― 728 Chemische Industrie. wäre, laut Bericht, nur wiederzugewinnen gewesen, wenn die Produktion der Stassfurter Fabrik hätte vergrössert u. zu auskömmlichen Preisen abgesetzt werden können. Infolge Verschärfung der Konkurrenz waren die Preise auf einen unrentablen Tiefstand gesunken, so dass Neuinvestitionen unverantwortl. gewesen wären. Da der ausgebrochene Konkurrenz- kampf sehr erhebliche Verluste brachte, sah sich die Verwalt. gezwungen, den Stassfurter Betrieb stillzulegen. Der Harburger Betrieb arbeitete zufriedenstellend u. erzielte aus- kömmliche Preise. Die Herstellung von Terpentinöl konnte voll durchgeführt werden. Die rückläufige Konjunktur erstreckte sich jedoch in den letzten Wochen auf den Terpentinöl- markt. Infolge dieser Umstände u. der Unmöglichkeit, neue rentable Fabrikationen zu finden, beschloss die G.-V. v. 22./9. 1930 die Auflös. der Ges. Liquidatoren: Wolfgang S. Nagel, Berlin W. 30, Barbarossaplatz 4; W. Kollmann, Hamburg: Die Auflösung und Liquidation der Ges. ist für das Stassfurter Werk endgültig durchgeführt. Das Harburger Werk ist inzwischen ebenfalls aufgelöst, Grundstücke, Masch., Inventar u. Warenvorräte verkauft worden. Von der Forder. an die Stadt Harburg aus dem Grundstücksverkauf in Höhe von RM. 172 236 sind RM. 50 000 bereits gezahlt. Vertragsmässig sind weitere RM. 60 000 am Tahresultimo u. die restl. RM. 62 236 Ende 1932 zu zahlen. — In der G.-V. v. 27./11. 1931 wurde (entgegen der vorgeschlag. 25 % Teilausschütt.) beschlossen. an die Aktionäre eine Teilausschüttung von 30 % vorzunehmen u. die Vorz.-Akt. von RM. 6000 zurückzuzahlen. Es wurde mitgeteilt, dass eine weitere Ausschütt. von 15 % in Aussicht gestellt werden könne. Gegründet: 1872. Sitz bis 1916 in Hamburg. Zweck: Betrieb von chem. Fabriken (Harburg u. Stassfurt), Beteil. an Unternehm. welche auf Gewinnung von Rohprodukten der chem. Branche abzielen u. Handel mit Chemi- kalien. 1926/27 wurde die Kalisalpeterfabrikation wegen Unrentabilität aufgegeben. Die Be- teiligungsquote im Kalisyndikat wurde verkauft. Kapital: RM. 766 000 in 2025 St.-Akt. zu RM. 20, 6390 St.-Akt. zu RM. 50; 1600 St.-Akt. zu RI. 250 u. 300 Vorz.-Akt. zu RM. 20. — Vorkriegskapital: M. 810 000. Urspr. A.-K. M. 900 000, erhöht 1873 auf M. 1 080 000 u. herabgesetzt 1879 auf M. 810 000, dann erhöht von 1919 bis 1923 auf M. 15 500 000 in 1350 St.-Akt. zu M 600, 6390 St.-Akt. zu M. 1000, 1600 St.-Akt. zu M. 5000 u. 300 Vorz.-Akt. zu M. 1000. Lt. G.-V. v. 23./1. 1925 Umstell, von M. 15 500 000 auf RM. 766 000 (St.-Akt. 20: 1, Vorz.-Akt. 50: 1) in 2025 St.-Akt. zu RMI. 20, 6390 St.-Akt. zu RM. 50, 1600 St.-Akt. zu RM. 250 u. 300 Vorz.-Akt. zu RM. 20. Grossaktionäre: Commerz- u. Privat-Bank, Hamburg. Liquidations-Eröffnungsbilanz am 23. Sept. 1930: Aktiva: Grundstücksverkaufs-K. (Harburg u. Stassfurt) 177 237, Masch. u. Inv. Harburg 22 000, do. Stassfurt 8000, Beteil. 3500, Eff. 204, Kassa Harburg 1109, do. Stassfurt 1419, Wechsel 1650, Waren Harburg 90 215, do. Staasfurt 3278, Bankguth. 26 152, Debit. 110 300. – Passiva: Kredit. Harburg 45 914, do. Stassfurt 4698, Dubiose u. Liquidationskosten 30 000, Liquidations-K. 364 453. Sa. RM. 445 065. Liquidationsbilanz am 30. Juni 1931: Aktiva: Grundstücksverkaufs-K. Harburg 122 237, Kassa 6, Bank u. Postscheck 260 450, Debit. 16 963. – Passiva: Kredit. 1556, Rückstell. 27 500, Liquidations-K. 370 600. Sa. RM. 399 656. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Unk. 66 086, Liquid.-Mehrerlös 2076. Sa. RM. 68 162. – Kredit: Überschuss RM. 68 162. Kurs: 1913: 155 %; 1925 –1930: 60, 78, 50, 40, 24, 30 %; 1931 (30./6.): 34.50 %. Notiert in Hamburg. Dividenden: 1912/13: 11 %; 1924/25–1929/30: 0, 5, 0, 0, 0, 0 %. Aufsichtsrat: Vors. Bank-Dir. F. Lincke, Dr. Heinr. Diederichsen, F. H. Witthoeft, A. Bann- warth, Hamburg. Zahlstellen: Ges.-Kasse; Hamburg u. Harburg: Commerz- u. Privat-Bank. F, Thörls Vereinigte Harburger Ölfabriken A.-G. in Harburg-Wilhelmsburg 1, Schlossstr. 6. Gegründet: 7./7. 1906 mit Wirkung ab 1./7. 1906; eingetragen 11./7. 1906. – Zweig- niederlassung in Mannheim. Entwicklung: Seit 1909 Beteilig. an der Baumwollsaatölfabrik F. Thörl G. m. b. H. Anfangs 1917 erwarb die Ges. den Fabrikbetrieb der Firma Agumawerke. Dieser wurde 1925 wieder ab- gestossen. 1916/17 Erwerb der Fabrikanlage der Harburger Stärkefabrik F. Thörl. 1926 wurde die der Ges. angegliederte Weberei einschl. Grundst. u. Geb. an der Broockstr. in Harburg an die Mechan. Treibriemenweberei u. Seilfabrik Gustav Kunz A.-G. in Treuen verkauft. 1929 Erwerb der Anlagen der früh. Ölwerke Teutonia G. m. b. H., von denen der an die Fabrik Schlossstrasse angrenzende Teil zum Ausbau der Lagerungsmöglichkeiten Verwendung gefunden hat, während die am Dampfschiffsweg belegene Extraktionsanlage von der Ges. mit Beginn des Jahres 1930 in Betrieb genommen worden ist. Zweck: Verarbeitung u. Handel von bzw. mit Ölfrüchten, Ölen u. Fetten, Betrieb von allen sonstigen einschlägigen Geschäften. Das Hauptabsatzgebiet für die hergestellten Oele u. Fette ist Deutschland. Export nach Europa und Übersee. Die anfallenden Oelkuchen werden ausser in Deutschland nach Schweden, Norwegen, Dänemark u. Holland abgesetzt.