Textil-, Kunstseide- und Bekleidungsindustrie. 4321 Zweigbetriebe befinden sich in Tannenberg b. Langenbielau, Gellenau (Grafschaft Glatz), Augsburg-Pfersee, Berlin-Grünau u. Frankenberg i. Sa. Zweck: Fortführung der bisher unter den Firmen Christian Dierig G. m. b. H. zu Langenbielau, Christian Dierig Werke am Mühlbach, G. m. b. H., Augsburg Pfersee, Baum- woll-Finanz-A.-G. Bremerhaven, Christian Dierig Werke Grünau-Berlin A.-G., Berlin-Grünau, Frankenberger Bleicherei, Färberei u. Appretur A.-G., Frankenberg i. Sa., betriebenen Unternehmungen, ferner der Betrieb von Textilunternehmungen aller Art, der Betrieb aller damit zusammenhängenden Unternehmungen u. die Beteiligung an solchen. Interessengemeinschaftsvertrag: Die Verwaltungen der Christian Dierig A.-G., Langen- bielau, u. der F. H. Hammersen A.-G., Osnabrück, teilten Juni 1930 folgendes mit: Nach langen, bis in 1929 zurückreichenden Verhandlungen ist es gelungen, für das sachliche u. persönliche Zusammenarbeiten beider Unternehmungen, die schon vor Jahren einmal durch eine Interessengemeinschaft verbunden waren, eine neue wirtschaftliche und juristische Basis zu finden. Ausgangspunkt für diese Verhandlungen war auf der einen Seite die Erkenntnis, dass bei der zunehmenden Verschlechterung in der Lage der baumwollverarbeitenden und ausrüstenden Industrie eine Verschärfung der allgemeinen Situation durch einen Kampf zwischen den beiden grössten Unternehm. auf diesem Gebiet im eigenen u. allgemeinen Interesse ausgeschlossen sein müsste, u. auf der anderen Seite die Tatsache, dass die Betriebe gegenseitig eine wertvolle u. weiter ausbaufähige Ergänzung darstellten. Es sprachen u. sprechen jedoch erhebliche Gründe dafür, die Selbständigkeit der Ges. u. damit ihre Individualität aufrecht zu erhalten, u. zwar sind hierfür die zum Teil sehr verschiedene Art der Produktion u. die Verschiedenheit der Verkaufsorganisationen massgebend. Das Ziel der Vereinigung der wirtschaftlichen Interessen unter gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Selbständigkeit beider Unternehm. soll erreicht werden durch die Schaffung einer Dachges., die die Aktien sowohl der Dierig A.-G wie der Hammersen A.-G. im Umtausch gegen ihre eigenen Aktien erwirbt. Für diese Aufgaben hat die Deutsche Baumwoll A.-G. in Osnabrück (Debag), deren Aktien sich vollständig im Besitz der Hammersen A.-G. befanden, den Rahmen abgegeben, wozu sie sich nicht nur durch ihren Bestand an Hammersen-Aktien, sondern auch durch ihre starken Beteiligungen, namentlich an süddeutschen Spinnereien, Webereien u. Ausrüstungsanstalten, besonders eignete. Einem Vertrage zufolge, der am 19./6. 1930 zwischen der Debag und der F. H. Hammersen A.-Ges. in Osnabrück einerseits sowie der Christian Dierig A.-Ges. in Langenbielau u. der Textil-Treuhand G. m. b. H. in Berlin-Charlottenburg, einer Ver- waltungsges. der Familie Dierig, andererseits geschlossen worden ist, wird die Debag zu der Dachges. eines Textilkonzerns ausgestaltet, der ausser den bisherigen Tochterges. der Debag die Dierig-Ges. u. die Hammersen-Ges. umfasst. Zur Aufnahme des RM. 30 000 000 betragenden Kapitals der Dierig A.-G. u. zur Übernahme der im Umlauf befindlichen Hammersen-Aktien hat die Debag ihr Kapital von RM. 6 000 000 auf RM 39 000 000 erhöht. Im Zusammenhang hiermit wurden wichtige, die persönliche Zusammenarbeit gewähr- leistende Massnahmen (Austausch von A.-R.-Mitgl.) getroffen. Näheres über den Interessen- gemeinschaftsvertrag siehe die Abhandlung der Deutschen Baumwoll-A.-G. (Debag) in Osnabrück. Das Fabrikationsprogramm umfasst folgende Erzeugnisse: Garne No. 16– 42, Bleich- u. Farbgarne, Bettinlett, Matratzenstoffe u. sonstige Buntwaren, Weisswaren für Leib- u. Bettwäsche, gefärbte v. bedruckte Futterstoffe, bedruckte Kleider-, Schürzen- u. Hemden- stoffe, gefärbte u. bedruckte kunstseidene Kleider- u. Wäschestoffe, Damaste für Bett- u. Tischwäsche u. Dekorationsstoffe, Künstlerdecken nach dem Spritzdruckverfahren. Buch- einbandstoffe u. Kunstleder. Die Ausrüstungsbetriebe werden sowohl in Lohnarbeit als auch für eigene Rechnung beschäftigt. Besitztum: Die Dierig-Ges. besitzt folgende Betriebsanlagen: Langenbielau. Spinnerei mit 59 548 Spindeln und Zwirnerei mit 1348 Spindeln nebst Spulerei und Haspelei; Garn- färberei, Garnbleicherei, Türkischrot-Färberei, Buntweberei mit 2321 Stühlen nebst Spulerei, Zettelei u. Schlichterei. Ausrüstungsanstalt (477 Maschinen) a) für Baumwollstückwaren mit Bleiche, Stückfärberei für alle einschlägigen Färbungen, Merzerisiereinrichtung, Stoff- druckerei (10 Druckmaschinen), Appreturanstalt u. Spritzmalerei; b) Fabrik für Buch- einbandstoffe u. Kunstleder; c) Näherei. Umfangreiche Lagerhäuser für Roh- u. Hilfsstoffe, Halbfabrikate u. Fertigwaren. Kraftanlage: 5 Dampfkessel von zus. 1930 am Beizfläche, 2 Gegendruckdampfturbinen von zus. 3200 kW Nennleistung, Anschluss an die Uberland- zentrale von 4035 kVA Anschlusswert. Das Werk besitzt weitverzweigte Gleisanlagen mit Reichsbahnanschluss. — Tannenberg bei Langenbielau. Weberei mit 281 Stühlen. Das Werk ist mit einem Anschlusswert von 175 kVA an die Überlandzentrale angeschlossen; daneben sind zwei Heizkessel vorhanden. – Gellenau (Grafschaft Glatz). Weberel mit 1871 Stühlen. Kraftanlage: 4 Kessel von zus. 460 qm Heizfläche u. 1 Dampfmaschine mit 500 PS, Anschluss an die Überlandzentrale mit 960 kVA Anschlusswert. Es besteht Gleisanschluss. – Zweigwerk Mühlbachweberei, Augsburg-Pfersee. Weberei mit 942 Jacquardstühlen. Kraftanlage: 4 Kessel mit zus. 283 qm Heizfläche u. 1 Dampf- maschine mit 250 PS, Anschluss an das Lech-Elektrizitätswerk. Eigener Gleisanschluss. – Zweigwerk Grünauer Bleiche, Berlin-Grün au. Ausrüstungsanstalt mit Bleiche, ppreturanstalt u. Rauherei für Weisswaren aller Art. Der für den Betrieb benötigte Dampf wird von einem benachbarten Werk bezogen; die eigene Kraftanlage steht in Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften. 1931. 271