halbleinener, baumwollener u. kunstseidener Artikel übergehen. Die Webereiabteilung Epner vereinigten wir zur Erzielung von Betriebsersparnissen mit unserem Hauptbetrieb Ober-Leppersdorf. Die Preise für die Fertigfabrikate waren sehr gedrückt; das Fehlen des Exports macht sich für die deutsche Weberei auf dem Inlandsmarkt preislich immer fühlbarer. So produziert die benachbarte tschechoslowakische Weberei mit ihren viel geringeren Löhnen u. Lasten ca. 25 % billiger als Deutschland. Unsere Exportorders können wir zurzeit nur noch von unserer Filial- weberei in Markausch (C. S. R.) ausführen lassen, während wir in den um ein Vielfaches grösseren u. technisch leistungsfähigeren deutschen Webereibetrieben zurzeit absolut nicht exportfähig sind. Die Nebenbetriebe: Bleiche, Färberei, Appretur u. Näherei konnten im Rahmen der eingeschränkten Beschäftigung das ganze Jahr hindurch ausgenutzt werden. Die Abteil. Seidenweberei wurde zur Durchführung organisatorischer Massnahmen u. zur Vermeidung grösserer Lagerbestände vorübergehend stillgelegt. Sie arbeitet zurzeit wieder mit der Hälfte ihrer Kapazität. Den gegenwärtigen Absatzverhältnissen Rechnung tragend, haben wir in allen Ab- teilungen die gebotenen Rationalisierungsmassnahmen durchgeführt. Das ungünstige Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahres ist in der Hauptsache auf Konjunkturverluste an den Gesamtbeständen infolge des unerwartet starken Preisrückganges auf allen für uns in Frage kommenden Märkten zurückzuführen, die nicht zu vermeiden gewesen sind, obwohl wir uns in der Lagerhaltung u. -Ergänzung grösste Reserve auferlegt haben, was auch daraus erhellt, dass wir im Berichtsjahre unsere Gesamtverpflichtungen um ca. RM. 1 100 000 senken konnten. Auf dem Effektenkonto haben wir infolge der Stilllegung der Spinnerei Renner, von der wir annähernd das gesamte Aktienkapital besitzen, unsere Aktienbeteiligung bei dieser Gesellschaft voll abgeschrieben. Nach Vornahme der Ab- schreibungen ergibt sich für dieses Geschäftsjahr ein Verlust von RM. 2 281 954, den wir mit dem Vorjahrsverlust von RM. 2 078 257 auf neue Rechnung vortragen wollen. Zur Beseitigung des nunmehrigen Gesamtverlustes von RM. 4 360 211 auf unser einschliesslich der gewinnberechtigten Genussscheine insgesamt RM. 9 424 000 betragendes Aktienkapital werden wir geeignete Vorschläge dann machen, wenn in der gesamten deutschen Wirtschaft nach Durchführung der gegenwärtig geplanten Regierungsmassnahmen eine Klärung insoweit eingetreten ist, dass man mit einigermassen konsolidierten Verhältnissen rechnen kann, u. wenn speziell in der Leinenindustrie die Zollfrage, die tatsächlich eine Lebensfrage der deutschen Spinnerei ist, gemäss dem Vorschlage des Reichswirtschaftsrats ihre Lösung gefunden hat. Selbstverständlich wird die Verwaltung auch nach wie vor nach streng sachlichen Gesichtspunkten jeden anderen Weg prüfen, der ihr im Interesse des Werkes u. speziell der Aktionäre als gangbar erscheint, u., sich nicht grundsätzlich von Verhandlungen ausschliessen, die eine Besserung der Brancheverhältnisse u. ihres eigenen Unternehmens auf andere Weise erreichen zu können glauben. (In Konkurs.) Über das Vermögen der Ges. wurde am 3./7. 1925 das Konkursverfahren eröffnet. Konkursverwalter: Kfm. Walter Chemnitz, Landeshut i. Schles. Lt. dessen Mitteil. v. 28./10. 1930 erhielten die nichtbevorrecht. Gläubiger insges. eine Quote von 23.67 %. Nach Aufheb. des Verfahrens (13./9. 1929) wurde die Firma gelöscht. Letzte ausführliche Auf- nahme der Ges. s. Hdb. d. Dt. A.-G. Jahrg. 1925. Webwaren-Industrie Akt.-Ges., Landeshut (schles.). C. Graesers Wwe. & Sohn, Akt-Ges. in Langensalza. Gegründet: 29./12. 1921; eingetr. 2./3. 1922. Gründer, Einbringungswerte u. Gründungs- vorgang s. Hdb. d. Dt. A.-G. Jahrg. 1922/3. Zweck: Übernahme u. der Betrieb der bisher von der Firma ,C. Graesers Wwe. & Sohn“ in Langensalza betriebenen mechanischen Baumwollbuntweberei, Handel mit Textilwaren, Erwerb, Bebauung, Veräusser. oder sonst. Verwert. von Grundeigentum für die