1366 Nahrungs- u. Genussmittel, Getreide- u. Futterhandlungen, Mühlen. Zuckerfabrik Klein-Wanzleben vorm. Rabbethge & Giesecke A.-G. in Kleinwanzleben, Prov. Sachsen. Gegründet: 29./5. 1885. Die Ges. ist hervorgegangen aus der 1864 gegründeten Firma Rabbethge & Giesecke in Kleinwanzleben. Zweck: Fortbetrieb u. Erweiterung der von der früheren Firma Rabbethge & Giesecke übernommenen Betriebe u. Anlagen. Zucht aller Arten von landwirtschaftl. Nutzpflanzen u. Verwertung der Zuchterzeugnisse; Herstellung von Zucker aus Rüben u. Melasse, gleich- viel mit welchem Verfahren; behufs Beschaffung der erforderlichen Rübenmenge u. für die Saatkulturen landwirtschaftl. Betrieb auf eigenen oder gepachteten Ackern. Besitztum: Der Betrieb gliedert sich in 3 Hauptabteilungen: Landwirtschaft, Zucker- fabrik u. Zuckerrübensamenzucht. Ausserdem werden Kartoffel- u. Getreidezucht sowie Futterrübensamenzucht in besonderen Tochterunternehmungen betrieben. – Der gesamte landwirtschaftl. u. industrielle Grundbesitz der Ges. umfasst etwa 2780 ha Eigentum, von denen 76 ha bebaut sind, u. etwa 3850 ha Pachtländereien. Der Grundbesitz liegt, mit Ausnahme von etwa 312 ha Eigenbesitz in Pommern, gut arrondiert in den Kreisen Wanzleben, Wolmirstedt u. Oschersleben im Bezirk Magdeburg. Die Landwirtschaft wird betrieben auf etwa 6554 ha einschliessl. 211 ha Hofraum, Wege, Gärten u. Wald. Angebaut werden Rüben, Rübensamen, Getreide u. Kartoffeln; ausserdem wird in grossem Umfange Milch- u. Mastwirtschaft betrieben. Es sind vor- handen 5 landwirtschaftl. Brennereien mit einem Gesamtkontingent von 436 243 1 Spiritus, ferner eine Rübenblättertrocknung mit einer Tagesleistung von 1000 dz. Für den Transport der Rüben u. sonstigen Feldfrüchte steht eine Feldbahn von 70 km Gleislänge mit 6 Lokomotiven von zus. 460 PS u. 400 Transportwagen zur Verfügung. In Seehausen, Kreis Wanzleben, wird eine Ziegelei betrieben mit einer Leistung von 3 000 000 Steinen. –— Der Betrieb der Landwirtschaft ist für die Ges. von besonderer Bedeutung als Grundlage für die Rüben versorgung der Zuckerfabrik Klein-Wanzleben u. der Bodezuckerfabrik in Oschersleben a. d. B., welche der Ges. zum grössten Teil gehört u. unter Wertpapiere u. Beteiligungen mit aufgeführt ist, sowie für die Rübensamenzucht. Die Zuckerfabrik ist eine Rohzuckerfabrik mit einer Leistungsfähigkeit von 40 000 Ztr. Rübenverarbeitung in 24 Std.; es können rud. 2 500 000 Ztr. Rüben in einer Kampagne verarbeitet werden. Die Fabrik liefert ihren Zucker auf Verwertungsvertrag an die Zucker- raffinerie Magdeburg, von deren Aktien ein Teil im Besitz der Ges. ist, u. an die Zucker- raffinerie Tangermünde. Die anfallenden Nassschnitzel werden in einer Schnitzeltrocknungs- anlage getrocknet u. die erzeugte Melasse in der als Nebenbetrieb geführten Melassefutter- fabrik weiter verarbeitet. Die Kraftanlage umfasst 5 Dampfkessel mit einer Heigzfläche von 1600 qm, 250 qm Überhitzer u. 1750 qm Economiser, 5 Dampfmasch. mit zus. 700 kW, 1 Turbogenerator 1000 kW. Die Elektromotoren haben zus. eine Leistung von 1000 kW. Ausserdem ist ein Diesel-Drehstrom Aggregat mit 150 kW als Reserve vorhanden. Die elektr. Zentrale der Zuckerfabrik liefert gleichzeitig Strom für die landwirtschaftl. Betriebe. Das Hauptunternehmen liegt am Bahnhof Klein-Wanzleben der normalspurigen Nebenbahn Blumenberg–Eilsleben. Es sind 6000 m eigenes Anschlussgleis vorhanden. Für den Rangierbetrieb werden 2 Lokomotiven von zus. 400 PS gehalten. Die Zuckerrübensamenzucht ist im Jahre 1859 gegründet u. gilt als die älteste plan- mässige Zucht in Deutschland. Das Rübensamengeschäft hat eine sehr grosse Ausdehnung. Soweit die Statistik eine Kontrolle zulässt, hat im letzten Jahre die Ges. mit ihren Tochter- unternehmungen ca. 30 % des gasamten Rübensamenbedarfs der Welt ohne Russland gedeckt. Diesem Teil des Unternehmens dienen Laboratorien, Gewächshäuser, Magazine, Betriebsspeicher u. Lagerspeicher. – Die Ges. beschäftigt 1961 Arbeiter u. Arbeiterinnen u. 296 Angestellte, die fast ausschliesslich in der Ges. gehörenden Werkwohnungen u. Ledigenheimen untergebracht sind. Entwicklung: 1902/03 hat die Gesellschaft die Zuckerfabrik Secehausen, Goedicke & Wilke käuflich erworben mit allen Ländereien von ca. 10 000 Morgen, darunter Pacht der Domäne Dreileben u. des Ritterguts Eggenstedt. Die Zuckerfabrik Seehausen wurde ausser Betrieb gesetzt. 1920/21 Übernahme der Güter Schermeke u. Hornhausen u. des grössten Teils der Anteile der Zuckerfabrik Wrede & Sohn G. m. b. H. Oschersleben. 1929 Übernahme der Rübenverarbeitung der Zuckerfabrik Irxleben; Erwerb des Rübensamen- geschäfts der Firmen Ferd. Heine, Hadmersleben u. Aug. Knoche-Wallwitz G. m. b. H., Hamersleben. Beteiligungen: RM. 650 000 Anteile an der Bodezuckerfabrik G. m. b. H., Oschersleben Gesamtkap. RM. 1 000 000); RM. 343 500 Aktien der Zuckerraffinerie Magdeburg (Gesamtkap. RM. 2 500 000); RM. 722 000 Aktien der Kant-Chocoladenfabrik Aktiengesellschaft in Witten- berg (Gesamtkap. RM. 2 800 000); RM. 254 000 Anteile an der „Ragis- Rabbethge & Giesecke Kartoffelzucht G. m. b. H., Berlin (Gesamtkap. RM. 500 000); RM. 200 000 Anteile an der Rabbethge & Giesecke-Pflug, Saatzucht-G. m. b. H., Berglase (Gesamtkap. RM. 500 000); Pengö 48 000 Aktien der Rabbethge & Giesecke Samenzucht A.-G., Budapest (Gesamtkap- Pengö 120 000), ―――――― an- 0 ――