2976 Gas-, Wasser- und Eiswerke. die betreffenden Städte sich das Recht vorbehalten, bei Ablauf des Vertrags die Gasanstalt mit Rohrnetz anzukaufen. Machen die Städte von diesem Ankaufsrecht keinen Gebrauch, so tritt, falls keine Verlängerungen vereinbart werden, auch nach diesen Verträgen dauernde freie Konkurrenz für die Ges. ein. Auf dem Gebiete der Gasversorgung begründete die Ges. i. J. 1930 die Gasfernversorgung Anhalt u. fügte diese Unternehmung neu dem Kreis der eigenen Betriebe ein. Die Gas- versorgung des engeren mitteldeutschen Gebietes wird in Zukunft in der Weise geführt werden, dass als Grosslieferant die Gasversorgung Magdeburg-Anhalt A.-G. (Gamanag), gestützt auf die Produktionsstätte der Grossgaserei Mitteldeutschland A.-G., die Betriebe: Gasanstalt Dessau für das Stadtgebiet Dessau mit Vororten u. Gasfernversorgung Anhalt für das Gebiet des Freistaates Anhalt mit angrenzenden preussischen Gebietsteilen, be- liefert u. die beiden letzteren der Ges. allein gehörigen Unternehmungen das Verteilungs- geschäft handhabea. Elektrizitätsversorgung: Die Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft versorgt ins- gesamt 345 Städte u. Gemeinden mit Elektrizität. Sie besitzt das Elektrizitätswerk Dessau u. betreibt durch ihre Überlandzentrale Anhalt das in den Kreisen Dessau, Köthen u. Bernburg sowie im Kreise Zerbst errichtete Leitungsnetz, an welches auch die Elektrizitäts- versorgung mehrerer an Anhalt angrenzender Gebietsteile der Provinz Sachsen angeschlossen ist. Die wegen der Elektrizitätsversorgung abgeschlossenen Verträge laufen bezüglich der Stadt Dessau im Jahre 1935, sonst im wesentlichen im Jahre 1970 ab. Die Ges. versorgt ferner eine grössere Anzahl von Gemeinden im Bezirk der Gasversorg. Nowawes u. Hagen- Eckesey, ferner betreibt sie eine Überlandzentrale in den Kreisen IIfeld u. Blankenburg unter der Firma Elektrizitätsversorgung IIfeld-Blankenburg in Nordhausen. Ausserdem besitzt die Ges. in Warschau chemische Fabriken zur Verarbeitung der Nebenprodukte der Gasfabrikation. Die Gasanstalten u. Elektrizitätswerke der Ges. sind auf eigenen Grundstücken erbaut; diese umfassen unter Einschluss des Verwaltungsgebäudes in Dessau einen gesamten Flächenraum von 723 199 qm. In den Verhältnissen bei den Gasanstalten in Warschau, die unter Zwangsverwaltung der Stadt Warschau stehen, ist im Jahre 1929 eine gewisse Klärung erfolgt. Am 1./8. 1929 erging in Genf das Urteil des deutsch-polnischen gemischten Schiedsgerichtes auf die von der Ges. am 23./3. 1925 eingereichte Klage über die Unzulässigkeit der Liquidation deutschen Eigentums in Kongress-Polen. Das Schiedsgericht klärte die Frage dahin, dass die Liqu. in Polen zulässig wäre, jedoch unter § 297h des Versailler Vertrages fliele. Nach dieser Bestimmung würde der Ges. eine volle Entschädigung des Warschauer Besitzes u. der der Ges. entzogenen Jahresgewinne zugestanden haben. Eine neue Situation ergab sich aber sodann durch die Paraphierung des sogenannten deutsch-polnischen Liqu.-Abkommens vom 31./10. 1929, wonach Deutschland dem polnischen Staat gegenüber auf die Ansprüche seiner Staatsangehörigen verzichtet. Durch das deutsch-polnische Liqu.-Abkommen ergab sich die Tatsache, dass das Deutsche Reich die Ges. für ihren polnischen Besitz u. ihre Ansprüche zu entschädigen hat. Da Polen das deutsch-polnische Abkommen erst am 21./4. 1931 ratifi- ziert hat, so kann die Ges. die ihr zustehenden Ansprüche an den Reichsfiskus, die nach dem Reichsgesetz vom 18./3. 1930 in 6 % Schuldbuchforder. des Reiches zu leisten sind, nunmehr verfolgen. Entwicklung: Die Gesellschaft hat bis zum Ausbruch des Krieges in der Hauptsache die Gasversorgung in eigenen Gaswerken in Deutschland u. Osteuropa betrieben u. begonnen, auch Elektrizitätsversorgungsunternehmungen zu errichten u. zu betreiben. Das letzte Werk in Russland, welches sie übernahm, war 1913 das Gaswerk in Odessa. Während des Krieges u. nach dem Kriege hat sie in grossem Umfang u. in führender Weise in Deutschland sich der wirtschaftlichen Organisation von grossen öffentlichen Werken (public utilities) der Gas- u. Elektrizitätsversorgung gewidmet. 80 begründete sie 1917 gemeinsam mit der Provinz Sachsen u. dem Freistaat Anhalt das Elektrizitätswerk Sachsen-Anhalt A.-G. (Esag) in Halle zur Übernahme u. Durchführung der Grosselektrizitäts- wirtschaft in Mitteldeutschland. Ferner rief sie 1918 die Deutsche Gasgesellsehaft A.-G. in Berlin u. die Gasbetriebsgesellschaft A.-G. in Berlin ins Leben zur Übernahme der Anlagen u. Konzessionsverträge der Imperial-Continental-Gas-Association in London in Gross-Berlin. Diese Gründung ist als eine neue Form für öffentliche Versorgungsbetriebe, die sogen. Zwillingsform, vorbildlich geworden und ist nach einer Umgestaltung im 9 afe 1925, die durch das Gesetz über ,Gross-Berlin“ notwendig wurde, in die jetzige Gestal gebracht. Die früheren Verträge der I. C. G. A. in London sind dabei unter zeit- gemässer Anderung bis 31./12. 1975 verlängert. Die Gesellschaft hat die kaufmänniseh u. technische Betriebsführung mit einer angemessenen Vergütung ebenfalls bis 31./12. 1975 erhalten. – Am Niederrhein fasste die Gesellschaft ein grösseres Gebiet für die und Elektrizitätsversorgung zusammen und errichtete zur Erzeugung der Elektrizität as Gross-Kraftwerk Frimmersdorf. Zu diesem Zweck hat sie die Niederrheinischen Licht- 3 Kraftwerke A.-G. in Gladbach-Rheydt (1911), die Niederrheinischen Braunkohlenwerke 3 in Gladbach-Rheydt (1921) und die Westdeutschen Licht- u. Kraftwerke A.-G. in Erke 36 (1923) und die Gas- u. Wasserwerke G. m. b. H. in Grevenbroich (1927) begründet technische u. kaufmännische Führung dieser untereinander organisch verbundenen * 65 nehmungen übernommen. —– Ferner organisierte die Ges. 1924 im benachbarten holländ.