1102 Brauereien, Mälzereien, Presshefefabriken, Brennereien, Spirituosen-Industrie. Sinner A.-G. in Karlsruhe-Grünwinkel (Baden). Gegründet: 2./11. 1885; eingetr. 30./11. 1885. Firma bis 24./2. 1920: Ges. für Brauerei, Spiritus- u. Presshefe-Fabrikation vorm. G. Sinner. Zweigniederlass. in Gross-Massow; Niederlass. in Pforzheim, Mannheim, Baden-Baden, Konstanz, Mainz, Marienburg. Zweck: Betrieb von Brauerei (untergärige Biere), Branntwein- u. Presshefe-Fabrikation. Herstellung u. Vertrieb von Nahrungs-, Genuss- u. Futtermitteln, Mälzerei, Müllerei u. Gastwirtschaft, Verwertung der Erzeugnisse u. Handel mit einschläg. Produkten, sowie Reederei u. Spedition. Entwicklung: Im Jahre 1906 gründete die Ges. in Gemeinschaft mit der Firma Paul qulius Stahlberg in Stettin u. der Pommerschen Spiritus Verwertungs-Genossenschaft die Akt.-Ges. ,Stettiner Spritwerke, Vereinig. von Landwirtschaft u. Industrie Akt.-Ges.“ u. brachte in diese Ges. ihre Spiritus-Raffinerien in Stettin u. Neufahrwasser sowie das Lager- haus in Stolp ein. Sie erhielt als Gegenwert hierfür M. 1 400 000 Aktien der Stettiner Sprit- werke u. übernahm ausserdem noch M. 700 000 Aktien dieser Ges. gegen Barzahl. zu 100 %. Im Jahre 1920 wurde der Betrieb der Stettiner Spritwerke mit Ausnahme der Filialfabrik in Neufahrwasser u. der Chemischen Abteilung in Stettin an die Monopolverwaltung auf 10 Jahre verpachtet u. ihr ein Optionsrecht auf die Aktien der Stettiner Spritwerke eingeräumt. Die Chemische Abteilung der Stettiner Spritwerke wurde 1922 unter Mit- wirkung der Pommerschen Spiritus Verwertungs-Genossenschaft in eine neue Gesellschaft, die Stettiner Spritwerke Chemische Abteilung G. m. b. H., umgewandelt. Die G.-V. v. 25./3. 1907 beschloss, sich ab 1./1. 1908 als stille Gesellschafterin mit M. 1 200 000 an dem Betriebe der dem Gen.-Dir. Sinner gehörigen Hittergüter zu beteiligen. Der Besitz um- fasst 3650 ha. Im Jahre 1924 ging das Rittergut RGross-Massow mit der Hefefabrik in den Besitz der Sinner-Ges. über. Ende 1911 erwarb die Sinner-Ges. die Hefefabrik Wilhelm Weitz in Lüneburg, bestehend aus 2 Hefe- u. Spiritusfabriken in Lüneburg u. Neuhaldensleben, mehreren Geschäfts- u. Wohnhäusern in Dresden, Lüneburg u. Altona sowie einem Hefe- produktionsrecht von 20 320 Ztr. jährlich. Das Hefeproduktionsrecht der Lüneburger Brennerei wurde auf die verschied. Fabriken der Sinner-Ges. übertragen u. die Brennerei selbst 1913 verkauft. Die Fabrik Neuhaldensleben wurde betriebsfähig erhalten u. 1920 zu einer modernen Hefefabrik umgebaut. Im Jahre 1914 wurde die Brauerei W. Fels, Karlsruhe, 1918 die Aktienbrauerei Altenburg in Sinzheim u. 1920 die Mühlburger Brauerei vorm. Freiherrl. von Seldeneck'sche Brauerei, Karlsruhe, erworben. Im Jahre 1920 wurde die Lubaner Fabrik (Posen) unter Mitbeteiligung der Sinner A.