738 Chemische Industrie. Auflös. d. Ges., da bei der wirtschaftl. Lage keine Aussicht bestände, die stillgelegten Betriebe wieder zu eröffnen. Eine längere Debatte entspann sich um den mit der Anhalti- schen Salzwerke G. m. b. H. geschlossenen I.-G.-Vertrag, der 1927 eine Abänderung erfuhr, die sich nach Ansicht der Opposition ungünstig für die Ges. ausgewirkt habe. Ein Oppo- sitions-Antrag, der den Vorstand beauftragen wollte, sofort gegen die Anhaltischen Salz- werke G. m. b. H. u. die Preussag Schadenersatzklage einzureichen, ferner auf Nichtigkeit des I. G.-Vertrages sowie auf Schadensersatz. wegen Nichterfüll. zu klagen, wurde abgelehnt. Gegen die Beschlüsse wurde seitens der Opposition Anfechtungsklage eingereicht. – Die freien Aktionäre der Ges., deren Akt.-Majorität sich seit einiger Zeit im Besitz der Preussag befindet, hatten im Anschluss an die G.-V. vom 20. Okt. bei dem zuständigen Registergericht verschiedene Anträge gestellt, darunter auf Abberufung der von der Preussag eingesetzten Liquidatoren. Zur Begründung dieser Anträge hatten die freien Aktionäre ausser Vorwürfen gegen die jetzige u. frühere Verwaltung der Ges. geltend gemacht, dass bei den von der Preussag eingesetzten Gesellschaftsorganen die völlige Objektivität nicht gesichert sei. Das Registergericht hat sich dem Standpunkt der freien Aktionäre angeschlossen u. die einge- setzten Gesellschaftsorgane abberufen. Liquidatoren sind nunmehr endgültig: Rechtsanw. Plassmann, Halle a. S., Gr. Steinstr. 77 u. Bücherrevisor Paul Vitense, Dessau. Gegründet: 28./10. 1871. Sitz der Ges. bis 15./12. 1926 in Stassfurt. Zweck: Fabrikation chem. Produkte. Die Ges. stellt her: Blausaure u. cyansaure Salze mit ihren Nebenprodukten, ferner aktive Kohle in verschied. Qualitäten, Pottasche, Schwefel- säure, Superphosphate u. Mischdünger, Bittersalz, Schwefels. Tonerde, Chlorcalzium sowie verschiedene kleinere Präparate. Interessengemeinschaft: Die G.-V. vom 9./2. 1925 genehmigte den Interessen- Gemeinschaftsvertrag mit der Anhaltische Salzwerke G. m. b. H., welcher auf die Dauer von 15 Jahren geschlossen ist. Die Ges. bringt ihre gesamten Anlagen u. Vermögens- werte in die Interessengemeinschaft ein. Hiergegen haben die Anhaltischen Salz- werke es übernommen, die Anlagen der Stassfurter Chem. Fabrik mit erheblichem Kosten- aufwand auf einen modernen Stand der Technik zu bringen u. weiter auszubauen, um die verschied. Verfahren der Stassfurter Chemischen im Gesamtinteresse nutzbar zu machen. An dem Ergebnis der Interessengemeinschaft ist die Stassfurter Chemische derart beteiligt, dass sie jährlich mit 27½ % am Überschuss des Gesamtunternehmens teilnimmt. Kapital: RM. 2 690 800 in 10 000 Akt. zu RM. 100, 4167 Akt. zu RM. 400 u. 1 Vorz.-Akt. zu RM. 24 000, letztere ist mit 6 % (Max.) Vorz.-Div., Nachzahl.