760 Textil-, Kunstseide- und Bekleidungsindustrie. J. P. Bemberg, Aktien-Gesellschaft, Sitz in Wuppertal-Oberbarmen, Berliner Str. 100–106. Gegründet: 16./10. 1897, eingetr. 11./11. 1897. Gründung s. Hdb. d. Dt. A.-G. Jahr- gang 1899/1900. Firma bis 19./1. 1903: J. P. Bemberg, Baumwoll-Industrie-Ges. Sitz bis 17./11. 1919 in Oehde. Zweigniederl. in Augsburg-Pfersee. Zweck: Fortführ. der von der früh. Einzelfirma J. P. Bemberg zu Oehde bei Wuppertal- Oberbarmen betrieb. im J. 1792 gegründeten Türkischrotfärberei u. der unter der früh. Firma Mech. Buntweberei Max Triepke zu Pfersee Augsburg betrieb. Weberei als Filiale der Ges. Entwicklung: Die Ges. hat bei der Gründung das von Gust. Platzhoff in Oehde betrieb. Färbereiunternehmen, sowie die von Paul Roesch unter der Firma Mech. Buntweberei Max Triepke in Pfersee bei Augsburg betriebene, Platzhoff u. Roesch gemeinsam gehörigen Weberei erworben. 1897 Ankauf der Firma Thomas & Prevost, Krefeld, die sich mit Halb- seiden-Stück-Färberei, Merzerisierung (d. i. Erzeugung von Seidenglanz auf Baumwolle) u. Färben von Garnen beschäftigte. 1898 Übernahme der Firma Perd. Mommer & Co. in Barmen, die sich mit der Färberei u. Merzerisierung von Stückwaren, der Fabrikation von Spezialmaschinen der Branche befasste. 1918 wurde in Oehde eine Stapelfaseranlage ein- gerichtet; die hierfür bestimmten Masch. wurden später für Kunstseidefabrikation verwandt. Die 1919 angekaufte Fabrikanlage der früheren Hanauer Kunstseidefabrik in Gross-Auheim wurde 1921 mit Nutzen wieder verkauft, da die in Gross-Auheim vorgesehene Vergrösserung sich leichter an anderer Stelle (Oehde) durchführen liess. 1924/25 trat die Ges. in engere Beziehungen zu den Vereinigten Glanzstofffabriken in Wuppertal-Elberfeld. Die Krefelder Filiale wurde in die Bemberg Färbereiges. m. b. H. umgewandelt, ferner die Abt. Maschinen- fabrik in die Bemberg Maschinenbau A.-G. Wuppertal-Langerfeld. Grundstücke u. Fabrik- anlagen von Krefeld blieben Eigentum der J. P. Bemberg A.-G. 1925/26 bedeutende Neuanlagen in Oehde begonnen. Errichtung von Fabriken in Nordamerika, Italien, Frank- reich, England u. Japan für die Herstellung von Kunstseide. —– Seit ca. 20 Jahren be. schäftigt sich die Ges. mit der Herstellung von Kunstseide nach eigenen Patenten (Kupfer- oxyd-Ammoniak-Verfahren im Streckspinnprozess). Besitztum: Die Betriebe der Ges. umfassen die Kunstseidenfabriken in Wuppertal. Oberbarmen, Oehde, Siegburg u. die Weberei in Augsburg. Werk Wuppertal-Oberbarmen. Es ist auf einem 17 100 qm umfass. Gelände er- richtet, wovon 12 900 qm teils mit Sheds, teils mit mehrstöck. massiven Gebäuden mit insges. 24 400 qm Arbeitsfläche überbaut sind. Der Betrieb dient zur Herstell. von Kunstseide nach dem Kupferoxyd-Ammoniakverfahren u. ist mit einer Spinnerei, einer Zwirnerei u. sonst. Nebenbetrieben ausgestattet. Das Werk besitzt eine Kraftzentrale von 720 kW Leistung u. ist ferner an die Städtischen Werke angeschlossen. Zum Werk gehören ein Verwaltungsgebände, in dem auch die Hauptverwalt. der Ges. untergebracht ist, u. 6 Wohn- äuser. Werk Barmen-Oehde. Das Gelände dieses Werks hat 64 000 qm Flächeninhalt, wovon 38 600 qm mit Hochbauten u. Sheds mit zus. 64 800 qm Arbeitsfläche überbaut sind. Hier werden gleichfalls eine Kunstseidenspinnerei u. eine Zwirnerei mit den zu- gehörigen Nebenanlagen betrieben. Die Kraftanlage dieses Werks leistet 800 k W; der weitere Bedarf wird von den Städtischen Werken gedeckt. Es besteht eig. Bahnanschluss mit Gleisanlagen von 3 km Länge. Zum Werk gehören 6 Wohnhäuser, Werk Siegburg. In Siegburg wird auf einem Grundstück von 218 500 qm eine neue Kunstseidenfabrik errichtet, die 1930 in Betrieb genommen werden sollte. Von dem Grundstück sind 22 000 qm größtenteils Sheds mit einer Leistungsfähigkeit von ca. 3500 kg bpro Tag bebaut worden. An Siedlungsgelände sind 110 200 Qm sichergestellt. Werk Augsburg. Das Grundstück dieser Abteil, hat eine Ausdehn. von 15 000 qm, wovon 9000 qm durch die Anlagen der Weberei für kunstseidene Stoffe in Anspruch ge- nommen werden. Gegenwärtig werden 650 Webstühle beschäftigt. Die Antriebskraft wird teils von einer eig. Kraftzentrale von 400 kW Leistung geliefert, teils von ausserhalb bezogen. Auf einem in der Nähe geleg. Grundstück von 30 000 qm Grunafläche ist eine zweite Kunstseidenweberei mit 200 Webstühlen errichtet worden. Zum Werk gehören ein Verwaltungsgebäude u. 6 Beamten- u. Arbeiterhäuser. Ausser der Weberei in Augsburg, die sich mit der Herstell. kunstseidener Gewebe be- schäftigt u. wertvolle Dienste als Propaganda-Weberei leistet, besitzt die Ges. keine weiter- verarbeitenden Betriebe für ihre Kunstselde. Sie verkauft ihre bekannte Bembergkunstseide für die verschiedensten Verwendungszwecke. Am bekanntesten sind Strümpfe u. Krawatten aus Bembergkunstseide neben vielen and, Textilerzeugnissen, zu denen heute an Stelle von Naturseide Bembergkunstseide verwandt wird. Die Wirkereien u. der Absatz von Bemberg- Strümpfen werden nicht von der Ges., sondern von einer Anzahl befreundeter, zu einer Konvention zus. geschlossener Firmen betrieben. –— Auf dem Gebiete der Kupferseide ist die Ges. das international führende Unternehmen. Eine ganze Reihe Verbesser. auf diesem Gebiete, sowie viele maschinelle Neuerungen hat sie durch in- u. ausländ. Patente geschützt, von denen die wichtigsten noch 15 bis 18 Jahre laufen. Die Bemberg-Ges. beschäftigte Anfang 1931 rd. 2000 Angestellte u. Arbeiter.