-G. an die poln. Ges. Lubonska Fabryka Drozdze dawu G. Sinner verkauft. Im Jahre 1921 wurde in Gemeinschaft mit der Akt.- Ges. Nord- u. Süddeutsche Spritwerke u. Presshefe-Fabrik Bast in Nürnberg die Sinner-Bast G. m. b. H. gegründet u. in diese die Hefefabrik in Neuhaldensleben eingebracht. Der Geschäftsanteil wurde im Jahre 1925 verkauft. – Die Beteil. an der Stettiner Spritwerke A.-G. wurde 1928 abgestossen. Anfang 1929 wurde die Konservenfabrik u. Ende 1930 die Mühle u. die Raffinerie in Grünwinkel stillgelegt. – Im Jahre 1931 fiel der Absatz gegen- über dem Jahre 1930 um 36.5 %. Besitztum: Der Grundbesitz der Ges. umfasst eine Fläche von 988 ha 99 a 61 qm, davon entfallen auf Grünwinkel 69 ha 68 a 79 qm (bebaut 22.9 ha), auf Gross-Massow 919 ha 30 a 82 qm (bebaut 2 ha). Etwa die Hälfte des Grundbesitzes Gross-Massow ent- fällt auf Forsten, ca. auf Acker u. der Rest auf Wiesen u. Gärten. Neben der Land- wirtschaft wird eine Hefefabrik, Marmelade- u. Konservenfabrik betrieben. Im Jahre 1926 wurde das an Gross-Massow angrenz. Grundst. „Wussower Mühle“ erworben, bestehend aus 215 Morgen Acker, Wald u. Wiesen u mit einer ständ. Wasserkraft von 50 PS, welche in der Fabrik Verwendung findet. –— Die Fabriken u. Gebäude in Karlsruhe-Grünwinkel bestehen in der Hauptsache aus einer Hefefabrik u. Brennerei, Produktionsfähigkeit: 120 000 Ztr. Hefe u. 3 000 000 Liter Spiritus pro Jahr; einer Spritfabrik (Rektifizieranstalt) mit zwei Rektifizierapparaten, mit 20 000 Litec tägl. Leistungsfähigkeit, einer Roggen- u. Weizenmühle, Gesamtleistungsfähigkeit: 1500 Doppelzentner tägl.; einer Graupenmühle u. Schroterei; einer Brauerei, Leistungsfähigkeit: 150 000 hl jährl., mit automatischer Trommelmälzerei mit 10 Trommeln für je 12 000 kg Gerste tägl. Der Braurechtsfuss beträgt 171 500 hl (Bierabsatz 1929: 134 000 hl). Zu den Brauereianlagen gehören: Sudhausanlage mit Dampfkochung, 2 Eismaschinen, Flaschenreinigung, Dampfmaschine. In Betrieb sind ferner eine Likör- und Nährmittelfabrik sowie eine Glashütte. – Die Kesselanlage besteht aus 6 Hochdruckkesseln mit je 270 qm Heigzfläche u. 5 Niederdruckkesseln von je 100 qm Heizfläche. Durch diese Kessel werden 6 Kraftanlagen mit insgesamt 1800 58 betrieben. Ausserdem werden von der Stadt dauernd 450 PS Strom bezogen. Im ganzen sind 200 Elektromotoren verschiedener Grösse vorhanden. Die Firma besitzt ausserdem 3 eig. Wasserwerke u. in Grünwinkel ein Verwaltungsgebäude, sowie 26 Wohn- häuser für Werksangehörige. Die Ges. besitzt ferner in verschiedenen Städten 52 Anwesen, in denen sie eig. Wirtschaften im Wege der Verpachtung unterhält. Die sonst. Liegen- schaften in Karlsruhe, Baden-Baden, Pforzheim, Konstanz, Mannheim, Berlin, usw. dienen insbes. der Unterbringung der eig. Niederlagen. – Angest. u. Arb.: 220 u. 426. Verbände: Die Ges. ist Mitglied des Hefeindustrievereins in Berlin u. verschiedener anderer Fachverbände.