-Anspruch ausgestattet u. mit 110 % rückzahlbar. – Vorkriegskapital: M. 4 000 000. Urspr. Kapital M. 1 590000, bis 1912 erhöht auf M. 4 000 000, dann erhöht 1922 auf M. 12 000 000 in 10000 St.-Akt. zu M. 300, 4164 St.-Akt. zu M. 1200, 2 St.-Akt. zu M. 1600, 3332 Vorz.-Akt. zu M. 1200, 1 Vorz.-Akt. zu M. 1600. Kap.-Umstell. lt. G.-V. v. 29./11. 1924 von M. 12 000 000 auf RM. 2 690 800 (St.-Akt. 3: 1, Vorz.-Akt. 166 ⅝: 1) in 10 000 Aktien zu RM. 100, 4167 Akt. zu RM. 400 u. 1 Vorz.-Akt. zu RM. 24 000. Grossaktionäre: Die Aktienmehrheit der Ges. befindet sich im Besitz der Preussischen Bergwerks- u. Hütten-Akt.-Ges. in Berlin. 8 Genussscheine: RM. 2 000 000 in 5000 Stück zu RM. 400. Urspr. M. 6 000 000 in 5000 Stück zu M. 1200 mit Div.-Ber. ab 1./7. 1923 in gleicher Höhe wie die St.-Aktien ohne sonst. Aktionärsrechte. Die Genussscheine sind lt. G.-V. v. 3./11. 1923 begeb. u. wurden den St.-Aktionären im Verh. 2400: 1200, den Vorz.-Aktionären im Verh. 4800: 1200 gratis zur Verfüg. gestellt, wozu M. 5 001 600 Genussscheine benötigt wurden. Die restl. Genuss- scheine übernahm der Vorst. u. A.-R. Lt. G.-V. v. 29./11. 1924 ist der Nennwert jedes Genussscheins von M. 1200 auf RM. 400 umgestellt. – Kurs Ende 1925– 1930: 25.50, 46, 26.75, 16/, 6.50, 4.50 %; 1931 (30./6.): 1 %. Eingeführt in Berlin Juni 1925. Geschäftsjahr: Kalenderj. (bis 1930: 1./7.–30./6.). Gen.-Vers.: Juli-Dez. Stimmrecht: RM. 100 St.-Akt. je 1 St., die Vorz-Akt. zu RM. 24 000 = 13 333 St. Gewinn-Verteilung: 5 % zum R.-F. (Grenze 10 % des A.-K.), 6 % (Max.) Div. an Vorz.- Akt. Der A.-R. erhält eine jährl. Vergüt. bis zu je RM. 1000. Genussscheine erhalten die gleiche Div. wie St.-Aktien. Bilanz am 31. Dez. 1930: Aktiva: Grund und Boden 13 242, Betriebsgebäude 836 301, Masch. u. Apparate 1 329 093, Wohngebäude 82 875, Pferde u. Wagen 1, Wertpapiere 1, Beteil. 4213. Debit. 369 664, (Bürgschaften: 1. für die Goldanleihe des Deutschen Kali- syndikats £ 490 732 = RM. 9 992 151; 2. sonstige $ 402 249 = RM. 1 687 069) Verlust 244 763. – Passiva: A.-K. 2 690 800, R.-F. 35 661, (Genussscheine 2 000 000) noch nicht eingelöste Div. 636, Rückstellung für Steuern 153 056, (Bürgschaften: 1. für die Goldan- leihe des Deutschen Kalisyndikats £ 490 732 = RM. 9 992 151; 2. sonstige $ 402 249 = RM. 1 687 069). Sa. RM. 2 880 153. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Generalunk. 154 667, Abschr. 116 094. – Kredit: Pacht, Zinsen u. sonst. Einnahmen 25 998, Verlust 244 763. Sa. RM. 270 761. Kurs: Ende 1913: 130.50 %; Ende 1925–1930: 38.50, 70, 43, 36, 20, 30.75 %; 1931.(30./6.): 42 %. Notiert in Berlin. Dividenden: 1912/13: 9 %; 1924/25–1929/30: 0, 4, 2, 0, 0, 0 %. Vorz.-Akt. 1924/25 bis 1929/30: 0, 6, 6, 0, 0, 0 %. Genussscheine 1925/26–1929/30: 4, 2, 0, 0, 69―, Vorstand: Bergrat Hans Besserer, Dir. Gustav Werner, stellv. Dir. Dipl.-Kfm. Leo Rohe, Leopoldshall.