438 Metallindustrie, Maschinen-, Apparate- u. Fahrzeugbau. Vereinigte Landsberger Pflug- u. Münchener Eggenfabriken Aktiengesellschaft in Liqu., München-Pasing, Parsevalstr. 17. Während die ersten Monate des Geschäftsjahres 1929/30 sich günstig anliessen, trat im Herbst infolge des Getreidepreissturzes eine solche Verminderung der Kaufkraft der Land- wirte ein, dass der Absatz vollkommen ins Stocken geriet u. das Unternehmen auf seinen für den Herbstabsatz vorgearbeiteten Lagerbeständen sitzen blieb. Auch im Auslande war die Wirtschaftslage in den meisten Agrarländern so, dass Lieferungen meist mit grossem Risiko verbunden waren; der Export wurde daher weitgehend eingeschränkt. Durch die grossen Lagerbestände u. den damit verbundenen hohen Zinsendienst wurde die Ges. 80 stark in Anspruch genommen, dass sie sich nur mit Hilfe starker Geldzuschüsse der Gross- aktionäre über Wasser halten konnte. Die Mittel waren gegeben worden, um das Unter- nehmen über den Winter hinüber am Leben zu erhalten u. ihm den Abverkauf seiner Vorräte in der Frühjahrssaison zu ermöglichen. Aber auch im Frühjahr war die Aufnahme- fähigkeit der Landwirtschaft dermassen gering, dass an eine Weiterführung der Ges. nicht mehr zu denken war; Steuern, Zinsen, hohe Lohnsätze machten jede Aussicht, wieder zu normalen Verhältnissen zu gelangen, aussichtslos. Bei der Bilanz musste den niedrigen Verkaufspreisen Rechnung getragen u. daher die Vorräte vorsichtig bewertet werden. Es ergab sich insgesamt ein Verlust von RM. 456 318, der zuzügl. des Verlustvortrages von RM. 315 511 mehr als das halbe Aktienkapital aufgezehrt hatte. Bei Feststellung dieser Ziffern sah sich die Geschäftsführung genötigt, Mitteil. gemäss § 240 HGB. an den Aufsichtsrat zu machen u. eine a. o. G.-V. einzuberufen. Durch diese a. o. G.-V. wurde am 15./7. 1930 die Liquidation der Ges. beschlossen. Liquidatoren: Dir. Paul Raabe, Söcking u. Dir. Reinhard Weinstock, Pasing. Das Pasinger Fabrikgrundstück wurde an die Reichs- bahn verkauft. Dank dem Entgegenkommen des Hauptgläubigers konnte 1930/31 ein er- heblicher Teil der Aktiven u. Passiven abgewickelt werden. Es ist jedoch mit einer längeren Dauer der Liqu. zu rechnen. Der Landsberger Betrieb wird von der Bayerischen Pflugfabrik A.-G.. Landsberg a. L. weitergeführt. Gegründet: 7. bzw. 28./9. 1910; eingetr. 1./10. 1910. Firma bis 23./3. 1921: Münchener Eggenfabrik A.-G. vorm. Fischer & Steffan. Zweck: Herstell. und Verkauf von Masch. und Geräten aller Art. Spez.: Bodenkultur- geräte, insbes. Herstellung von Pflügen, Eggen, Kultivatoren, Jauchepumpen usw. Beteiligungen: Im Jahre 1921 erwarb die Ges. sämtliche Aktien der Bayerischen Pflugfabrik A.-G. in Landsberg a. L. (A.-K. RM. 240 000) u. im Jahre 1923 nahm sie eine ausschlaggeb. Beteilig. an der Bayer. Industrie-Werke A.-G., München-Pasing. Kapital: RM. 700 000 in 5600 St.-Aktien zu RM. 20, 238 St.-Aktien zu RM. 1000 u. 350 Vorz.-Aktien zu RM. 1000. Die Vorz.-Aktien sind mit 8 % Vorz.-Div. und Nachzahl.- Anspruch ausgestattet im Falle der Liquidation der Ges. vorab rückzahlbar mit 100 %. — Vorkriegskapital: M. 1 000 000. Über die Entwicklung des A.-K. s. Näheres im Hodb. d. Dt. A.-G. Jahrg. 1929. Grossaktionäre: Die Mehrheit des A.-K. ist im Besitz der Gebr. Stumm G. m. b. H. in Neunkirchen (Saar). Liquidations-Bilanz am 14. Juli 1931: Aktiva: Werks- u. Büroeinricht. 117 700, Patente 1, Beteil. 321 800, Vorräte 457 647, Kassa, Postscheck u. Bankguth. 8056, Wechsel 19 149, Aussenstände 198 438. – Passiva: Kontokorrent u. Bankschulden 927 276, Akzepte 176 527, Liqu.-F. 18 987. Sa. RM. 1 122 790. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Geschäftsunk. 260 745, Abschr. auf Werks- u. Büroeinricht. 35 459, do. auf Aussenstände 27 019, Lagerverlust 65 979, Liqu.-F. 18 987. – Kredit: Bruttoertrag u. Sondereinnahmen 359 203, Saldoüberschuss am 15./7. 1930 48 987. Sa. RM. 408 190. Kurs: Ende 1925–1926: 8, 17 %. Notiz 1927 an der Münchener Börse eingestellt. Dividenden: 1923/24–1929/30: St.-Akt. 0 %; Vorz.-Akt. 0 %. Aufsichtsrat (mind. 3): Vors. Wirkl. Leg.-Rat a. D. Ferdinand Frhr. von Stumm, Neun- kirchen a. Saar; Alexander Graf von Brandenstein-Zeppelin, Mittelbiberach; Dir. Dr. Ernst Deubert, Neunkirchen a. Saar; Komm.-Rat Andreas Glas, München. Wamsler-Werke, Akt.-Ges. in München, Landsberger Str. 372. (In Konkurs.) Im Betriebsjahre 1930/31 gingen die Umsätze infolge der fortschreitenden Verschlechterung der Wirtschaftslage, der verringerten Kaufkraft der Kundschaft u. der immer fühlbarer werdenden Senkung der Preise sowohl mengen- wie summenmässig immer mehr zurück. Da hierdurch die Geschäftsverluste von Monat zu Monat in bedenklicher Weise anstiegen, glaubte die Vorstandschaft die Verantwortung für weitere Verluste nicht mehr tragen zu können, um so weniger, als die bevorstehenden Wintermonate auch in normalen Zeiten immer als Verlustmonate anzusehen waren. Obwohl aus der geprüften Quartalsbilanz am 30./6. 1931 ersichtlich war, dass noch ein A.-K. von RM. 421 337 übrig blieb, glaubte die Vorstandschaft im Interesse der Gläubiger die Verhältnisse der Firma durch die Süd- deutsche Treuhand-Ges. A.-G. überprüfen u. feststellen lassen zu müssen, wie sich der ――